Süddeutsche Zeitung

Umweltschutz:Germeringer Omas sammeln Kippen

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Umweltaktivistinnen wollen die Stadt von Zigarettenresten säubern.

Von Ariane Lindenbach, Germering

Die "Omas for Future" Germering haben den Zigarettenkippen den Kampf angesagt. Seit Anfang des Jahres sammeln sie die Hinterlassenschaften der Raucher im öffentlichen Raum ein, stellen Aschenbecher auf und klären mit einem Flyer sowie an ihrem wöchentlichen Infostand - freitags zwischen 16 und 17 Uhr auf dem Marktplatz - über die enorme Belastung für Umwelt und Natur durch die achtlos weggeworfenen Zigarettenkippen auf.

"Wir wollen aufmerksam machen auf diese Problematik. Durch die Rauchverbote in Kneipen, Unternehmen, öffentlichen Gebäuden und dem Nahverkehr sind die Raucher vermehrt auf die Straßen und Plätze ausgewichen - und nehmen den bequemsten Weg, manchmal sogar, wenn eigentlich Aschenbecher zur Verfügung stehen." So schreiben die Germeringer Omas for Future in einer Mitteilung. Mit ihren Aktivitäten haben sie bereits mehrere Tausend Kippen auf Germeringer Flur gesammelt, die sonst Erde und Wasser verunreinigt hätten. Besonders stark beanspruchten Standorten statten sie mit provisorischen Aschenbechern aus, die sie regelmäßig leeren; außerdem empfehlen sie der Stadt, an solchen Stellen reguläre Entsorgungsbehältnisse aufzustellen.

Der Zerfall benötigt 400 Jahre

Daneben wollen die Germeringer Omas for Future das Bewusstsein für die enormen Umweltschäden schärfen, die die unscheinbaren Glimmstängel verursachen, insbesondere wenn sie mit einem Filter ausgestattet sind. Vielen Raucherinnen und Rauchern ist offenbar gar nicht bewusst, dass die meisten Zigarettenfilter aus einem Plastik namens Celluloseacetat bestehen; im Meer dauert der Zerfall 400 Jahre. In einem Flyer informieren sie darüber und empfehlen als umweltverträgliche Alternative ungebleichte Zellulose. Weiter steht darin, dass eine Kippe 40 Liter Grundwasser vergiftet und bis zu 4000 schädliche Stoffe enthält.

In den kommenden Wochen wollen die Umweltaktivistinnen, ausgestattet mit Herz - dem Logo der Omas - und Handschuhen, die Germeringer Parks und Grünanlagen von Kippen befreien. Dabei hoffen sie, mit Rauchern ins Gespräch zu kommen und sie mit Informationen sowie Taschenaschenbechern zu versorgen. Für Letztere appellieren die Omas for Future noch an alle Schützenvereine der Stadt, sich bei ihnen zu melden. Denn deren nicht mehr gebrauchte Munitionsdöschen werden von ihnen schlicht zu Taschenaschenbechern umfunktioniert und verteilt. Auch das ist eine Art von Umweltschutz: Wiederverwenden statt wegwerfen.

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