Süddeutsche Zeitung

Fürstenried:Mit einem weinenden Auge

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Wegen der Sporthallensanierung muss der TSV Forstenried auf Gelände verzichten - und setzt auf künftig mehr Platz

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Wenn es beim Sportunterricht durchs Dach der Dreifachturnhalle regnet, hört sich das für Außenstehende vielleicht prickelnd an, Schüler und Lehrer finden es nicht so lustig. Das staatliche Gymnasium Fürstenried-West und die benachbarte Joseph-von-Fraunhofer-Realschule haben seit einiger Zeit genau mit diesem Problem zu kämpfen. Deshalb soll die Sporthalle demnächst gründlich saniert werden, anschließend auch der restliche Schulkomplex. Das wird ungefähr fünf Jahre lang dauern.

Damit die notwendigen Baucontainer und später möglicherweise Schulpavillons aufgestellt werden können, wollen das städtische Baureferat und das Referat für Bildung und Sport Teile jenes Geländes an der Graubündener Straße in Beschlag nehmen, das dem TSV Forstenried gehört. Da die Wohnblocks in Fürstenried-West auch vor der geplanten Nachverdichtung des Viertels schon ziemlich dicht beieinander stehen, gibt es kaum andere Ausweichlösungen.

Nicht alle Bürger freut die Entwicklung, sofern sie überhaupt schon davon wissen. Christoph Söllner etwa, Sprecher der Bürgerinitiative Pro Fürstenried, befürchtet, dass ein schulisches "Containerdorf" zum Dauerzustand und größere Teile der Sportanlage endgültig geopfert werden könnten. "Diese Aussicht tut weh, auch wir freuen uns nicht darüber", sagt auch der Präsident des TSV Forstenried, Peter Sopp. Andererseits sieht auch er weit und breit keine Alternative.

Für den TSV Forstenried, mit seinen 17 Abteilungen einer der zehn größten Vereine Münchens, ist die Sporthallen-Frage wie ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sieht er mit Bedauern den hinteren Teil seines Geländes an der Graubündener Straße schwinden, andererseits profitiert neben den Schulen auch er von einer intakten Sporthalle. Denn der TSV ist mit seinen Sparten Handball, Basketball und Volleyball an Werktagen nach 18 Uhr deren Nutzer. Wegen der baulichen Malaise aber seien in letzter Zeit schon komplette Spieltage ausgefallen, beklagt Sopp. An einer "schnellstmöglichen Renovierung" führe kein Weg vorbei, denn es bestehe bereits Verletzungsgefahr.

Für den 1927 gegründeten Verein ist der temporäre oder endgültige Geländeverlust - "das ist noch nicht spruchreif" - insofern gerade noch tragbar, als die beiden Hauptspielfelder der Anlage nicht angetastet werden sollen. Sopp bestätigt, in der Angelegenheit bereits ein "sehr intensives Gespräch" mit Vertretern des Bildungsreferats geführt zu haben. Doch in der Nähe Ersatzgrundstücke für den TSV zu finden, habe sich wegen hoher Kosten oder aus Gründen des Naturschutzes als äußerst schwierig herausgestellt.

Das Bildungsreferat der Stadt hat die Pläne für eine Sanierung der Sport- und Schwimmhalle in Fürstenried-West bestätigt und den "voraussichtlichen" Beginn der Arbeiten für Herbst 2017 angekündigt. Wo die Baustelleneinrichtung letztlich platziert wird, stehe noch nicht genau fest. Das Baureferat macht sich darüber noch Gedanken.

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Quelle:
SZ vom 06.10.2016
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