Süddeutsche Zeitung

Haidhausen:Die Spatzen pfeifen schon vom Dach

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Nach gut eineinhalb Jahren Bauzeit steht die Casa Don Bosco auf dem Gelände der Salesianer kurz vor der Fertigstellung

Von Alfred Dürr, Haidhausen

Für eine Schrecksekunde hält Architekt Helm Andreas Heigl inne. Ein griesgrämig dreinblickender Mann nähert sich der "Casa Don Bosco" an der Auerfeldstraße, beim Schwester-Eubulina-Platz. "Sind Sie etwa dafür verantwortlich?", fragt er barsch und zeigt auf die Fassade mit den markanten Giebeln und den hohen Bogenfenstern. Als Heigl nickt, hellt sich das Gesicht des Passanten auf: "Wunderbar, das passt ins Viertel. So müsste in München gebaut werden." Dieses Haus hier habe mehr Ausstrahlung als der mächtige Neubau-Wohnblock der "Welfenhöfe" gleich gegenüber, urteilt der Mann.

Das ist eine Reaktion, die der Architekt schon öfter gehört hat. Nach gut eineinhalb Jahren Bauzeit ist die "Casa", für die rund zehn Millionen Euro investiert wurden, auf dem Gelände der Salesianer nahezu fertig. Bald soll die offizielle Eröffnung gefeiert werden.

Unumstritten ist das Projekt mit seiner außergewöhnlichen Architektur freilich nicht. Heigl und sein Kollege Guido Beckert wollten bewusst an die Vergangenheit mit ihrer neoromanischen Bebauung erinnern. Auf dem Areal stand von Mitte des 19. Jahrhunderts an ein Krankenhaus. Die imposante Anlage wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Der neue Gebäudekomplex, der Platz für Kinderbetreuungseinrichtungen, Räume für die Förderschule und Wohnungen für Erzieher bietet, ist keine Rekonstruktion. "Er trägt eine Erinnerung", sagt Heigl. In der Stadtgestaltungskommission kam das nicht so gut an. Der Entwurf sei "an den Haaren herbeigezogen", kritisierte Stadtheimatpfleger Gert Goergens. Lob äußerte die Vorsitzende des Bezirksausschusses, Adelheid Dietz-Will. Die Bürger akzeptierten diesen Baustil.

Heigl betont, dass sich die "Casa" gut in die Umgebung des Schwester-Eubulina-Platzes einfüge. Es sei ein städtischer Raum entstanden, den die Bürger bereits für sich erobert hätten. Ansonsten hält es Heigl mit dem Wahlspruch des Jugendseelsorgers und Ordensgründers Don Bosco: "Fröhlich sein. Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen." Ein Spruch, der in großen Lettern schon an der Seitenfassade des Neubaus angebracht ist.

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Quelle:
SZ vom 14.09.2016
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