Süddeutsche Zeitung

Gräfelfing:Punktuell leiser

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Gräfelfing rüstet die Brücke an der Maria-Eich-Straße über die Lindauer Autobahn mit Lärmschutzwänden aus

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Die Gemeinde Gräfelfing investiert 1,5 Millionen Euro in Lärmschutzmaßnahmen an der Lindauer Autobahn (A 96). Auswirkungen haben sie aber nur punktuell, vor allem rund um das Portal des Autobahntunnels "Gräfelfing". Bürgermeister Peter Köstler (CSU) hatte in der Sitzung am Dienstag an die Gemeinderäte appelliert, "die Gunst der Stunde zu ergreifen" und Kosten zu sparen. Denn der Tunnel werde 2022 umfassend saniert.

Das Thema Lärmbelastung durch den Autobahntunnel ist in Gräfelfing ein Dauerbrenner. Bisher sind größere Lärmschutzmaßnahmen an den Kosten gescheitert. Eine Machbarkeitsstudie hat vor Jahren dargelegt, dass eine Verlängerung des bestehenden Tunnels als effektivste Maßnahme mehr als 100 Millionen Euro kosten würde. Lärmschutzmaßnahmen muss die Gemeinde komplett alleine tragen, erst wenn die Lindauer Autobahn um eine Spur erweitert wird, entstehen rechtliche Ansprüche gegenüber dem Bund.

Im Moment bleibt da nur das abschnittsweise Vorgehen, das sich jetzt anbietet. Der Tunnel, über den drei Gräfelfinger Straßenzüge führen - die Maria-Eich-Straße, die Rudolf- und die Jahnstraße - wird von kommendem Jahr an bis 2023 von der Autobahn GmbH saniert. "Wir können uns an die Autobahndirektion dranhängen", hatte Köstler schon im Ausschuss gesagt. Die Gemeinde will vor allem Lärmschutzwände am westlichen Tunnelportal auf der Brücke entlang der Maria-Eich-Straße installieren. Die Wände sollen 3,50 Meter hoch werden, transparent sein und Durchblicke erlauben. Ebenso sollen die Lücken zu den bereits bestehenden Lärmschutzwänden, die entlang der Autobahn auf der Böschung zum Tunnel hinführen, geschlossen werden. Dort werden die Wände nur im oberen Abschnitt transparent sein.

Zusätzlich ist geplant, die Innenseiten der Tunneleinfahrt mit schallabsorbierenden Elementen auszukleiden. Nach Möglichkeit soll bei der Sanierung der Tunneltechnik auch eine dauerhafte Geschwindigkeitsmessanlage integriert werden. Diese Idee war schon früher im Gemeinderat diskutiert worden, aber an einer geeigneten Fläche zur Aufstellung der Anlage gescheitert. Nicht zuletzt ist der Flüsterasphalt auf den Fahrbahnen zu erneuern.

Die Auswirkungen der Maßnahmen werden vor allem für das unmittelbare Wohnumfeld deutlich sein. Das legte Andrea Höcker, Schallschutzexpertin beim Büro Möhler und Partner in Augsburg dar: Eine Minderung von 15 Dezibel erleben die unmittelbaren Anwohner auf der Nordseite der Autobahn an der Maria-Eich-Straße im Erdgeschoss, sechs Dezibel sind es auf der südlichen Seite. "Das ist beträchtlich", so Höcker. Allerdings sei eine Lärmminderung in 100 Metern Entfernung von der Autobahn schon nicht mehr spürbar.

Die Gemeinderäte befürworteten die Maßnahmen einstimmig. Mathias Pollok (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing/IGG) betonte, dass weiterhin auch die Ursachen für die Lärmbelastung ins Visier zu nehmen seien. Er sprach sich für Tempo 60 auf dem Autobahnabschnitt aus, so wie es jetzt auch in der Stadt eingeführt worden sei. Köstler versprach, dies zu versuchen.

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Quelle:
SZ vom 29.07.2021
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