Süddeutsche Zeitung

Türkenfeld:Ritt für den Schutzpatron

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Türkenfeld begeht den Namenstag des heiligen Silvester

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Am letzten Tag des Jahres, am seinem Namenstag, wird in Türkenfeld seit 209 Jahren der heilige Silvester als Schutzpatron der Tiere besonders verehrt. Auch in diesem Jahr werden am 31. Dezember über hundert Reiter mit ihren herausgeputzten Pferden, einige Gespanne und Kutschen sowie über tausend Zuschauer zum traditionellen Silvesterritt erwartet.

Der Brauch geht auf das Jahr 1807 zurück, als in der Gegend eine schwere Viehseuche grassierte. Die Türkenfelder wandten sich der Überlieferung nach damals in ihrer Not an den Heiligen und Nebenpatron der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt und gelobten, alljährlich einen Ritt mit Segnung der Haustiere durchzuführen, wenn ihnen Hilfe gewährt und die weitere Ausbreitung der Seuche gestoppt würde.

Wie man heute weiß, fielen damals viele Tiere dem Milzbrand zum Opfer. Da die Seuche daraufhin abgeklungen und kein Pferd mehr verendet sein soll, das die Bauern für ihre Arbeit in dieser Zeit noch dringend brauchten, erfüllt die Gemeinde seither das Gelübde.

Silvester ist überdies der Schutzpatron der Gemeinde selbst, nachdem es Türkenfeld im Jahre 1980, offensichtlich nach Gebeten zum Heiligen, gelungen war, eine selbständige Kommune zu bleiben. Gemäß einer Rechtsverordnung der Regierung von Oberbayern sollte Türkenfeld 1976 mit Grafrath, Kottgeisering und Schöngeising eine Verwaltungsgemeinschaft (VG) bilden. Eine streitbare Aktionsgemeinschaft, die Türkenfelds damaliger Bürgermeister Peter Ofer gegründet hatte, konnte dies jedoch verhindern. Während die anderen drei Kommunen die VG Grafrath gründeten, konnte Türkenfeld seine Eigenständigkeit wiedererlangen beziehungsweise bewahren. Zum Ausdruck des Dankes wurde damals auf Beschluss des Gemeinderates eine Statue des heiligen Silvester angeschafft, die nun jedes Jahr beim Umritt mitgetragen wird.

Der Silvesterritt lockt Pferdefreunde bis aus dem Allgäu, aus den Landkreisen Starnberg, Landsberg, Aichach-Friedberg, München und Freising an. Für die örtlichen Vereine ist die Teilnahme mit Fahnenabordnungen von jeher selbstverständlich.

Der festliche Umritt, dessen Vorbereitungen von Rathausmitarbeitern koordiniert und von vielen freiwilligen Helfern organisiert wird, formiert sich von 11.30 Uhr an auf dem Schulgelände an der Zankenhausener Straße und wird gegen 12 Uhr in der Ortsmitte erwartet, wo Pfarrer Klaus Distl im Schatten der Pfarrkirche den Segen erteilen wird. Musikalisch begleitet wird der Silvesterritt vom Blasorchester und von der Blaskapelle des Musikvereins Türkenfeld. Der samstägliche Wochenmarkt ist trotz des Umrittes von 8 bis 12 Uhr geöffnet.

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Quelle:
SZ vom 30.12.2016
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