Süddeutsche Zeitung

Rauchverbot in Fürstenfeldbruck:Knallharte Konkurrenz

In Fürstenfeldbruck sucht das Landratsamt nicht in Eigeninitiative nach Rauchern in Lokalen. Der Grund: Dort hetzen sich die Wirte gegenseitig die Kontrolleure auf den Hals.

Gerhard Eisenkolb

Offenbar halten sich nicht alle Gastwirte im Landkreis an das seit Sonntag geltende absolute Rauchverbot. Dem für die Einhaltung des Gesetzes im Landkreis zuständigen Landratsamt lagen bis Mittwochnachmittag drei Beschwerden wegen angeblicher Verstöße in Gaststätten vor.

Auffällig ist, dass es sich laut Cornelia Kempf, der stellvertretenden Pressesprecherin der Kreisbehörde, ausschließlich um Wirte handelt, die ihren Kollegen mit Anzeigen die Kontrolleure auf den Hals hetzen. Laut Kempf muss das Landratsamt allen Hinweisen nachgehen. Deshalb werden in die drei Lokale in Fürstenfeldbruck und Germering, in denen noch geraucht werden soll, Außendienstmitarbeiter geschickt.

Sollte dort tatsächlich gequalmt werden, müssen die Wirte nicht gleich mit harten Strafen rechnen. Verstöße können als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße zwischen fünf und 1000 Euro geahndet werden. Das Landratsamt will die Angelegenheit moderat angehen und die jeweiligen Umstände mitbewerten. Dass Wirte Konkurrenten denunzieren ist laut Kempf kein Brucker Spezifikum. In Eigeninitiative suchte die Behörde bisher noch keine Raucher in Lokalen.

In München hat es bislang noch keine Anzeigen durch andere Wirte gegeben, teilte das Kreisverwaltungsreferat (KVR) mit. Doch auch hier haben seit Sonntag mehrere Kneipen eine Anzeige kassiert. "266 Lokale haben wir kontrolliert, davon waren 16 verqualmt", sagt Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle.

Der Verstoß hat Konsequenzen: Wenn die Inspektoren Raucher in den Kneipen erwischen, droht den Wirten ein Bußgeld zwischen fünf und 1000 Euro. Blume-Beyerle meint, dass die volle Kontrolle des Rauchverbots nicht durch die Verwaltung erfolgen muss: "In der Vollzugsempfehlung wird auf soziale Kontrolle gesetzt." Mehr als Stichproben würden die 20 Inspektoren in 8000 Kneipen auch nicht schaffen.

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Quelle:
SZ vom 05.08.2010
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