Süddeutsche Zeitung

Sozialeinrichtung:Unterstützung für Eltern und Kinder

Lesezeit: 2 min

Ingrid Woller-Schleich bietet im neu eröffneten Familienstützpunkt Mammendorf unbürokratische Beratung in allen Lebenslagen an

Von Ingrid Hügenell, Mammendorf

Wozu soll man Familien das Angebot machen, mit einem echten Menschen über Probleme zu sprechen, die beispielsweise bei der Kindererziehung auftreten, wenn es im Internet doch zu allem Blogs und Ratgeber gibt? Diese Frage tauchte bei der Eröffnung des neuen Familienstützpunkts in Mammendorf mehrfach auf. Brigitte Maier, die im Kreisjugendamt die Familienbildung und damit auch die Stützpunkte koordiniert, antwortet darauf mit der Aussage einer Mutter: "Wenn man das Internet befragt, ist es der Supergau." Denn zu allem gebe es alle Meinungen.

Im Familienstützpunkt, der vorerst im Gemeindehaus der evangelischen Kirche, Martin-Luther-Platz 1, untergebracht ist, sitzt eine Ansprechpartnerin, die sich um die ganz speziellen Fragen einer jeden Familie kümmert: Ingrid Woller-Schleich. Die 57-Jährige ist Sozialpädagogin und hat ein Zusatz-Zertifikat als Elternbegleiterin. Im Familienstützpunkt wird sie 15 Stunden pro Woche tätig sein, in der Kinderkrippe Aubing hat sie eine halbe Stelle als Sprachfachkraft.

Das ist für Benedikt Rossiwal vom Brucker Forum ein weiterer Unterschied zum Internet: Im Stützpunkt treffen ratsuchende Mütter und Väter auf Fachwissen, während im Internet immer nur Erfahrungswissen ausgetauscht werde. Rossiwal weiß das, weil er selber einer Väter-Gruppe auf Facebook angehört, wie er bei der Eröffnung sagte. Mehr als 22 000 Männer tauschten sich dort aus, berichtete er, und es gehe vor allem um die Themen Erziehung und Bildung von Kindern. Der Geschäftsführer des Brucker Forums folgert daraus, dass allgemein großer Gesprächsbedarf bestehe. Das Brucker Forum macht im Landkreis Erwachsenenbildung und ist Träger des Stützpunkts.

Wollner-Schleich wird dort nicht alle Probleme lösen können. Sie kann aber kompetent und fachkundig Ratschläge geben und vor allem die Eltern zu den entsprechenden Stellen weiter vermitteln, seien es Spielgruppen oder Erziehungsberatungsstellen, Ferienprogramme oder Vorträge. Sie sieht sich als Lotsen zu den Angeboten. Kommen können Eltern von Kindern aller Altersgruppen, vom Säugling, der nicht durchschlafen kann bis zum Teenager, der nur noch vor dem Computer sitzt. Ein weiteres wichtiges Thema ist das Zusammenleben als Familie.

"Unser Angebot richtet sich an alle Familien, unabhängig von ihrer Lebensform, Konfession oder Nationalität", sagt Woller-Schleich. Sollte der Weg nach Mammendorf für einzelne Familien nicht machbar sein, bietet sie an, in den jeweiligen Ort zu kommen. Zudem will sie auch Kurse und Vorträge abhalten.

Angebote für Eltern und Kinder gibt es im Landkreis viele, auch in und um Mammendorf, wie Bürgermeister Josef Heckl in seiner Ansprache sagte. Er nannte beispielhaft Berufsinfotage, Schulsozialarbeit, heilpädagogische und integrative Angebote in den Kindergärten, und auch das Jugendcafé, die Stiftung "Ein bisschen mehr Wir" für Alleinerziehende und den Sozialfonds Mammendorf. "Trotzdem reichen die Angebote oft nicht aus", sagte Heckl. "Viele Familien sind mit der Situation überfordert und brauchen eine erste Anlaufstelle." Das soll der Familienstützpunkt sein, und er solle die bestehenden Angebote Verzahnen und Vernetzen.

"Oft reicht es wohl auch schon, dass sich eine neutrale und vertrauenswürdige Person die Probleme anhört und ernst nimmt", sagte er weiter. Ein Angebot vor Ort schaffe einfach Vertrauen. Landrat Thomas Karmasin (CSU) wies darauf hin, dass "Stützpunkt" von stützen komme. Wenn man jemanden stütze und so vermeiden könne, dass er hinfalle, sei das mit weniger Kraftaufwand verbunden, als wenn man erst danach helfe - eine prägnante Erklärung des Präventionsgedankens. Er sei deshalb froh, dass in Mammendorf nun der insgesamt fünfte Familienstützpunkt im Landkreis und der erste im westlichen Teil eröffnet werde. Familienstützpunkte werden überall in Bayern eingerichtet. Der Freistaat hat dazu 2013 ein Förderprogramm erlassen.

Familienstützpunkt Mammendorf, Räume der evangelischen Kirche, Martin-Luther-Platz 1. Sprechzeiten bei Ingrid Woller-Schleich Donnerstag, 14.30 bis 18.30 Uhr, Freitag 8.30 bis 11.30 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon 0160/96684486 oder per E-Mail an familienstützpunkt@brucker-forum.de.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4003431
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 06.06.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.