Süddeutsche Zeitung

Schulanfang:Aufgeregt, neugierig und maskiert

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Der erste Schultag in der Pandemie verlangt Schülern, Eltern und vor allem den Schulleitern viel Geduld und Organisationstalent ab. Beobachtungen in Graßlfing und Germering

Von Cynthia Seidel, Germering/Olching

Die Sommerferien sind vorbei und für viele Schüler stand am Dienstag nicht nur der Schulbeginn an. Für die Fünftklässler ist es der erste Tag an einer weiterführenden Schule und für die Erstklässler der erste Schultag überhaupt. So auch für die 95 Schulanfänger der Grundschule Graßlfing in Olching.

Stolz mit Ranzen auf dem Rücken und riesiger, teils selbstgebastelter Schultüte in der Hand, warten die Schüler vor der Turnhalle, bis sie von der Schulrektorin Cathrin Theis hereingebeten werden. Die Einschulung sei für die Begrüßung von jeweils zwei neue Klassen in zwei Zeitfenster aufgeteilt, damit die Abstände eingehalten werden könnten, erklärt Thies. Jeweils die Hälfte der Erstklässler tritt also nach Anmeldung an der Eingangstür in die mit bunten gebastelten Blumen und Schultüten-Girlanden geschmückte Turnhalle der Grundschule. "Es ist schon anders, aber wir sind froh, dass es stattfindet. Für die Kinder ist es letztendlich völlig egal, wie", sagt die dreifache Mutter Kerstin, zu der Einschulung ihrer jüngsten Tochter.

Drinnen nehmen die Schulanfänger auf Stühlen Platz, die zu jeder Seite eineinhalb Meter Abstand haben - rechts die eine Klasse, links die andere. "Mit den strikten Abständen wirkt es ein wenig militärisch, nicht ganz so familiär", sagt David, ein Vater eines Erstklässlers. Begleitet werden dürfen die angehenden Schüler aufgrund der Corona-Pandemie von maximal zwei Personen. Da diese Plätze zumeist von den Eltern eingenommen werden, heißt es für Oma und Opa und andere Verwandte, die trotz der in einem Elternbrief angekündigten Begrenzung gekommen sind, draußen warten. Andere nehmen auf der Tribüne Platz.

Die Erstklässler wirken aufgeregt und neugierig, manche drehen sich um und winken ihren Eltern zu, andere lassen die Beine baumeln. Schick gekleidet - teilweise in Tracht - verfolgen die Kinder gespannt das gebotene Programm. Wie auch schon bei der Aufstellung der Stühle, wird bei der Trommel- und Tanzperformance der Viertklässler auf den Abstand von eineinhalb Metern geachtet. Am Ende des Programms begeben sich die Erstklässler zusammen mit ihrer jeweiligen Klassenlehrerin auf den Weg ins Klassenzimmer.

Ein wenig anders verläuft die Einschulung der 116 Fünftklässler des Carl-Spitzweg-Gymnasium in Germering. Auch dort ist das Willkommen heißen aufgrund der Pandemie nicht wie in den vorherigen Jahren möglich. Doch die Schulleitung unter Direktorin Rita Bovenz hat ein Corona-gerechtes Konzept für die diesjährige Einschulung ausgeklügelt. Die einzelnen Klassen kommen von acht Uhr an im Viertelstundentakt, werden von der Schuldirektorin in der Aula in Empfang genommen und zu ihrer bevorstehenden "Raumfahrtmission mit dem Ziel den Planeten Abitur 2029 zu erreichen", wie Bovenz sagt, begrüßt.

Die angehenden Gymnasiasten, die im Halbkreis um die Direktorin, die stellvertretenden Direktorin und ihre zukünftige Klassenlehrerin stehen, wirken im Vergleich zu den Erstklässlern der Grundschule ruhiger, aber nicht weniger aufgeregt. Vorbildlich hat jeder Schüler einen Mund-Nasen-Schutz auf, der laut des Kultusministeriums in den anschließenden zwei Schulwochen für Schüler von der fünften Klasse an Pflicht ist - auch im Unterricht.

Die Mutter einer Brillenträgerin ist von der Maskenpflicht im Unterricht weniger begeistert. "Wie soll man so Unterricht machen?", fragt sie entsetzt und zeigt auf die beschlagene Brille ihrer Tochter. "Für Brillenträger ist das der pure Wahnsinn." Ein wenig unvorteilhaft findet auch die neu eingeschulte zehnjährige Antonia das dauernde Tragen der Maske. "Ich bekomme dadurch nur ganz schlecht Luft", sagt sie. Zur Einschulungsveranstaltung befolgen trotzdem alle Anwesenden die Maskenpflicht, ganz im Sinne des Leitbildes der CSG: Kooperation, Verantwortung und Menschlichkeit.

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Quelle:
SZ vom 09.09.2020
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