Süddeutsche Zeitung

Gasteig-Kulturzentrum:Die teuerste Baustelle der Stadt

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Von Dominik Hutter, München

Diskutiert wird schon seit vielen Jahren, jetzt hat der Stadtrat den Grundsatzbeschluss gefasst: Das Kulturzentrum am Gasteig soll von 2020 an komplett saniert werden. Zwar kritisierte die Opposition die bislang noch recht vagen Pläne und die vielen Verzögerungen - letztlich stimmten aber alle Parteien zu, das Kulturzentrum am Isarhochufer wieder auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Zwischen 300 und knapp 550 Millionen Euro soll dies nach ersten, noch nicht belastbaren Schätzungen des Baureferats kosten - je nach Variante. Vom gewünschten Standard wird es auch abhängen, wie lange der Gasteig geschlossen werden muss. Zwei Jahre gelten als Minimum, es können aber auch vier oder fünf werden.

Offen lassen will der Stadtrat vorerst die Frage, welche Verbesserungen im Zuge der Bauarbeiten gleich miterledigt werden. Zwar zeichnet sich eine klare Mehrheit für eine große Lösung ab, zu der dann auch ein Umbau der Philharmonie zu einem akustisch erstklassigen Konzertsaal gehört. Verbindlich festlegen wollten sich die Politiker aber noch nicht - und so bleibt offiziell auch die Grundvariante im Rennen: die simple Sanierung des Bestands, um den Kulturbetrieb aufrechterhalten zu können. Die Verwaltung wird nun den Raumbedarf aller Gasteig-Nutzer abfragen und wünschenswerte Verbesserungen einzeln kalkulieren, damit der Stadtrat abwägen kann, was er oben drauflegen will.

Was wird umgebaut?

Im Gespräch sind neben einer runderneuerten Philharmonie ein Umbau des Carl-Orff-Saals zu einem Multifunktionssaal, der auch als großes Kino dienen könnte, zusätzliche Unterrichts- und Büroräume, die Erneuerung des Dachs und ein modernes Orientierungssystem. Als verbesserungsbedürftig gilt auch die Gestaltung des Eingangsbereichs: Die meisten Besucher kommen vom S-Bahnhof Rosenheimer Platz und betreten das Kulturzentrum durch eine enge und wenig repräsentative Passage.

Grüne und Rosa Liste scheiterten im Stadtratsplenum mit ihrem Versuch, schon jetzt eine Entscheidung für die große Lösung zu fällen. "Wir müssen mehr machen als das, was technisch vorgeschrieben ist", erklärte Fraktionschef Florian Roth. Da sich bislang niemand für die "Kleckervariante" ausgesprochen habe, müsse sie auch nicht mehr weiter geprüft werden. Die Grünen dringen zudem auf eine stärkere Berücksichtigung der privaten Konzertveranstalter und wollen eine Nutzung der Philharmonie als Kinosaal prüfen. Zudem solle das Dach des Gasteigs künftig für jedermann zugänglich sein. Nach Einschätzung von Bürgermeister Josef Schmid (CSU) ist es für derlei Festlegungen aber noch zu früh. Vieles werde sowieso geprüft, wenn die Planungen weitergehen.

Wer zahlt das?

Wie die Sanierung finanziert werden soll, steht offenbar noch nicht fest. Das Gebäude gehört nicht der Stadt, sondern einer Leasinggesellschaft, die dafür pro Jahr knapp 3,3 Millionen Euro Miete kassiert. Nach 2016 steigt die Miete um mehr als das Doppelte auf jährlich knapp 7,3 Millionen an, weil die Leasingfirma einen Kredit tilgen muss. Der Vertrag läuft auf 45 Jahre und endet 2030 - dann kann die Stadt das Erbbaurecht für 14,5 Millionen Euro übernehmen.

Wo finden dann Konzerte statt?

Während der Sanierung des Gasteigs müssen sich die Münchner Philharmoniker (und mit ihnen die Orchester des Bayerischen Rundfunks und die freien Konzertveranstalter), die Zentrale der Stadtbibliothek, die Volkshochschule sowie die Hochschule für Musik und Theater Ausweichquartiere suchen. Besonders schwierig dürfte dies für die Orchester sein, da schon wegen der Akustik nicht jeder Raum infrage kommt.

Nach SZ-Informationen sind bei der Stadt schon diverse Angebote eingegangen. Michael Mattar (FDP) regte an, die Standortsuche für einen neuen Konzertsaal zu beschleunigen. Nur ein solcher Neubau könne während der Schließung des Gasteigs eine "adäquate Alternative" sein. Ob in der Philharmonie künftig auch Filme gezeigt werden, ist unklar. Zwar hat OB Dieter Reiter (SPD) beim Filmfest entsprechende Andeutungen gemacht. Für die Stadträte Richard Quaas (CSU) und Klaus Peter Rupp (SPD) hat allerdings der Konzertbetrieb und damit die Akustik eindeutig Vorrang.

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Quelle:
SZ vom 02.07.2015
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