Süddeutsche Zeitung

Gräfelfing:Keine Macht dem Frust

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Die Schüler des Kurt-Huber-Gymnasiums ziehen durch die Straßen - gegen Plastikmüll und Rassismus, für Bildung und eine gute Zukunft

Von anette jaeger, Gräfelfing

Sie sind gegen Rassismus und Plastikmüll, der die Weltmeere verschmutzt, sie sind gegen Massentierhaltung, für Menschenrechte, für Bildungsgerechtigkeit und weniger Autos. Und manche auch für ein neues Wahlrecht. Die Schüler des Kurt-Huber-Gymnasiums haben klare Meinungen. Diesen haben sie Ausdruck verliehen beim "KHG Move" am Donnerstag: Fast die gesamte Schule zog mit Plakaten und Transparenten ausgestattet, zum Teil auch in Verkleidungen, mit Trommeln, Pfeifen und lauten Parolen durch Gräfelfing und machte ihre Anliegen publik. "Aufstehen und losziehen für unsere Zukunft", war die Leitidee dahinter. Fast die gesamte Schule hat sich an dem "Move" beteiligt. Jede Klasse hatte ihr eigenes Thema gewählt. Seit Juni haben sich die Schüler immer wieder mit der Aktion beschäftigt, sich auf Themen geeinigt.

Am Dienstag wurden dann Sprechbotschaften formuliert und Verkleidungen kreiert sowie Transparente und Plakate gestaltet. Das Projekt schließt das diesjährige Schulmotto "Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit - Keine Macht dem Frust" ab, sagt Thomas Langhof, einer der Lehrer, der die Aktion mit angestoßen hat. Sie soll das neue Jahresmotto "Gesundheit und Nachhaltigkeit" einleiten. Die Idee für die etwas andere Projektwoche kam aus Schülerkreisen. Die drei Schulsprecherinnen Vivien Greiner, Lea Ochsenkühn und Julia Schwab haben die Aktion schließlich gemeinsam mit einigen Lehrern auf die Beine gestellt. Nicht zuletzt knüpft das Projekt an die Gedenkfeierlichkeiten zum 75. Todestag von Professor Kurt Huber an. Der Namensgeber der Schule hatte sich gegen das NS-Regime gestellt und war von den Nazis hingerichtet worden. Anlässlich des Todestages erschien es angebracht, selbst aufzustehen und seine Meinung kundzutun, erklärt Langhof die Idee.

So stand die Kundgebung im Zeichen der Demokratie: Meinungs- und Versammlungsfreiheit haben die Schüler am Donnerstag direkt erlebt. Die einen haben sich lauter, die anderen leiser geäußert. Manche verteilten auch Flugblätter, auf denen sie ihre Anliegen genauer darlegten. Wer nicht mitmachen wollte oder sich nicht mit dem Thema seiner Klasse identifizieren konnte, durfte auch in der Schule bleiben. In der Bahnhofstraße sorgten die Schüler jedenfalls für Aufsehen und legten den Verkehr lahm. Jetzt bleibt abzuwarten, ob die Aktion auch eine bessere Zukunft beschert.

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Quelle:
SZ vom 28.07.2018
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