Süddeutsche Zeitung

SZ im Dialog "Was Olching bewegt" (Folge 5):Nadelöhr am Kreisverkehr

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Die Schlossstraße in Esting ist stark befahren, so dass es an der ehemaligen Hagn-Kreuzung regelmäßig fast zu einem Verkehrsinfarkt kommt

Von Erich C. Setzwein, Olching

An vielen Tagen ist es wie vor acht Jahren, als aus der Hagn-Kreuzung in Esting ein Kreisverkehr wurde. An der Baustelle ging damals nichts mehr. Heute bedarf es keiner Baumaschinen, allein die gestiegene Zahl an Fahrzeugen, die von der Bundesstraße 471 kommen oder zur Anschlussstelle fahren, reicht aus, um auf den am Kreisel angeschlossenen Straßen Rückstaus auszulösen. Dass es zeitraubend sei, als Estingerin vor diesem Kreisverkehr im Stau zu stehen, und dass durch das Ausweichen auf andere Verbindungen die Estinger Durchgangsstraße belastet werde, darüber hat Doris Liedl-Doll bei "SZ im Dialog" in Olching geklagt. Sie spreche dabei vielen Estingern aus der Seele, die Stadt kann dies anhand aktueller Zahlen nur bestätigen.

Anfang November vergangenen Jahres sind in der Schlossstraße die Fahrzeuge gezählt worden. Demnach waren es insgesamt 60 860. "Davon waren aber 10 861 Klein-Kfz", wie Julia Henderichs, die Sprecherin der Stadt einschränkt. Also Fahrräder oder Mofas. Dennoch bleiben 50 000 Autos und Lastwagen, die durch dort in Esting unterwegs sind.

Eine der Autofahrerinnen dort ist Doris Liedl-Doll, die als Krankenhausseelsorgerin am Klinikum Fürstenfeldbruck tätig ist und jede Woche auch beruflich nach Freising muss. Für sie läge es nahe, dass sie, die Schlossstraße benutzt und über den Hagn-Kreisel zur Bundesstraße gelangt. Doch der Kreisverkehr wird zu einem Nadelöhr. Liedl-Doll weicht deshalb lieber auf eine andere Route aus. "Der Kreisverkehr ist überlastet", sagt sie aus Erfahrung und hat sich, wie offenbar viele andere Autofahrer auch, entschlossen, erst bei Geiselbullach auf die B 471 zu fahren.

Dass es zu Stauungen kommen kann, zeigen allein die Verkehrszahlen, die das staatliche Bauamt Freising auf der Staatsstraße 2345 erhoben hat. Das ist jene Straße, die Maisach mit Olching verbindet und an die bei der Römerstraße einmal die Olchinger Südwestumfahrung angeschlossen werden soll. 14 000 Fahrzeuge täglich sind laut Bauamtsleiter Stefan Meier dort registriert worden. Angeblich deutlich mehr als auf anderen Staatsstraßen in Bayern. Auf der Schlossstraße sind es schon mehr als doppelt so viele Pkw, nämlich 32 195, wie die Sprecherin der Stadt mitteilt. Satz kommen noch 4400 Kleinlastwagen und Lieferfahrzeuge sowie 4400 Lastwagen. Henderichs hat keine Erklärung für die Gesamtzahl der Fahrzeuge, wohl aber für einen Teil davon. "Es sind viele Wohnungen entstanden und neu bezogen worden", sagt sie über den Zuzug in Esting.

Dass die Situation auf der Bundesstraße 471 sich nicht verbessert, indem dort weniger Fahrzeuge unterwegs sind, ist angesichts steigender Zulassungszahlen und geringerem öffentlichem Angebot nicht anzunehmen. Der Druck, der sich an den Anschlussstellen entlang der B-471-Trasse durch den Landkreis von Grafrath bis Geiselbullach aufbaut, erscheint enorm. Zumindest nach den Zahlen der Bundesanstalt für Straßenbau, die in Bergkirchen, also nur unweit der Landkreisgrenze, eine von 87 Verkehrszählstellen in Bayern betreibt. Nach der Erhebung vom vergangenen Jahren sind dort im Tagesdurchschnitt 27 303 Fahrzeuge unterwegs, mehr als zehn Prozent davon werden dem Schwerlastverkehr zugerechnet. Das sind immerhin noch 2877 Laster jeden Tag.

Dass aus den vielen, aus Liedl-Dolls Sicht zu vielen Fahrzeugen noch mehr werden, das werde die Südwestumfahrung verursachen, vermutet die Seelsorgerin. Sie verschweigt nicht, dass sie gegen den Landverbrauch und die Trasse an sich ist, aber sie ahnt auch, dass die Straße gebaut werde. Rechtlich sei ja alles geklärt. Sie gesteht zwar zu, dass durch die Umfahrung zwar die Olchinger Innenstadt entlastet werden könnte, befürchtet aber, dass gleichzeitig die Nebenstraßen zusätzlich belastet würden. Dazu zählt sie etwa die Schlossstraße und in ihrer Verlängerung die Dachauer Straße, auf der der Verkehr parallel zur Bundesstraße Richtung Geiselbullach unterwegs sei. Eben jene Route, sie sie selbst wählt, um Staus zu entgehen.

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Quelle:
SZ vom 06.12.2017
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