Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Brucker Doppelwumms

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Oberbürgermeister Erich Raff eröffnet am Freitag mit drei Schlägen das Volksfest, seinem Nachfolger Christian Götz reicht beim Anzapfen ein Schlag.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Das erste Mal vor 2800 Zuschauern anzapfen, und das auch noch unter dem kritischen Blick von Luitpold Prinz von Bayern? Müssen einem da nicht die Hände zittern? "Nein, gar nicht", sagt Christian Götz, bevor er zum bayerischen Defiliermarsch der Stadtkapelle mit dem adeligen Brauereichef, dem noch amtierenden Oberbürgermeister Erich Raff sowie Festwirt Jochen Mörz ins Volksfestzelt einmarschiert. Da stehen schon zwei Holzfässer, die sich mit grünen Kränzen hübsch gemacht haben. Eine Anzapf-Premiere mit dem amtierenden und dem designierten OB - der ja erst am 23. Mai vereidigt wird, wenn die zehntägige Sause längst vorbei ist.

Dass Götz cool bleibt und nicht mal heimlich trainieren musste, könnte zwei Gründe haben. Zum einen hat er nicht nur Biologie studiert, sondern "15 Jahre lang in der Gastronomie gearbeitet", wie er verrät. Zum anderen hat er's einfach drauf.

"Drei, zwei, eins", zählt Mörz um kurz nach 19 Uhr herunter, der zuvor den Gästen im vollbesetzten Festzelt einen Zweikampf Raff "gegen" Götz versprochen hatte, so als würden die beiden mit den mächtigen Holzschlegeln gleich aufeinander losgehen. Mit einem einzigen wuchtigen Schlag treibt Götz den Wechsel ins Fass. Erich Raff produziert derweil eine veritable Überschwemmung und macht dem Platzregen draußen vor dem Zelt Konkurrenz. Hat er nun zwei oder drei Schläge gebraucht? Am Tisch der Pfarrjugend Sankt Bernhard, von dem aus man einen exzellenten Blick auf das Spektakel hatte, sind die Meinungen gespalten. Man hat aber alles genau dokumentiert und sichtet das Beweisvideo.

"Eher drei Schläge", stellt eine junge Frau fest. Ist aber eigentlich egal, denn der Auftakt zum Volksfest per Stereo-Anzapfen darf so oder so als gelungen gelten. So sehen das auch die zahlreichen Politiker, die sich unter die Menge gemischt haben. Das Beste verpasst hat freilich ein Stadtrat, der hinter der Theke des Knödelstands steht: Andreas Rothenberger. "Aufs Anzapfen kann ich verzichten", hatte er noch gesagt, "hab' ich schon x-mal gesehen". So eine synchronisierte Vorstellung aber, die gab es noch nie.

Dass man sich freut, endlich wieder gemeinsam zu feiern, wie dies Luitpold Prinz von Bayern auf der Bühne zum Ausdruck bringt, kann auch Rothenberger voll unterschreiben. Der Bierpreis wurde zwar auf 10,80 Euro angehoben, im Vergleich mit der Münchner Wiesn gebe es damit aber weiterhin viel mehr Bier fürs Geld, findet der Chef der König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg.

Das mit dem Feiern nehmen sich schon an diesem Abend alle zu Herzen. Die 40 Bedienungen haben alle Hände voll zu tun, um die Gäste zu versorgen. Die Landjugend Puch schwenkt vorn unter dem Gejohle der Zuschauer ihre Fahne. Und die Stadtkapelle wird am Abend abgelöst von der Partyhit-Band Zruck zu dir.

Bereits am späten Nachmittag hatte alles verheißungsvoll begonnen, trotz der Niederschläge, die getreu des Monats April zwischen Niesel - und Platzregen changierten. 2800 Teilnehmer des Festzugs hielt das nicht ab, gemeinsam vom Alten Rathaus zum Festzelt zu ziehen - Rekordbeteiligung. Angeführt von den Goaßlschnalzern hatte sich der Zug nach dem Standkonzert vor dem Alten Rathaus um 18 Uhr in Bewegung gesetzt. Vertreten waren zahlreiche Fürstenfeldbrucker sowie befreundete Vereine - von den Böllerschützen, die ihre Vorderlader mit Rosen geladen hatten, über die Stadtkapelle mit Klarinetten im Regencape und den zahlenmäßig stark vertretenen Feuerwehren sowie Wasserratten bis hin zu den Amper-Perchten und der Blaskapelle aus Moorenweis. Die Honoratioren ließen sich mit Kutschen chauffieren.

Bis einschließlich Sonntag, 7. Mai, besteht nun Gelegenheit zum gemütlichen Beisammensein auf dem Volksfestplatz. Einer der Höhepunkte des bunten Programms ist gewiss das Aufstellen des Maibaums auf dem Volksfestplatz am Montag von zehn Uhr an per Hand durch die Burschen des Pucher Maibaumvereins. Der Baum, der von der Inninger Landjugend aus dem Fliegerhorst gestohlen worden war, ist längst zurückgebracht und bereits geschmückt worden.

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