Süddeutsche Zeitung

Heppel & Ettlich in Schwabing:Theaterkneipe lebt weiter

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"Nach dem Rasierwasser kommt das Parfüm": Aus dem "Heppel & Ettlich" wird "Rohrer & Brammer" - die Kabarettistin Susanne Rohrer und Schauspielerin Christiane Brammer übernehmen die Theaterkneipe.

Nicole Graner

Es kommen wieder zwei. Aber diesmal ein Damenduo. Nach Henry Heppel und Wolfgang Ettlich übernehmen BR-Moderatorin und Kabarettistin Susanne Rohrer und Schauspielerin Christiane Brammer die legendäre Theaterkneipe in der Kaiserstraße 67. Oder wie Susanne Rohrer formuliert: "Nach dem Rasierwasser kommt das Parfüm."

Die beiden Frauen, die auch gemeinsam Kabarett machen, wagen einen neuen Schritt. Am 1. Oktober ist es, nach einer dreimonatiger Renovierung des Hauses, soweit: Der beliebte Schwabinger Kulturtreff soll wieder eröffnet werden. Wohl unter dem Namen "Rohrer & Brammer".

Seit Januar, als Heppel und Ettlich nach 33 Jahren Theaterkneipenbetrieb erklärten, nicht mehr weitermachen zu wollen, spekuliert man in der Szene, was aus dem beliebten Treffpunkt wird. "Leicht haben wir es uns nicht gemacht", sagt Ettlich, "wir haben versucht, einen Wirt zu finden und das Theater doch noch weiterzuführen. Aber es hat nie gepasst." Dann sei man mit dem Damenduo ins Gespräch gekommen. "Wir haben uns nicht direkt gesucht", sagt Ettlich, "aber gefunden."

Wie das Theaterkonzept aussehen wird - Rohrer und Brammer verraten nur wenig. Manche Ideen scheinen noch in den Kinderschuhen zu stecken, "in einem Prozess", wie beide sagen. Auf regelmäßige Fußballübertragungen und Tanzveranstaltungen werden die Stammgäste verzichten müssen. "Aber die bunte Bühne bleibt", sagt Brammer.

Eigenproduktionen, Stücke moderner Autoren, Kleinkunst, Kabarett, Lesungen, ein klassischer Salon, ein Nietzsche-Abend, Kurzeinlagen von Künstlern - alles sei möglich, sagt die Schauspielerin, aber es müsse gut sein. Ob sich die zeitintensiven Berufe der Betreiberinnen und der Betrieb einer Theaterkneipe miteinander vereinbaren lassen, wird sich zeigen. "Wir sind guter Dinge", erklären beide und haben sogar vor, hinter der Theke zu stehen.

Der Vertrag, den sie mit Löwenbräu und Spaten geschlossen haben, läuft zunächst auf drei Jahre. Nun müssen sie wegen städtischer Auflagen erst einmal umbauen. Die alte Lüftungsanlage müsse raus, die Decke erneuert und Schalldämmungen eingezogen werden. "Das Flair eines Schwabinger Wohnzimmers soll aber bleiben", sagt Rohrer. Gast- und Theaterraum sollen, so Brammer, eine "Synthese ergeben".

Jeder, der hier hereinkomme, solle wissen, dass er in einem Theater sei. Das alte Inventar, ohne das das Heppel nicht vorstellbar war, wird versteigert. Auch einen neuen Wirt haben die beiden mit im Boot. Alpenländische Küche steht dann auf der Karte.

So richtig können "Wolle" und "Henni" ihr Baby in der Kaiserstraße noch nicht loslassen. Auch wenn sich Ettlich nun hauptsächlich seiner Filmerei widmen will. "Es ist richtig, dass wir aufhören", sagt der 61-Jährige, "aber ich sehe unser Team, das so gut funktioniert, und hätte so viele Ideen." So sucht er also trotzdem nach einem neuen Theaterraum. Der Versuch, das Theater 44 zu übernehmen, ist gescheitert. Noch bis zum 30. Juli wird aber im alten Heppel gespielt. Und auf dem Schwabinger Straßenfest wird es Heppel-T-Shirts geben mit dem Aufdruck: "Vorwärts! Und nichts vergessen!"

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Quelle:
SZ vom 18.05.2009/sonn
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