Süddeutsche Zeitung

Gräfelfing:"Wir haben gar keine andere Wahl"

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Gräfelfing wird in den nächsten Monaten annähernd 200 Flüchtlinge aufnehmen. Bürgermeisterin Uta Wüst im Gespräch

interview Von Annette Jäger, Gräfelfing

Die Gemeinde Gräfelfing wird in den nächsten Monaten annähernd 200 Flüchtlinge aufnehmen. Auf einem Grundstück an der Großhaderner Straße, in der Nähe des Gewerbegebietes, sollen noch vor dem Winter mehrere Fertighäuser entstehen. Am Montag, 15. Juni, wird Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing) um 19.30 Uhr im Bürgerhaus am Bahnhofsplatz 1 den Bürgern zu diesem Themenkreis Rede und Antwort stehen.

SZ: Haben Sie schon erste Reaktionen von Bürgern erhalten?

Uta Wüst: Einige aus der Nachbargemeinde Martinsried haben angerufen, bislang keine Gräfelfinger. Im Landratsamt ist aktuell von 150 Flüchtlingen die Rede. Die Einrichtung soll aber auf 200 ausgelegt sein, die dann sicherlich auch kommen werden. Das klingt nach viel, ist aber im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung gering. Unseren Plan, die Flüchtlinge dezentral in Gemeindewohnungen unterzubringen, funktioniert aber bei diesen Zahlen nicht mehr. Eine große Einrichtung bringt auch Vorteile: Die Betreuung ist intensiver. Die Gemeinde wird einen zusätzlichen Betreuer einstellen, so dass mehr als der Mindeststandard gewährleistet ist.

Nicht weit weg soll im Planegger Ortsteil Martinsried eine Flüchtlingseinrichtung entstehen. Die Planegger kritisieren die Nähe. Sehen Sie das auch mit Sorge?

Wir haben gar keine andere Wahl. Alle Gemeinden haben nur wenige Flächen zur Verfügung. Wird eine Gemeindewohnung frei, habe ich schon 50 Anfragen von Gräfelfingern auf dem Tisch. Alle Gemeinden werden ihre Unterkünfte aufstocken, so lässt sich eine räumliche Nähe gar nicht vermeiden.

Ein zweiter Standort für eine Unterkunft ist geplant. Wie ist der Stand der Dinge?

Wir sind mit der Michaelskirche in Lochham im Gespräch, denn es gibt ein Grundstück direkt neben der Kirche. Ich würde diesen weiteren Standort begrüßen. Er ist zentral und würde die Unterbringung insgesamt entzerren. Es gibt auch noch Bundeseigentum an der Steinkirchnerstraße. Neben den Künstlerbaracken, die aber erhalten bleiben sollen, gibt es noch viel Platz. Aber hier hat sich noch nichts getan.

Wissen Sie schon, ob Familien in die neuen Unterkünfte einziehen werden?

Das ist noch offen. Mit Familien ist das nicht so einfach, denn Kinder müssen in Kindergarten und Schule gehen, das bringt aber wieder ein neues Platzproblem mit sich. Ich bin auch offen für alleinstehende Männer. Wir haben einen großen Fachkräftemangel im Würmtal. Vielleicht können wir ja hier bei uns jungen Männern einen passenden Ausbildungsplatz anbieten.

Was erwarten Sie sich am Montag?

Ich möchte vermeiden, dass es eine Diskussionsrunde wird. Wir werden informieren und Fragen beantworten, für politische Stellungnahmen ist das nicht der Rahmen. Wir müssen jetzt alle zusammen daran arbeiten, dass das klappt.

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Quelle:
SZ vom 12.06.2015
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