Süddeutsche Zeitung

Türkenfeld:Möglichst nicht abstürzen

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Bei der Convention der Bewegungskünste studieren Interessenten mit und ohne Zirkuserfahrung unter Anleitung neue Figuren ein. Das bringt Selbstvertrauen und Lebensglück

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Bewegungskünstler mit und ohne Sportgerät, Artisten, Akrobaten, Jongleure und solche, die es werden wollen, haben am Samstag in der Turnhalle in Türkenfeld neue Figuren und Techniken ausprobiert oder einfach nur trainiert. Mehr als 200 Zirkusfreunde und Nachwuchsartisten von fünf Jahren aufwärts, meist Jugendliche, kamen zur Convention für Bewegungskünste, zu der die Abteilung Artistik des TSV Türkenfeld zum zweiten Mal einlud.

Bei 14 Workshops konnten die Freunde der Zirkuskünste je nach Neigung an sich arbeiten und sich von Fortgeschrittenen oder Profis anleiten lassen. Ziel sei es, Interessierten aus der Region die Möglichkeit zu geben, die Bewegungskunst zu finden, die am besten zu ihnen und ihren Talenten passe, erklärte Abteilungsleiterin Kathleen Sollmann-Hergert. In der Schule würden nur "klassische Sportarten" ausgeübt. "Hier aber kann man sich die Bewegungsart aussuchen, die einem richtig Spaß macht", sagte die Sportlehrerin. Dafür sei das "Schnuppertraining" gedacht. Bei manchen Workshops waren erfahrene Lehrer am Werk, bei denen selbst Fortgeschrittene noch was lernen konnten. Kinder, die etwas frei üben könnten, ohne dass ein Lehrer oder Trainer etwas vorgebe, hätten mehr Freude an der Bewegung und könnten sich ungezwungen selbst entdecken, ergänzte die Abteilungschefin.

Das Erfolgsrezept der Convention beschrieb Sollmann-Hergert damit, dass Jugendliche selbst erfahren könnten, was ihr Körper und ihr Geist hinsichtlich Bewegung brauche, "dass schafft Selbstvertrauen und Lebensglück". Saskia und Lea aus Windach, Svenja aus Dachau und Jessica aus Pähl, die sich von der Einrad-Gruppe her kennen, versuchten, sich auf einer großen Rolle stehend fortzubewegen. "Das ist eine Bärentrommel", die oft im Zirkus zu sehen ist, verrät Zirkuspädagogin Sara und hilft den Mädchen, das Gleichgewicht zu halten. Dann wandte sie sich zwei Buben zu, die einen Hand-in-Hand-Handstand übten, der zu den Grundkünsten der Partnerakrobatik zählt.

Möglichst nicht abzustürzen, wünschten sich Emmi und Vera aus Schwabmünchen, die auf einer Laufkugel um die Wette traten. Kraft und Können bewiesen sieben Jugendlichen von einer Akrobatik-Gruppe aus Pittriching, die "neue Figurenkombinationen" kennenlernen und "für eine "Show" einüben wollten. "Wir haben schon einige Figuren wie Pyramide oder Schulterstand drauf, hier konzentrieren wir uns unter Anleitung und mit Hilfestellung eines Trainers auf den Flieger und die Frühlingsrolle, erzählte Gruppensprecher Roman Reischer. Das Wichtigste beim akrobatischen Turnen sei es, Vertrauen in den Partner aufzubauen.

"Meine ganze Leidenschaft gehört dem Vertikaltuch", verriet Ella aus München. Sie habe bereits Zirkuserfahrung, erzählte sie stolz, während sie eine neue Figur der Luftakrobatik, in ihr "Lernheft" zeichnete. Dann zog sich die Zwölfjährige mit einigen kraftvollen Zügen an einem Tuch etwa anderthalb Meter hoch, schnürte mit einem Fuß eine Art Knoten und ließ sich kopfunter hängen, um sich dann schlangenartig windend wie in ein Kokon einzuwickeln. "Nicht zu fest wickeln, sonst hält man das nicht lange aus", rief Ella einer jungen Frau zu und gab zwei Jugendlichen Anleitungen für einen "Abfaller". Zu kämpfen hat nebenan Alexander aus Moorenweis damit, auf einem Almighty-Board über einem runden Holzstiel zu balancieren. "Gar nicht so einfach, das Gleichgewicht zu halten", murmelte er unzufrieden, um sich dann bei Bruckern Rat zu holen, die sich in dem neuen Trendsport abmühten, mit einem Board auf einer Slack-Line balancierend vorwärts zu kommen. Auf der Airtrack-Fläche, einer luftgefüllten Trainingsmatte, wurden Überschläge geübt, an Trapezen und Aerial-Ringen wurden zirkusreife Figuren geprobt und ausgebucht waren die Jongleure, "denn mit Keulen, Bällen oder Ringen trickreich zu spielen, das hat schon was", stellte Kevin aus Maisach fest.

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SZ vom 31.01.2017
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