Süddeutsche Zeitung

Regionalmesse:Bewerbungstraining im Zelt

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Die FFB-Schau dominieren schon kurz nach der Eröffnung Schüler aus dem Landkreis. Sie sind auf der Suche nach ihrem Traumberuf, und etliche Aussteller erhoffen sich, den einen oder anderen als Lehrling und künftige Fachkraft gewinnen zu können

Von Erich C. Setzwein, Olching

Das Wetter könnte nicht besser sein für die Jubiläumsausgabe der FFB-Schau. Über dem Olchinger Volksfestplatz verzieht sich am Mittwochvormittag langsam der Nebel, die Sonne spitzt schon durch, da öffnen sich die Tore zur mittlerweile fünften FFB-Schau in Olching. 40 Jahre ist es her, dass in Fürstenfeldbruck die erste Gewerbeschau stattfand, vor acht Jahren dann erfolgte der Umzug von Bruck nach Olching - mit einem neuen Veranstalter. Vor zwei Jahren besuchten 36 000 Menschen die Regionalmesse, und auch in diesem Jahr wolle man eine solche Zahl wieder erreichen, sagte Olchings Bürgermeister bei der Eröffnung vor geladenen Gästen aus kommunaler Politik und Wirtschaft. Vor allem wünschen sich alle jene Aussteller, die nicht nur ihr Angebot herzeigen, sondern sich auch als Ausbildungsbetriebe präsentieren, dass junge Leute Interesse zeigen. Denn der Fachkräftemangel wird immer größer, und die Zahl der Ausbildungswilligen ist nicht so groß wie die Zahl der offenen Lehrstellen.

"Ich bin froh, dass Handwerker ihren Beruf hier zeigen", sagt Sigrid Wittlieb, die in der Gröbenzell-Halle das Coaching für Schulklassen übernommen hat. Wittlieb, früher Vorsitzende der Selbständigen in Gröbenzell, meint unter anderem den Schmied Helmut Brummer, der zusammen mit seinen Lehrlingen genau am Eingang der Gröbenzell-Halle sein Berufsbild zeigt. In der Feldschmiede glüht ein Vierkanteisen, das gleich auf dem Amboss platt gehämmert wird. Das ist für die Mittelschüler aus Maisach, die drum herum stehen und staunen, ein sinnliches Erlebnis. Es ist warm an der Esse, es riecht nach Holzkohlenrauch und der Hammer "singt", wenn er aufs Schmiedeeisen prallt. So etwas kann keine Fernsehdoku über aussterbendes Handwerk bieten. Drinnen im Zelt hören die Schüler dann von Sigrid Wittlieb, wie sie eine Bewerbung verfassen, die eben nicht nach dem Lehrbuch, sondern individuell und authentisch sein sollte. Kurz zuvor hat Wittlieb schon Achtklässlern erklärt, wie ein Lebenslauf abzufassen ist, nun sind zwei neunte Klassen da, später kommen noch mal Schüler, mit denen sie Bewerbungsgespräche übt.

Liegestühle stellt Hans Bauer vor die Gröbenzell-Halle,...

...während im Olching-Zelt Bürgermeister Andreas Magg von Wolfgang Kaufmann und Josef Albert Schmid ein neues "Ortsschild" bekommt.

Viele Betriebe, wie etwa der Amperverband, suchen Lehrlinge,...

...auch in der Maisach-Halle, wo die Prominenz Station macht.

Wie wichtig es ist, dass die Schüler überhaupt berufliche Perspektiven bekommen, unterstreicht Anna Schilling, Lehrerin an der Mittelschule Maisach. "Das ist alles noch so fern für sie." Sie war mit ihren Schülern schon auf der Ausbildungsmesse "Vocatium" in Fürstenfeldbruck und weiß, wie wichtig es für die Schüler ist, dass sie etwas Übung im Gespräch mit einem potenziellen Ausbildungsbetrieb bekommen. Genau das hatte Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer im Sinn, als er die Klassen einlud. Der Initiative der Gemeinde, mit dem Logo: "Wir bilden aus", den Dialog mit Jugendlichen zu suchen, folgen etliche Betriebe und Aussteller. Allen voran die Stadt Olching, die nach den Worten von Bürgermeister Magg das Schicksal mit anderen Kommunen in der Region München teilt, schwer an Fachkräfte zu kommen. "Arbeitskräfte finden und binden", ist das Motto, das er in seiner Begrüßungsrede ausgab.

Neben der Akquise von Auszubildenden steht für die allermeisten Aussteller freilich der Verkauf im Mittelpunkt der alle zwei Jahre stattfindenden FFB-Schau. Michael Wölfl zum Beispiel wirbt an seinem Stand in der Eichenau-Halle mit der Heizungserneuerung. Der Sanitär- und Heizungsinstallateur erhofft sich während der fünftägigen Messe neue Aufträge. "Aber erst für das kommende Jahr, in diesem Jahr kann ich keine Aufträge mehr annehmen", sagt er. Derzeit geht er von drei Monaten Vorlauf aus, ob es nun der Austausch eines Heizkessels ist oder ein Badumbau oder gar die Installation in einem Neubau. Ähnlich äußern sich andere Handwerker, die Messe hat für sie eine gewisse Nachhaltigkeit. Vergrößert worden ist zu dieser FFB-Schau die Halle der Maisacher Betriebe, und Ulrich Feicht als Vorsitzender des Maisacher Gewerbeverbandes hofft, dass sich das auch lohnt. Er selbst hat einen großen Stand für sein Möbelhaus aufgebaut, auf dem er Küchen und Essplätze ausstellt. Daneben findet sich der Biergarten der Maisacher Brauerei, der die Besucher "etwas länger in der Halle halten soll", so Feicht.

Und auch in der Olchinger Halle gleich am Haupteingang soll ein Biergarten der Olchinger Braumanufaktur die Besucher anlocken, damit sie sich stärken können für den Gang über die FFB-Schau.

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Quelle:
SZ vom 11.10.2018
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