Süddeutsche Zeitung

Haftstrafe:Räuber will ins Gefängnis

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In Freiheit könne er seine Sucht nicht heilen, fürchtet 26-Jähriger

Er wollte unbedingt in den Knast, das hat Eduard K. nun geschafft: Der gelernte Feinwerkmechaniker überfiel im März dieses Jahres eine OMV-Tankstelle an der Freisinger Landstraße, legte mit seinem Wagen eine filmreife Flucht vor der Polizei hin bis in den Landkreis Pfaffenhofen, verursachte einen Unfall, flüchtete zu Fuß und wurde von der Polizei in einer Mülltonne aufgespürt. Dafür wurde der 26-Jährige jetzt wegen besonders schwerer räuberischer Erpressung, vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs und wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Die dritte Strafkammer am Landgericht München I ordnete zudem die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an. Der Führerschein wurde für zwei Jahre entzogen.

Der Knast, so erzählte Eduard K. vor Gericht, sei quasi die einzige Möglichkeit für ihn gewesen, von den Drogen loszukommen. "Von alleine hätte ich nie eine Therapie geschafft." Eduard K. hat Kinder und eine Lebensgefährtin, er war drogen- und spielsüchtig, und er schaffte es, seine Familie neun Jahre lang anzulügen. Ein Jahr vor dem Überfall verlor er seine Arbeit, "ich fühlte mich von meinem Chef gemobbt", rutschte in eine Depression und "ich wollte meine Probleme mit den Drogen unterdrücken". Und mit den Drogen fühlte er sich "mächtiger, konzentrierter, alles war besser". Doch irgendwann schlug die Stimmung um in Paranoia und Angstzuständen. "Ich wusste nicht mehr, was richtig und falsch war", erzählt er. So sei er auf die Idee mit dem Überfall gekommen. Weil er einerseits Geld benötigte, andererseits zum Drogenentzug in den Knast wollte.

Nach dem Urteil zeigten sich Eduard K. sowie seine Verteidigerin Heidi Pioch mit der Entscheidung zufrieden. Nach der bereits verbüßten Untersuchungshaft könne K. nun in eine Entzugsklinik.

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Quelle:
SZ vom 23.10.2019 / wim
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