Süddeutsche Zeitung

Glasfasernetz:Highspeed fürs Hasenbergl

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Im Norden Münchens bauen die Stadtwerke das Glasfasernetz aus. 70 Prozent der Münchner Haushalte sollen in fünf Jahren besonders schnelles Internet nutzen können.

Von Katja Riedel

Die Stadtwerke München (SWM) bauen in den kommenden fünf Jahren ihr Glasfasernetz aus. Bisher war das besonders schnelle Internet vor allem in Stadtvierteln innerhalb des Mittleren Rings erhältlich, vor 32 000 Häusern liegen die Kabel. Die Bewohner haben bislang die Möglichkeit, bei der SWM-Tochter Mnet einen solchen Anschluss zu buchen. Mnet hat große Teile des Glasfasernetzes von der Konzernmutter gepachtet.

Im Jahr 2021 sollen 70 Prozent der Münchner Haushalte Zugang zu einem "kommunalen Highspeed-Internetzugang" haben, so nennt ihn OB Dieter Reiter (SPD), weil die SWM vollständig in städtischem Besitz sind. 35 000 Gebäude mit mehr als 230 000 Wohneinheiten außerhalb des Mittleren Rings sollen nun hinzu kommen. Insgesamt sollen 2021 etwa 570 000 Haushalte und 81 000 Gewerbetreibende an das besonders schnelle Glasfaser-Internet angeschlossen sein.

Der Ausbau hat nicht nur Freunde, es gibt auch Kritik von privaten Unternehmen

Profitieren können davon nur Kunden der Telekommunikationstochter Mnet. Zwar könnten auch private Unternehmen die Kabel gegen Entgelt nutzen - "sie machen es aber nicht", sagt Mnet-Sprecher Andreas Dietrich, obwohl Mnet das anstrebe. Aktuell würden zwar Verhandlungen mit einigen Unternehmen laufen. Die Deutsche Telekom, die über besonders viele Anschlüsse und ein eigenes Kupfernetz verfügt, habe jedoch bisher kein Interesse gezeigt. Sie will bundesweit ihre alten Kupferleitungen durch eine Technik namens "Vectoring" aufmotzen. Glasfasernetze gelten dennoch als schneller.

Doch der kommunale Netzausbau hat nicht nur Freunde, es gibt auch Kritik von privaten Unternehmen, etwa Kabel Deutschland. Das Unternehmen bietet Geschwindigkeiten bis zu 200 Megabit und nutzt vor allem Fernsehkabel. Wenn es Glasfaser verlegt, muss es diesen Ausbau selbst finanzieren. Das Unternehmen hatte in der Vergangenheit kritisiert, dass kommunale Unternehmen ihre Kabel einfach mit verlegen lassen könnten, wenn die Erde ohnehin aufgebuddelt sei, um zum Gas die Fernwärme zu verlegen. Mnet-Sprecher Dietrich widerspricht Vorwürfen wie diesen: "Es sind ja nicht unsere Kabel. Die SWN nutzen sie für eigene Dienstleistungen, wir haben nur das gepachtet, was sie nicht brauchen. Es stimmt also nicht, dass wir ein gefördertes Modell sind".

Von 2017 an sollen 21 500 weitere Haushalte schnelles Internet haben

Mit bis zu 300 Megabit pro Sekunde sollen zunächst die Menschen im Hasenbergl und im Harthof Zugang zu den schnellen Datenkabeln haben. Hier kommt die Glasfaser noch in diesem Jahr unter die Erde, so sollen von Anfang 2017 an etwa 21 500 Haushalte und fast 1000 Gewerbetreibende Glasfasernetz nutzen können. Danach sollen viele weitere Ausbaustufen folgen, 25 insgesamt, die sind weit über das gesamte Stadtgebiet verstreut und berücksichtigen laut SWM-Chef Florian Bieberbach auch Neubaugebiete, die Gewerbestruktur und andere "lokale Spezifika".

Der Bürgerintitiative "Glasfaserausbau München" geht das nicht weit genug. "30 Prozent alle Münchner bleiben von der Gigabit-Gesellschaft abgeschnitten und müssen mit DSL- und Kabelinternetanschlüssen leben, die 150- bis 210-fach überbucht sind", teilte die Initiative am Freitag mit. Der Ausbau dürfe nicht enden, bevor alle Münchner Haushalte versorgt seien.

Im deutschlandweiten Vergleich stünde München mit 70 Prozent jedoch dennoch ordentlich da: Bisher belegt die Landeshauptstadt schon Platz 17 von 70 Städten. Für OB Reiter gehört der Ausbau zur Digitalisierungsstrategie. Ähnlich sieht es sein Stellvertreter Josef Schmid (CSU): Es gehe auch darum zu verhindern, dass Gewerbetreibende ins Umland abwanderten, wo der Ausbau des schnellen Internet mitunter schon weiter sei als in München.

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SZ vom 06.02.2016
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