Süddeutsche Zeitung

Puchheim:Weiter Weg zum Radschnellweg

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Wegen Verzögerungen beim Bahnausbau wird es wohl vor 2030 nichts mit der kreuzungsfreien Verbindung nach München

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Sache mit dem Radschnellweg dürfte vor allem im Puchheimer Bereich kompliziert werden. Für eine separate Trasse ist kein Platz und am Bahnhofsvorplatz im Norden kreuzen Autos, Busse und Schulkinder den Weg. Ein Ausweichen auf die Südseite der Gleise verwarf Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) als zu aufwendig. Weil der Bahnausbau auf sich warten lässt, dürfte in den nächsten zehn Jahren letztlich auch mit dem Radweg nicht viel vorwärtsgehen.

Der Radverkehrsbeauftragte des Landkreises präsentierte am Dienstag Zwischenergebnisse aus der Machbarkeitsstudie im Ausschuss für Stadtentwicklung. Untersucht wird der Abschnitt zwischen Fürstenfeldbruck und der östlichen Stadtgrenze von Puchheim. Der Verlauf der "Vorzugstrasse" sei "nahezu festgelegt", aber wegen des Bahnausbaus auch noch nicht "in Stein gemeißelt", sagte Sebastian Klaß. Gleichzeitig lasse die Stadt München den Abschnitt von der Landkreisgrenze bis zum Altstadtring untersuchen. Zielgruppe für eine solche Trasse sind Berufspendler. Etwa 2000 Radler müssen es pro Tag sein, damit das Projekt in den Genuss staatlicher Förderung in Höhe von 75 Prozent kommt. Mit einem klassischen Rad- oder Wanderweg habe das nichts zu tun, betonte Klaß. Fahrradfahrer sollen vielmehr schnell fahren können auf einer Strecke möglichst ohne Kreuzungen.

Der Radschnellweg soll beim Schulzentrum am Tulpenfeld in Bruck beginnen, durch Wohngebiete in Emmering führen, dann zur Bahnlinie nach Süden abbiegen und an den Gleisen entlang bis Eichenau führen. Dort würde die Trasse am Bahndamm verlaufen oder einen Umweg nach Norden um ein künftiges Gewerbegebiet herum machen. Anschließend geht es entlang der Roggensteiner Straße nach Puchheim, dort über den Bahnhofsvorplatz und den anschließenden Bahnweg zum Aubinger Weg zur Stadt- und Landkreisgrenze. Diese Straße könnte man als Fahrradstraße umwidmen, sagte Klaß. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Jean-Marie Leone wandte ein, dass der Aubinger Weg für Autofahrer wichtig sei. Mit einer Umwidmung würde man "enormen Widerstand produzieren", andere Verkehrsteilnehmer hätten auch Rechte, weswegen eine "faire Lösung" gefunden werden müsse. Leone wäre deshalb wie Max Keil (UBP) eine Trasse auf der Südseite der Bahn lieber. Damit ließe sich auch der Knotenpunkt am Bahnhofsvorplatz umgehen. Thorsten Heil (CSU) prognostizierte dort einen Unfallschwerpunkt, wenn sich am Morgen die Wege von Berufspendlern und Schülern kreuzen.

Die Variante auf der Südseite in Puchheim war ursprünglich erwogen, dann aber verworfen worden. "Notwendig wären zwei Überführungen, noch dazu bis über die Oberleitung der Bahn", wandte der Bürgermeister ein. Denn auf Münchner Flur müsste der Radweg wieder auf der Nordseite verlaufen. Keil rechnet mit einer Realisierung möglicherweise erst 2040. Früher werde es mit dem Bahnausbau wohl nichts, unkte er. Und Seidl stichelte, es klinge wie eine Drohung, wenn es heiße, die Bahn sei an der Planung beteiligt. Tatsächlich muss in Puchheim alles umgebaut werden, um ein drittes Gleis zu verlegen und Platz für eine vierten Strang freizuhalten. Dazu soll der Bahnhof barrierefrei umgebaut werden, samt neuem Außenbahnsteig im Norden.

Der Radverkehrsbeauftragte schätzt, dass der Bahnausbau 2028 bis 2030 erfolgt. "Es ist nicht sinnvoll, den Radschnellweg vorher zu bauen", betonte Klaß. Allerdings könnte man mit dem Erwerb von Grundstücken beginnen. Der Bürgermeister berichtete, dass die Kommune sich schon damit beschäftige.

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Quelle:
SZ vom 10.06.2021
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