Süddeutsche Zeitung

Maxvorstadt:Zest - eine Bar für alle

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Japanischer Whiskey und Feierabendbier: Im Zest ist für jeden Geschmack etwas dabei - noch. Ende des Jahres wird die Bar schließen, obwohl ihr Konzept seit 30 Jahren funktioniert.

Von Katharina Hamel

Cocktailbar, Restaurant, Fußballkneipe und Café-Atmosphäre - das Zest in der Adalbertstraße erfüllt viele Wünsche. Und das schon seit 30 Jahren. Dieses Mal müsste diese Kolumne eigentlich Absacker oder Letzte Runde heißen statt Happy Hour. Denn voraussichtlich Ende dieses Jahres gehen im Zest die Lichter aus. Also: schnell noch hin, bevor es zu spät ist.

Dass mit dem Zest etwas fehlen wird, zeigt sich Besuchern schnell: An einfachen Holztischen sitzt am Abend eine Gruppe Studenten bei Mojitos zusammen. Neben ihnen verspeisen ältere Herrschaften in feinem Zwirn Lendensteak mit Portweinschalotten und Bratkartoffeln (20,90 Euro). An einem der Stehtische trinkt jemand ein schnelles Feierabendbier, weiter hinten im Laden versammeln sich Fußball-Fans vor einer Leinwand, um ein FC-Bayern-Spiel zu verfolgen. All diese Menschen in einem einzigen Lokal zu vereinen, kann gehörig schiefgehen. Im Zest geht das Konzept auf.

Das englische Wort Zest bedeutet übersetzt etwa Würze, Anreiz oder Schwung. Die in Beige- und Brauntönen gehaltene Einrichtung ist unauffällig. Das gedimmte Licht und leise Musik schaffen eine gemütliche Atmosphäre, um eine lange Kneipen-Tour durch die Maxvorstadt zu starten oder am selben Fleck bis in die Nacht zu quatschen.

Vielleicht bezieht sich die Würze im Namen des Lokals aber auch viel mehr auf den Inhalt der Getränkekarte. Die lange Weinkarte kann sich sehen lassen. Eine umfangreiche Gin-Auswahl gibt Anlass für ausgiebige Gin-Tonic-Testreihen. Und unter den Whiskys finden sich sogar Tropfen aus Japan.

Der Brandy Alexander schmeckt hervorragend schokoladig

Neben absoluten Cocktail-Klassikern wie Piña Colada und Sex on the Beach gibt es auch die Halbklassiker, jedoch keine Eigenkreationen. Der Kellnerin zufolge ist der Gin Basil Smash (8 Euro), ein Cocktail mit Gin, Limettensaft, Zucker und Basilikum, absolut zu empfehlen. Leider ist das Kraut aus, sodass die Entscheidung doch auf einen Brandy Alexander (8 Euro) mit Brandy, Kakaolikör, Sahne und Muskatnuss fällt. Er wird in einer eisgekühlten Cocktailschale serviert und schmeckt hervorragend schokoladig. Als Hausbier schenkt das Zest das leicht herbe Memminger aus (3,90 Euro für 0,4 Liter).

Im Zest ist für jeden Geschmack etwas dabei - noch. Das Haus, in dem sich das Bar-Restaurant befindet, soll abgerissen werden.

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Quelle:
SZ vom 08.04.2016
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