Süddeutsche Zeitung

Unternehmen:Breit aufstellen, höher bauen

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Dass die Unternehmen im Landkreis stärker auf regionale Zulieferer setzen wollen ist richtig, dennoch darf die Flächenversiegelung nicht weiter zunehmen

Von Erich C. Setzwein

Die Folgen der Corona-Pandemie sind im großen wie im kleinen Maßstab zu spüren. Der Einzelne darf jetzt erst die Freiheit wiederentdecken, feiern zu gehen oder in ferne Urlaubsländer zu fliegen. Wie lange diese Freiheit gewährt wird, wie schnell eine weitere Viruswelle sie wieder einschränkt, ist ungewiss. Und diese Ungewissheit haben auch viele Firmen im Landkreis, doch sie wollen sich vorbereiten auf coronabedingte Lieferengpässe oder Produktionsausfälle. Das ist unternehmerisch gesehen völlig richtig, und der Wunsch ist nachvollziehbar, die Globalisierung etwas zurückzudrehen. "Re-Regionalisierung" ist eine Aufgabe von Wirtschaft und Staat im Allgemeinen und im Speziellen von den im Landkreis ansässigen Firmen und den Kommunen.

Denn um Lieferketten nicht abreißen zu lassen, werden Vorprodukte und Bauteile wieder mehr in Europa - Deutschland, Bayern, Landkreis Fürstenfeldbruck - gefertigt werden müssen. Firmen müssen entweder neu angesiedelt werden oder mehr Platz bekommen. Und damit würde die zweite Forderung erfüllt, die aus der Unternehmensbefragung hervorgeht: mehr Gewerbeflächen. Das aber kann nicht die Lösung sein.

Fast zwölf Hektar Fläche werden in Bayern immer noch jeden Tag für Siedlungs- und Verkehrsflächen zugebaut. Das sagt das Landesamt für Statistik. Das ist zwar schon deutlich weniger als in früheren Jahren, aber es sind halt auch schon viele freie Flächen weg. Um den massiven und letztlich klimaschädlichen Landverbrauch zu stoppen, sollte zuerst in den vorhandenen Gewerbegebieten nach ungenutztem Platz gesucht werden. So wie auf der ganzen Welt Scouts nach leeren Containern fahnden, um die Transporte zu sichern, so sollte es in den Rathäusern Verantwortliche geben, die die Wirtschaftsförderung mit anderen Augen sehen und nicht jedem neuen Gewerbesteuerzahler auch neue Flächen zugestehen. In die Höhe bauen wäre auch eine Möglichkeit, eine andere, die Kleinbetriebe wieder zurück in die Orte zu holen. Wohnen und arbeiten nebeneinander ist möglich, kann das Klima im Ort und auf der Welt verbessern helfen. Aber es erfordert unternehmerischen Mut, politische Einsicht und die Toleranz der Nachbarn.

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Quelle:
SZ vom 15.10.2021
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