Süddeutsche Zeitung

Geplante Vollsperrung:Die Stammstrecke macht 54 Stunden Pause

Lesezeit: 2 min

Von Pia Ratzesberger

Kaum eine andere Bahnstrecke in Deutschland ist so viel befahren wie die zwischen Pasing und Ostbahnhof, alle zwei Minuten fährt dort zu manchen Zeiten ein Zug. 30 Bahnen in einer Stunde. Am kommenden Wochenende aber wird die Münchner S-Bahn-Stammstrecke gesperrt sein, zum zweiten Mal in diesem Jahr. Die Deutsche Bahn will all die Arbeiten erledigen, die im Betrieb immer wieder anstehen: Gleise warten zum Beispiel, die Oberleitungen reparieren, einen Trafo am Hauptbahnhof auswechseln - und auch zwei 25 Tonnen schwere Stahltore besichtigen, die im Untergrund Münchens Bahnen vor einbrechendem Isarwasser schützen sollen.

Von Freitagabend, 20. Oktober, um 22.45 Uhr bis zum Montag, 23. Oktober, um 4.30 Uhr werden keine S-Bahnen mehr fahren, sondern Busse im Schienenersatzverkehr (SEV). Die halten an den gängigen Bahnhaltestellen, bis auf zwei Ausnahmen: Am Marienplatz ist wegen der großen Baustelle der Halt an den Odeonsplatz verlegt und infolgedessen stoppen die Busse auch nicht am Stachus, sondern stattdessen am Lenbachplatz. Alle fünf Minuten wird der Schienenersatzverkehr fahren, nur am frühen Morgen und am späten Abend alle zehn oder fünfzehn Minuten.

Von Pasing bis Ostbahnhof wird ein Bus etwa 50 Minuten brauchen. Schneller geht es vom Ostbahnhof zum Hauptbahnhof und von Pasing zum Hauptbahnhof im Zweifelsfall also mit den Regionalzügen, für die gilt die Sperrung nicht. Die U 5 wird zudem öfter fahren als sonst, am Samstag den Tag über alle fünf Minuten, auch die Trambahnen zwischen Westendstraße und Pasing werden am Samstag und am Sonntag zumindest am Tag alle fünf Minuten verkehren.

Die Deutsche Bahn hatte bereits im Januar angekündigt, die Stammstrecke von nun an zweimal im Jahr stillzulegen, um zu reparieren, zu prüfen. Früher fanden diese Arbeiten über das Jahr verteilt statt, zuletzt allerdings an 230 von 365 Tagen, das war der Bahn zu viel. Jedes Mal hatte man wieder die Maschinen anbringen müssen, die Fahrgäste informieren, die Absperrungen aufbauen - all das kostet. Deshalb werden die Arbeiten nun gebündelt an zwei Wochenenden durchgeführt, einmal im Mai und einmal im Oktober, geplant ist das so erst einmal bis zum Jahr 2022. Für die Fahrgäste sei das sehr viel angenehmer, heißt es bei der Deutschen Bahn, im Mai hatte der Ersatzverkehr auch gut geklappt. Die Busse reichten aus.

Auf die zweite Stammstrecke habe man mit dem neuen Konzept nicht mehr warten wollen, vor allem weil man die Bahn-Linien S 7 oder die S 3 ohnehin nicht über die neue Strecke werde schicken können. Am kommenden Wochenende werden nun bereits Vorarbeiten für den Bau dieses zweiten Tunnels geleistet, zwischen den Haltestellen Laim und Donnersberger Brücke zum Beispiel werden die Böschungen geschnitten.

Auch wollen Mitarbeiter der Deutschen Bahn in diesen Tagen einmal wieder das sogenannte Wehrkammertor besichtigen. Unweit der Haltestelle Isartor nämlich verbergen sich zwei Stahltore im Untergrund, im Jahr 1972 eingebaut. Die Tunnel verlaufen unter dem Fluss, würde Wasser eindringen, könnte es innerhalb kurzer Zeit die Röhren fluten, bis zum Marienplatz drücken und ganze Stationen überschwemmen. Ein Pegelmesser warnt in solchen Fällen, innerhalb von Minuten verschließen die zwei schweren Stahltore dann die Tunnel. Gebraucht wurden sie in den vergangenen Jahrzehnten zwar noch nie. Gewartet werden aber müssen sie trotzdem.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3712595
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 18.10.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.