Süddeutsche Zeitung

Szenario:"Ich habe selten erlebt, dass du jammerst"

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Markus Söder würdigt Landrat Thomas Karmasin an seinem 60. Geburtstag. Viele prominente Gäste kommen zu der Feier, die der Bayerisches Landkreistag für seinen Präsidenten ausgerichtet hat.

Von Heike A. Batzer, München/Fürstenfeldbruck

Die Reaktionen lassen erahnen, dass doch noch nicht alle den Gag kennen. Viele schmunzeln, manche lachen. Er sei "einer der besten und einer der bestaussehendsten" Landräte, schwärmt Markus Söder. Wer aber den bayerischen Ministerpräsidenten schon mal hat reden hören im Landkreis Fürstenfeldbruck, weiß, dass er das launige Bonmot auf Fürstenfeldbrucks Landrat hin und wieder mal auspackt. Vor vier Jahren im Maisacher Festzelt zum Beispiel. Diesmal gratuliert er Thomas Karmasin damit zum 60. Geburtstag.

Das ist ein Alter, in dem man es über sich ergehen lassen muss, dass über die Launen der Natur gefrotzelt wird. Wobei Karmasin gut wegkommt und Söder, bald 56, zugeben muss, dass er selbst schon sehr viel mehr graue Haare hat als der Fürstenfeldbrucker Landrat. Er hätte sich wohl kaum erlaubt, den Ministerpräsidenten zu seinem Geburtstag einzuladen, wird Karmasin später sagen, denn "allzu großes Bewusstsein für die eigene Wichtigkeit zu entwickeln" sei ihm eher fremd. Dass sich Söder Zeit für ihn nimmt, freut ihn aber doch. Den Ministerpräsidenten haben andere für ihn eingeladen, der Bayerische Landkreistag nämlich. Karmasin ist seit Mai dessen Präsident, und so ist schon was zusammengekommen an politischen Persönlichkeiten an diesem Montagnachmittag im nüchternen Bau der Versicherungskammer Bayern im Münchner Stadtteil Obergiesing.

Söder, Landtagspräsidentin Ilse Aigner, die Minister Joachim Herrmann (Innen) und Christian Bernreiter (Verkehr) - Karmasins Vorgänger als Landkreistags-Chef -, Rotkreuz-Präsidentin Gerda Hasselfeldt - seine Mentorin aus ganz frühen Jahren -, die ehemaligen Minister aus dem Brucker Wahlkreis, Reinhold Bocklet und Thomas Goppel, der CSU-Landtagsabgeordnete Benjamin Miskowitsch samt einer kleinen CSU-Abordnung aus dem Landkreis, viele Landräte aus ganz Bayern, Karmasins Büro-Besetzung, seine Familie mit seinen Eltern, den beiden erwachsenen Töchtern und Ehefrau Franzi, die Karmasin in seiner Aufzählung am Schluss nennt - der Chronologie wegen, wie er sagt. Sie stieß als letzte zur Familie hinzu, im vergangenen Jahr wurde geheiratet.

Bevor später im Foyer warme und kalte Köstlichkeiten in Schälchen und Gläsern an die Gäste an den Stehtischen ausgereicht werden, fahren die mehr als hundert Gäste in gläsernen Aufzügen in den vierten Stock hoch, wo zu den Klängen von "The Jazz D'Apartment" der dreiviertelstündige Festakt stattfindet. Thomas Karmasin sei "jemand, der die Lebensrealitäten der Menschen klar vor Augen hat, dessen Handeln von Bescheidenheit geleitet wird, der sich selbst nicht in den Vordergrund stellt und sehr viel Wert auf das Gemeinsame legt", betont Thomas Habermann, Landrat des Kreises Rhön-Grabfeld und Karmasins Stellvertreter beim Bayerischen Landkreistag. Markus Söder lobt das, was Karmasin in seinem Landkreis macht, als "sehr, sehr durchdacht". Der Jubilar sei einer mit "klarer Meinung und klugem Rat", der Probleme konstruktiv löse. "Ich habe selten erlebt, dass du jammerst", sagt Söder zu Karmasin.

Ein bisschen gilt dann seine Ansprache allen anwesenden Landräten, als er den Mannschaftsgedanken der "kommunalen Familie" beschwört: "Wir sind ein Team. Die Bürger stellen euch die gleichen Fragen wie uns." Ja, es seien schwierige Zeiten mit Corona, "plötzlich Krieg über Nacht", wieder Migration, aber "anders als 2015". Aber: "Wir bemühen uns doch alle gemeinsam um das Beste."

Einen schlammfarbenen Wanderrucksack hat Söder als Geburtstagsgeschenk dabei - mit, wie er sagt, "kulinarischem und intellektuellem" Inhalt -, den er als Gastgeber des G-7-Gipfels im Juni auch an die internationalen Staats- und Regierungschefs überreicht hat. Jetzt also auch Karmasin. Steht er nun in dieser Reihe? Oder war dieser Bayern-Rucksack einfach noch übrig?

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