Süddeutsche Zeitung

Maisach:Elfenkönigin zwischen Kunsthandwerk

Lesezeit: 3 min

Ein Bummel über den Weihnachtszauber führt an Laubsägearbeiten und Ständen mit Elchbratwürsten vorbei mitten hinein in den Zauberwald.

Von Patrick Tietz, Maisach

Die Besucher des "etwas anderen Weihnachtsmarktes" Maisach dürften vom Ambiente ziemlich begeistert gewesen sein: Am Samstag lag der Platz tagsüber bei herrlicher Wintersonne unter einer dicken Schicht Schnee verpackt, und abends tauchte die stimmungsvolle Beleuchtung den Weihnachtszauber in wundervolles weihnachtliches Flair.

Auf dem Markt wurden vor allem Kleinode des Kunsthandwerks angeboten. Beim gemütlichen Schlendern gibt es so ziemlich alles zu entdecken, von Schmuck und Lederwaren über Kleidung bis hin zu Keramik und Küchenartikeln aus Holz. Natürlich werden auch allerhand Dekoartikel präsentiert.

Einer, der dort seine Handwerksarbeiten feilbietet, ist Jörg Bochtler aus Steinheim am Albuch. Zusammen mit seiner Frau fertigt er Feinsägearbeiten an. Dazu sägt er mit einer elektrischen Dekupiersäge filigrane Motive aus Edelhölzern. "Das ist wirklich Handarbeit", betont er. Für eine der größeren Arbeiten kann das schon mal acht Stunden in Anspruch nehmen. Das Ergebnis jedenfalls kann sich sehen lassen. Jörg Bochtler erzählt, dass er sich diesem Handwerk seit rund fünf Jahren hauptberuflich widmet, zuvor war er Gärtner. Zum Feinsägen habe ihn sein Vater gebracht und er habe gefallen daran gefunden. "Sich im Kunsthandwerk kreativ auszutesten ist schöner als Gärtnern. Vor allem, wenn es bei den Leuten gut ankommt - da freut man sich natürlich." Mittlerweile stellt er seine Kunstwerke auf etwa 30 Märkten im Jahr aus, vom Bodensee bis München.

Der klirrenden Kälte kann man gut mit heißen Getränken begegnen. Ein paar Minuten Geduld muss man zwar mitbringen, wenn man sich bei einer der Glühweinbuden anstellt, aber umso wohltuender sind Früchtepunsch und Rebensaft dann.

Auch kulinarisch ist so einiges geboten. Da ist wirklich für jeden was dabei. Egal ob einem der Sinn nach eher klassischen Gerichten wie Schupfnudeln, Knödeln oder Currywurst steht oder nach Ausgefallenem wie Bratwürsten vom Elch oder Wildschwein. Auch Freunde der eher exotischen Kulinarik werden bestens bedient. Unter den Foodtrucks sind auch Anbieter thailändischer und tibetanischer Spezialitäten vertreten. Zum Nachtisch kann sich, wer das will, obendrein Waffeln oder Crêpes gönnen.

Während die Hartgesottenen sich im Freien an festlich dekorierten und beleuchteten Stehtischen tummeln, wärmt sich der Rest bei Speisen und Getränken an Feuerschalen oder in den Zelten und Pagoden auf, die über den Markt verteilt sind. Auch die sind geschmückt und beleuchtet.

Für die Kleinen sind vor allem die Walking Acts ein Highlight. Die Models stellen einen goldenen Engel und die Elfenkönigin dar. Besonders schön an ihrer Arbeit sei, "dass die Kinderherzen höher schlagen und auch die Erwachsenen wieder zu Kindern werden." Wer durch den Zauberwald stapft, kann zudem die Schneekönigin erleben, die auf ihrem Thron verweilt. Dargestellt wird sie von der 34-jährigen Jacqueline, die im Alltag als Büroangestellte arbeitet. Für die Verwandlung von der Büroangestellten zur opulent kostümierten Schneekönigin braucht sie nur 30 bis 45 Minuten: "Wir sind schon eingespielt." Ihre Aufgabe umreißt sie so: "Ich begrüße die Kinder, sitze in meinem Zauberwald und verteile den Schnee. Manchmal wandele ich umher, dann werden Bilder mit den Kindern gemacht."

Im beheizten Himmelszelt gibt es für die Jüngeren zudem allerhand Möglichkeiten, sich bei angenehmen Temperaturen selbst kreativ auszutoben. In der Himmelswerkstatt können die Kinder Geschenktüten und Weihnachtskarten basteln, Armbänder kreieren - oder Kieselsteine aus der Isar mit Blattgold verzieren, wie bei Maren Storke. Um das Blattgold auf den Stein zu übertragen, suchen sich die Kinder zuerst einmal ein Motiv aus. Anschließend wird dieses mit einem Bleistift und einer Pappschablone auf den Stein übertragen. Mit einem Pinsel wird dann Anlegemilch - also eine Art Kleber für Blattgold - aufgetragen und sodann das Blattgold angedrückt und glattgestrichen. Fertig ist das ungewöhnliche wie schöne Souvenir.

Alles in allem ein gelungenes vorweihnachtliches Erlebnis. Das sieht auch Organisatorin Helga Backus so. Ihr Resümee: "Es war ein herrlicher Wintertag. Die Besucher waren glücklich darüber, wie romantisch es ist. Und dann hat sich die Arbeit gelohnt, wenn die Besucher es schön fanden." Auch mit den Besucherzahlen ist sie sehr zufrieden. Und so dürfen sich die Maisacher auch im nächsten Jahr wieder auf ihren etwas anderen Weihnachtsmarkt freuen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5718267
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.