Süddeutsche Zeitung

Gastronomie:Wenn der kleine Koch auf dem Teller wirbelt

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Bei der Animationsshow "Le Petit Chef" legt eine Zeichentrickfigur die Zutaten auf den Teller - richtig gegessen wird natürlich auch.

Von Franz Kotteder

Wenn man jetzt so mitbekommt, was künstliche Intelligenzen so alles anstellen können, dann mutet einen dieses "Food Event" im Münchner Hilton-Hotel am Tucherpark schon fast etwas nostalgisch an. "Le Petit Chef" heißt die neue Attraktion des Restaurants Tivoli, "der kleine Küchenchef" also. Es handelt sich dabei um eine Art Zeichentrickfilm, der auf die Tische projiziert wird und das gesamte Essen begleitet.

Der kleine Koch, ein bisschen größer als ein Finger, macht dabei eine Reise quer durch Frankreich, hüpft mal von einer grünen Wiese mit Tomaten und frisch gezupften Karotten auf den Teller, mal von einem Boot an der Meeresküste oder auch ganz banal von einer blauweiß-karierten Tischdecke. Mal greift ein Krakenarm nach ihm, dann explodiert ein Benzinkanister - es ist also schon etwas geboten bei diesem Menü-Ereignis, bevor dann die Service-Kräfte des Hilton den Saal betreten und das ganz reale Menü servieren.

Das hat ein echter Küchenchef zubereitet, eng angelehnt an die in der Animation vorkommenden Gerichte, im Münchner Fall handelt es sich um Nikola Kadmos. Der ist allerdings nicht gebürtiger Franzose, sondern Syrer.

Am Vierertisch sitzen die Gäste unter einem Beamer, der die Zeichentrick-Episoden zwischen den insgesamt fünf Gängen auf die weiße Tischdecke wirft. Der kleine Koch legt, eingebunden in eine kurze Geschichte, einige der Zutaten des jeweiligen Gangs auf den Teller, was manchmal zu lustigen Inkonsequenzen führt: In der vegetarischen Variante wirkt es ein bisschen seltsam, wenn zuvor auf dem Teller eine gekochte Languste vom Petit Chef seziert wird. Für Veganer ist das glatt eine Art Splatter-Movie.

Die kulinarische Tour de France führt von der Bretagne mit Burrata, Rucola, Radieschen und Ochsenherztomate ans Meer mit einer Bouillabaisse mit Pulpo und Muscheln (leider ohne Meeresfisch, dafür aber einer anständigen Sauce Rouille) und einer Riesengarnele (statt Languste). Das Hauptgericht ist ein Rinderfilet vom Grill, bevor das Menü dann seinen Abschluss findet mit einer Crème Brûlée von der Tonkabohne.

Ausgedacht hat sich die Geschichte des belgische Künstlerkollektiv Skullmapping im Jahr 2015, seitdem wurde die Show weltweit verkauft und vor allem in Hotelrestaurants gezeigt, es gibt verschiedene Versionen und Menüs. Auch im Münchner Andaz-Hotel am Schwabinger Tor war sie Mitte 2021 schon kurz zu Gast.

Nun kann man natürlich sagen, die französelnde Teller-Show sei etwas für Menschen, die sonst daheim nur essen, wenn der Fernseher läuft, oder die selbst im Gourmetrestaurant nicht davon ablassen können, ständig mit dem Smartphone rumzutindern. Aber ein bisschen ungerecht wäre das schon, denn "Le Petit Chef" bietet kurzweilige Unterhaltung, speziell für Familien.

Richtig günstig ist der Spaß allerdings nicht. Schon für das Kindermenü zahlt man 49 Euro, mittwochs und donnerstags kostet das Erwachsenenmenü 99 Euro (mit Fisch und Fleisch) und 69 Euro (vegetarisch). Freitags und samstags zahlen Erwachsene dann sogar 129 und 89 Euro. Anmelden muss man sich über die Homepage des Münchner Hilton-Hotels, ein spontaner Besuch ist nicht möglich.

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