Süddeutsche Zeitung

Türkenfeld:Der Schlossherr

Lesezeit: 2 min

Der Türkenfelder Bürgermeister Emanuel Staffler residiert in einem Gebäude, das bald 300 Jahre alt wird. Gerade wird es aufwendig saniert.

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Kaum ein Bürgermeister im Landkreis residiert so fürstlich wie Emanuel Staffler in Türkenfeld. Das lichte, großräumige Büro im ersten Stock des einstigen Fugger-Schlosses hat der CSU-Bürgermeister im vorigen Jahr nach Abschluss einer Teilsanierung bezogen, die insbesondere auf Energieeinsparung abzielt. Endgültig abgeschlossen werden die Arbeiten des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes voraussichtlich im Frühjahr 2024.

Die Gemeinde will die Fertigstellung gebührend feiern. "Vielleicht im Rahmen eines Festes anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung des Dorfes vor 1275 Jahren", sagt Staffler. Grundlage für das "unübliche Jubiläum" sei die Urkunde "Breves Notitiae" aus dem Jahre 749, eine Art Güterverzeichnis des Bistums Salzburg, in das Dorf als "Duringveldt" - das Feld des During - erwähnt wird.

Das Schloss, das in der Denkmalsliste als zweigeschossiger Walmdachbau mit gewölbtem Risalit und Dreiecksgiebel geführt wird, erreicht dann ein Alter von 300 Jahren. Dem Heimatbuch der Gemeinde ist zu entnehmen, dass an der Stelle des Schlosses vorher eine Veste stand, die im Dreißigjährigen Krieg zerstört und kurz vorher samt der Hofmark Türkenfeld von Markus Fugger erworben worden war. Um 1725 ließen die Fugger an der Stelle ein Herrschaftshaus errichten, das heutige Fugger-Schloss, das die Gemeinde im Jahr 1852 nach mehreren Besitzerwechseln erwerben konnte.

Steigt man die breite und geschwungene Holztreppe mit ihrem prächtigen Geländer empor, knarrt und knarzt es. Da die Treppe aber noch gut in Schuss ist, soll sie nur abgeschliffen und neu gestrichen werden. "Das ist das Wenigste, was noch zu tun ist, das Wichtige haben wir schon erledigt", sagt Staffler. Am Ende werde die Gemeinde eine halbe Million Euro ausgegeben haben, um das Schloss wieder voll nutzen zu können. An staatlichen Zuschüssen werden etwa 150000 Euro erwartet.

Die letzte Generalsanierung liegt ziemlich genau 50 Jahre zurück. Nachdem die Gemeinde das Schloss erworben hatte, war es zuweilen für schulische Zwecke, als Notunterkunft und in Kriegszeiten mehrmals als Lazarett genutzt worden und derart heruntergekommen, dass sich Anfang der 1970er Jahre der Gemeinderat sogar überlegt hatte, ob man das Gebäude nicht besser abreißen sollte. Nachdenklich erinnert der Bürgermeister daran, dass damals die Entscheidung für den Erhalt "nur mit sehr knapper Mehrheit" beschlossen worden sei. So sei die Gemeinde heute "glücklicherweise noch im Besitz eines historischen Baudenkmals, das aus dem Ortsbild nicht mehr wegzudenken ist".

Der Beschluss zur jetzigen Sanierung mit Schwerpunkt einer energetischen Optimierung sei vor einigen Jahren einvernehmlich gefasst worden, "weil sie unumgänglich war". Der größte Brocken sei der Austausch der Fenster gewesen, für die nach Abstimmung mit dem Denkmalamt 210000 Euro aufzubringen gewesen seien. Die hölzernen Stöcke seien zum Teil so morsch gewesen, dass man jeden Windzug habe verspüren können und die Räume seien kaum noch zu heizen gewesen.

Mit den neuen Fenstern werde die Gemeinde viel Energie einsparen und leiste so auch einen Beitrag zu Klimaschutz. Energie einsparen wird auch die neue die Dämmung der Decke des Obergeschosses, die gerade noch in Arbeit ist. Der größte Raum im Schloss, der als Sitzungsaal dient, hat seine umfassende Sanierung bereits hinter sich. Der Boden wurde erneuert, die Hängeleuchten wurden auf energiesparend umgestellt und selbst das Mobiliar wurde aufgehübscht. Schließlich sollen dort künftig auch Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen oder Tagungen stattfinden und Trauungen abgehalten werden.

Erst vor wenigen Tagen hat der Gemeinderat eine laut Staffler "kluge Entscheidung" gefällt. Die Fassade des Fugger-Schlosses soll nach einer Außensanierung wieder so aussehen, wie sie sich zumindest in den letzten 50 Jahren eingeprägt hat. Die illusionistische Malerei entspricht nämlich nicht dem Urzustand des Schlosses und hätte aus Sicht der Denkmalschützer auch weggelassen werden können. "Die Bevölkerung hätte einen weißen oder gelblichen Uni-Anstrich sicher nicht verstanden", ist sich der Bürgermeister sicher.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5707485
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.