Süddeutsche Zeitung

Hellabrunn:Tierpark treibt den Bau eines neuen Parkhauses voran

Lesezeit: 2 min

Von Heiner Effern

Der Tierpark treibt den Bau eines neuen, großen Parkhauses weiter voran. Möglichst schon im Herbst soll der Stadtrat beschließen, die Planungen zu beginnen, die in die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans münden sollen. Als erstes soll dafür untersucht werden, inwieweit das FFH-Schutzgebiet am Standort an der Siebenbrunner Straße unterhalb der Isarböschung betroffen wäre oder gar geschädigt würde.

Dazu soll ein Verkehrskonzept erarbeitet werden, für das brisante Vorschläge aus der Verwaltung kommen: Sie will ein Kombiticket für den Eintritt und die Anfahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr einführen, was der Tierpark bislang stets ablehnte, und den lukrativen Parkplatz direkt an der Isar, den das Rote Kreuz betreibt, zurückbauen und renaturieren.

So steht es im Entwurf für eine Stadtratsvorlage, über die der Planungsausschuss nach jetzigem Stand am 19. September beraten soll. "Das wird der Startschuss sein. Der Tierpark hat seinen Bauwunsch offiziell bei der Stadt eingebracht", sagt Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD), die auch Chefin des Tierpark-Aufsichtsrats ist.

Strobl gilt als Befürworterin des geplanten Parkhauses, das die Kapazität der Stellplätze direkt am Zoo deutlich erhöhen soll. In bisherigen Planungen wurde die Zahl von etwa 1200 Autos genannt, die in der mehrstöckigen Garage Platz finden sollen. Ob diese Menge und der Standort zu halten sind, werden ökologische Untersuchungen ergeben. Das Planungsreferat beurteilt das Bauvorhaben direkt am FFH- und Naturschutzgebiet als kritisch.

Umstritten ist der Parkhaus-Bau auch politisch. Die Grünen im Rathaus sind dagegen, die CSU ist dafür und die SPD gespalten. Gegner bezweifeln den Nutzen und halten den Standort in den Isarauen für ungeeignet. "Wir sind strikt dagegen. Es wurden noch lange nicht alle Alternativen ausgeschöpft", sagt etwa Michael Sporrer, SPD-Fraktionssprecher im Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching.

Der Stadtverband der SPD fasste 2015 einen Beschluss gegen das Parkhaus, der örtliche Landtagsabgeordnete und Münchner Parteivize Florian von Brunn kämpft ebenfalls dagegen. Strobl und die SPD-Stadtratsfraktion dagegen halten es für unumgänglich, gerade den Besuchern aus dem Umland auch an Tagen mit hohem Andrang genügend Parkplätze zur Verfügung zu stellen. An etwa 30 Tagen im Jahr reiche die jetzige Kapazität nicht aus, was zu Verkehrschaos in den angrenzenden Vierteln führe.

Ein neues Verkehrskonzept mit Kombiticket fände auch Tierpark-Aufsichtsratsmitglied und Grünen-Stadträtin Kathrin Habenschaden gut. "Das fordern wir schon lange." Doch bisher lehnte der Tierpark das ab.

Ein gutes Gesamtkonzept für den öffentlichen Nahverkehr könnte das neue Parkhaus überflüssig machen, ist sich Habenschaden sicher. Auch SPD-Mann Sporrer und seine Mitstreiter halten ein neues, Millionen teures Parkhaus für "ein völlig falsches Zeichen", wenn in der Stadt gerade die Verschmutzung der Luft durch Autos so heftig thematisiert werde wie kaum jemals zuvor.

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Quelle:
SZ vom 09.08.2017
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