Süddeutsche Zeitung

SZ im Dialog:Von Schlagloch zu Schlagloch

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SZ-Leserin Karin Scholl übt Kritik am Zustand der Olchinger Straßen. Für den Unterhalt der eigenen Wege gibt die Stadt eine halbe Million Euro pro Jahr aus, für Staatsstraßen aber ist sie nicht zuständig

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Jedes Jahr gibt die Stadt Olching etwa eine halbe Million Euro für die Reparaturen ihrer Straßen aus. Trotzdem hagelt es Kritik am Zustand der Nebenstraßen. "Es sind einfach zu viele Schlaglöcher da", beschwerte sich Karin Scholl bei "SZ im Dialog in Olching. Scholl ist viel mit dem Fahrrad unterwegs. "Da muss ich den Schlaglöchern und Rissen im Asphalt ständig ausweichen", sagt sie. Es sei einfach alles nur "Flickarbeit", sagt sie und ist sich sicher: "Im Winter bricht regelmäßig alles wieder auf."

"Grundsätzlich entspricht es nicht den Tatsachen, dass die Olchinger Straßen in einem schlechten oder maroden Zustand sind", wehrt sich Bürgermeister Andreas Magg (SPD) gegen den Vorwurf. Es gebe natürlich Ausnahmen, wie zum Beispiel die Roggensteiner sowie die Fürstenfeldbrucker Straße, aber das seien Staatsstraßen, für deren Instandsetzung die Stadt nicht zuständig ist. "Regelmäßig versuche ich bei den zuständigen Stellen darauf hinzuwirken, dass deren Zustand verbessert wird, aber mein Einfluss ist begrenzt", sagt Magg.

Das Problem der Schlaglöcher und Straßenschäden ist der Stadt bekannt. Es ist ja nicht so, dass sie sich nicht um ihre Straßen kümmert. 500 000 Euro stehen im städtischen Haushalt in diesem Jahr für den Straßenunterhalt bereit. Doch nach welchen Kriterien werden die Nebenstraßen repariert? "Das hängt vom Zustand der Straße ab", sagt Markus Brunnhuber, "aber auch von der Verkehrsbedeutung, also von der Frequentierung der Straße." Der Leiter des Olchinger Bauamtes spricht von "kleinen Eingriffen" oder vom "Flicken der Mittelnaht". Er weiß natürlich, dass es dabei häufig nur um Schadensbegrenzung geht. Ihm ist auch bekannt, dass der Frost Schäden hinterlässt. "Man sieht den Schaden", fügt Brunnhuber hinzu, und dann müsse die Stadt immer wieder abwägen. Das sei wie bei einem Loch in der Hose. "Irgendwann reicht Stopfen nicht mehr, dann braucht man eine neue."

Es kommt zu Straßenschäden, weil zum Beispiel Wasserrohre saniert werden, Stromversorger oder Telefonanbieter Kabel verlegen, was nicht zu verhindern ist. Die Flickarbeiten werden in der Regel ausgeschrieben, dann werden Baufirmen beauftragt. Der städtische Bauhof sei auch beteiligt. Auch der kümmere sich, um die Schlaglöcher. "Zwei Mitarbeiter fungieren dort als Straßenwärter", erläutert Brunnhuber. "Sie schauen ständig nach Gefahrenstellen, und wenn sie eine gefunden hätten, würden sie die Schlaglöcher mit Kaltasphalt auffüllen.

Die Alternative zum Flickwerk ist eine Totalsanierung einer Wohn- oder Nebenstraße. Dann sind laut Straßenausbausatzung auch die Anwohner beteiligt und müssen dafür bezahlen. Das bedeutet je nach Größe des Grundstücks einen erheblichen finanziellen Beitrag der Anlieger zu einer Erneuerung der Straße. Nach aktueller Satzung beträgt der Beitrag der Anlieger an den Gesamtkosten der ausgebauten Straße etwa 90 Prozent. "Somit ist es immer ein schmaler Grat, auf dem man sich dann bewegt", betont der Leiter des Bauamts und beruft sich auch auf seine Erfahrungen während seiner inzwischen sechsjährigen Tätigkeit in Olching. Brunnhuber erläutert: "Sind sie finanziell beteiligt, dann hält sich die Begeisterung der Straßenanlieger schwer in Grenzen."

Um die Gratwanderung weiß auch Bürgermeister Andreas Magg: "Da Straßenausbaumaßnahmen sehr teuer sind und die Anwohner stark belasten, wägen wir Ausbaumaßnahmen sehr genau ab und versuchen, die Straßen im Unterhalt fit zu halten."

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Quelle:
SZ vom 30.11.2017
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