Süddeutsche Zeitung

Trennung von Michael Kaller:Stadträte fordern Diskussion über Puc-Leiter

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Nachdem die Stellenausschreibung gelaufen ist, kritisieren Grüne, Unabhängige und Parteifreie Bürgermeister Kränzlein. Doch sie müssen eigene Versäumnisse einräumen.

Andreas Ostermeier

Grüne, UBP und Parteifreie machen Front gegen die Ablösung von Michael Kaller als Leiter des Puchheimer Kulturzentrums Puc. Von Bürgermeister Herbert Kränzlein fordern Grünen-Bürgermeisterkandidat Manfred Sengl sowie die Fraktionsvorsitzenden Reinhold Koch (UBP) und Barbara Ponn (Parteifreie), die Ausschreibung der Stelle auszusetzen und das Thema in der nächsten Stadtratssitzung am 23. April zur Diskussion zu stellen. Der Vorstoß wird damit begründet, dass Kränzlein weder die Fraktionen, noch die Kulturreferentin darüber informiert habe, dass er den Vertrag mit Kaller nicht verlängern wolle. Es sei "nicht hinnehmbar", schreiben die Drei, dass die Stadträte "bei der Auswahl des neuen Wirtes der Bürgerstuben einbezogen", bei einer "Neubesetzung" der Leitung des Kulturzentrums "aber übergangen werden". Beim Abschicken des Antrags am Freitag hatte sich die Begründung allerdings bereits als falsch erwiesen. Rainer Zöller, CSU-Stadtrat und Mitglied des Personalausschusses, hatte zuvor schon die Darstellung des Bürgermeisters bestätigt. Demnach hat Kränzlein die Fraktionen informiert, und zwar in der nicht öffentlichen Sitzung des Personalausschusses am 31. Januar. Nach Zöllers Worten habe es wegen der Ausschreibung der Kulturamtsstelle weder eine Diskussion noch den Wunsch nach einem Beschluss gegeben - auch nicht von Kulturreferentin Ilona Wiebers (UBP), die diesem Ausschuss angehört. Am Wochenende räumte Wiebers ein, dass die Darstellung Zöllers stimmt. Hätte sie den Antrag von Sengl, Koch und Ponn, früher zu Gesicht bekommen, hätte sie die Verfasser noch "rechtzeitig bremsen" und die Begründung ändern können. Dass sie als Kulturreferentin nach der Information durch Kränzlein nichts unternahm, begründet Wiebers damit, dass sie erwartet habe, dass das Thema im Stadtrat auf die Tagesordnung komme. Das schreibt die Stadträtin in einer Mail an Sengl, die sie auch der SZ zugeschickt hat. Zugleich bedauert sie, "nicht genauer nachgefragt zu haben" und spricht von einem "Kommunikationsproblem". Kränzlein habe nach der Information des Personalausschusses die Sache für "erledigt" gehalten, sie selbst "habe erst mal abgewartet, was noch kommt". Doch nicht nur Wiebers hat ihr Wissen für sich behalten, sondern auch Grünen-Stadträtin Elke Eberl. Sie gehört ebenfalls dem Personalausschuss an und hat Ende Januar vom Vertragsende des Puc-Leiters erfahren. Der SZ sagte sie am Sonntag, sie habe sich in der Sitzung für einen Verbleib Kallers ausgesprochen und mit einer Diskussion im Stadtrat gerechnet. Deshalb habe es für sie auch "nichts weiterzusagen" gegeben. Durch diese Eingeständnisse ist der Kritik an Kränzlein, er habe die Ausschreibung für das Amt des Puc-Leiters ohne Information der Stadträte vorgenommen, der Boden entzogen. Allerdings gibt es weiterhin Vorbehalte gegen die Befristung der Verträge zwischen Kaller und der Gemeinde Puchheim. Der Kulturamtsleiter hat jeweils zeitlich begrenzte Arbeitsverträge erhalten. Seine Tätigkeit in Puchheim trat er im Mai 2000 an, als Vertreter seiner Vorgängerin in deren Elternzeit. Der Theaterwissenschaftler war zuvor in Hamburg als Kulturmanager tätig gewesen und hatte eine eigene Firma geleitet, die Theaterstücke produzierte und vermarktete. Er hatte sich bereits im Jahr 1998 für die Leitung des Puc beworben, war aber damals nicht berücksichtigt worden.

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SZ vom 02.04.2012
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