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Fußball-WM:Ein Riesenzaun gegen Hooligans

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Die Sicherheit bei der Fußball-WM wird mehrere Millionen Euro kosten. Das städtische Gefahrenabwehr-Konzept sieht eine Verstärkung von Feuerwehr und Katastrophenschutz vor - und wohl auch einen umstrittenen Zaun, der das große Fan-Fest im Olympiapark frei von Randalierern halten soll.

Jan Bielicki

Sicherheitsexperten der Polizei forderten am Dienstag im Stadtrat nachdrücklich den Bau eines Sicherheitszauns rund um den Coubertinplatz. Zwischen Olympiastadion, Olympiahalle und Schwimmbad sollen während der WM täglich bis zu 40000 Fußballfans zusammenkommen, um die Spiele auf einer im Olympiasee vertäuten Großleinwand zu verfolgen.

Zaun und strikte Einlasskontrollen seien nötig, um zu verhindern, dass "eine bestimmte Klientel" von Fans Feuerwerkskörper, Waffen und Wurfgeschosse auf den Platz bringe, erklärte Robert Heimberger, Leiter des WM-Vorbereitungsstabes im Polizeipräsidium. Denn klar ist für ihn: "Der Olympiapark wird zur Ersatzspielwiese für die Arena."

Weil es für normale Fußballanhänger schwierig ist, an Karten für die sechs WM-Spiele im Fröttmaninger Stadion zu kommen, erwartet die Polizei, dass die stadiontypischen Fan-Gruppen nun bei freiem Eintritt in den Olympiapark ausweichen. Und während Heimberger bisher keine der Vorrundenbegegnungen in der Arena als Hochrisikospiel einstuft, überträgt die Leinwand im Olympiasee auch Spiele mit englischer, holländischer, italienischer und polnischer Beteiligung - Ländern also, die neben Deutschland als Heimat besonders gewalttätiger Fußballrowdys gelten.

Allerdings setzt Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle darauf, dass die Behörden polizeibekannte Randalierer mit Hilfe von Meldeauflagen, Betretungs- und Reiseverboten gar nicht erst nach München kommen lassen. Einstimmig stellte sich der Stadtrat auch gegen Überlegungen, die Bundeswehr für polizeiliche Aufgaben einzusetzen.

Der Zaun aber bleibt umstritten. Grüne und FDP fürchten um den offenen Charakter des Fan-Festes. Sie scheiterten jedoch mit ihrem Antrag, die Stadt solle auf die Umzäunung verzichten. Die könnte laut Befürchtungen aus dem städtischen WM-Beirat inklusive Sicherheitsdienst bis zu 800000 Euro kosten.

Blume-Beyerle selbst rechnet mit "einer weit niedrigeren Summe" - insgesamt aber mit Millionen, die allein sein Referat für die Sicherheit der WM ausgeben wird. So erhielt die Berufsfeuerwehr Geräte im Wert von einer Millionen Euro. Auch die zur WM bereit gehaltenen Helfer der Freiwilligen Feuerwehr und auswärtiger Rettungsdienste muss die Stadt mit wohl zwei bis drei Millionen Euro bezahlen. "Gesamtwirtschaftlich lohnt sich das für die Stadt aber", meint Blume-Beyerle.

Allerdings kabbeln sich auch die städtischen Kliniken und die Krankenkassen noch darum, wer die zusätzliche Ausrüstung bezahlen soll, die für den Fall eines Anschlags mit vielen Verletzten notwendig ist. Nach einer Katastrophenschutzübung, bei der Rettungskräfte im Oktober einen Anschlag in der Fröttmaninger Arena simulierten, sieht der städtische Branddirektor Wolfgang Schäuble noch Probleme in der Aufnahmefähigkeit der Münchner Kliniken: "Da ist ein Bruch", erklärte er dem Stadtrat. Auch in der Zusammenarbeit der Retter im Stadion selbst offenbarte die Übung noch "kleinere Schwachstellen", die laut Schäuble aber zu beheben sind.

So wird am Stadion noch eine Leitstelle mit fest verlegten Telefonleitungen zu den Behandlungsplätzen rund um die Arena eingerichtet. Dann seien die Retter darauf vorbereitet, binnen kurzem bis zu 1340 Verletzte aus dem Stadion zu bringen, zu behandeln und in die Krankenhäuser zu bringen.

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