Süddeutsche Zeitung

Puchheimer Zentrum:Die Lochhauser Straße soll schöner werden

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Der Stadtrat möchte eine Einkaufsmeile schaffen, die Begeisterung dafür hält sich in Grenzen. Entscheidend wird sein, ob genügend Grundeigentümer, Hausbesitzer und die Geschäftsleute mitziehen.

Von Peter Bierl, Puchheim

Auch der zweite Anlauf der Puchheimer Kommunalpolitiker, die Lochhauser Straße als Einkaufsmeile aufzuhübschen, könnte schwierig werden. Bislang gingen nur zwei Anträge ein, um kleinere Maßnahmen bezuschussen zu lassen. Im Fördertopf sind 85 000 Euro aus dem Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm. Der Stadtrat ist uneins über das Tempo und die Vorgaben, und hat kaum direkten Einfluss, weil der Kommune bloß die Straße und die Gehsteige gehören. Ob die Haus- und Grundeigentümer und Geschäftsleute mitziehen, muss sich erst noch zeigen.

Dabei versucht es die Stadt auf die sanfte Tour. Eine Satzung wird zwar erlassen werden, aber die schreibt lediglich den Umfang des Sanierungsgebiets vor, das Gebiet direkt an der Straße plus den Bahnhofsvorplatz. Zentral ist ein Gestaltungskonzept, das lediglich Empfehlungen enthalten soll und demnächst fertig wird.

Zu dessen Elementen, die Christoph Knauf, zuständig für Stadtentwicklung und Mobilität im Rathaus, am Dienstag im Ausschuss für städtisches Bauen vorstellte, gehören mehr und bessere Abstellplätze für Fahrräder, Sitzgelegenheiten, eine neue Beleuchtung und Gestaltung. Schon da wird es schwierig, weil die Kommune den Ladenbesitzern nicht vorschreiben kann, wie sie ihre Schaufenster dekorieren. Gerne hätten die Stadträte im Außenbereich eine einheitliche Gestaltung, etwa von Markisen und Schirmen. Das sei "ein Spannungsfeld", räumte Knauf ein. Wenn alle die gleichen Markisen wählen würden, könnte es steril wirken, macht jeder was er will, wird es zu bunt, warnte Michaela von Hagen (FW). Ein Kompromiss wäre, nur einfarbige Markisen auszufahren, meinte sie.

Dass bislang nur zwei Förderanträge eingereicht wurden, wundert den dritten Bürgermeister, Thomas Hofschuster (CSU), nicht. Denn ohne Rahmenplan wüsste ja keiner, was gewünscht werde. "Man möbliert die Wohnung erst, wenn sie gebaut ist." Er drängte auf eine zügige Behandlung des Gestaltungskonzepts im Stadtrat. Das Grundstück der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft (WEP) könnte als "Leuchtturm" für die Umgestaltung dienen, meinte Hofschuster. Die Planer haben für das Areal an der Lochhauser Straße 15, das lange als wilder Parkplatz diente, einen "Pocket-Park" vorgesehen, eine provisorische Anlage also. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) warnte indes davor, das WEP-Grundstück als "Melkkuh" misszuverstehen, "für alles, was sonst nicht geht". Auf Dauer könnte dort kein Park entstehen, vorgesehen sind Wohnungen und im Erdgeschoss eine allgemeine Nutzung.

Jean Marie Leone rügt seine Kollegen: Es würde schon wieder alles zerredet

Jean Marie Leone (SPD) wirkte genervt und rügte, es würde schon wieder alles zerredet. Der Bürgermeister wies darauf hin, dass die Kommune letztlich wenig Möglichkeiten hat, weil sie nicht Grundbesitzer ist. Abgesehen vom Bahnhofsvorplatz sind bloß die Gehsteige und die Straßenflächen und ein paar kleine, meist dreieckige Flächen, die allenfalls für Sitzgelegenheiten ausreichen, in städtischer Hand.

Entscheidend wird sein, ob genügend Grundeigentümer und Hausbesitzer mitziehen, dazu die Geschäftsleute. Daran scheiterte vor etlichen Jahren der erste Anlauf. 2004 hatte die Kommune den sogenannten Meister-Plan, benannt nach dem gleichnamigen Architekten favorisiert, der einen kompletten Umbau der Straße vorsah, ein Parkmittelstreifen sollte installiert werden. Verwirklicht wurde bloß das Teilstück jenseits der Bahngleise in der Allinger Straße. Der Widerstand aus der Bevölkerung wurde von Teilen der CSU sowie den Freien Wählern aufgenommen, der ADFC sorgte sich um die Verkehrssicherheit. Vier Jahre später gab der Stadtrat auf.

Eine Untersuchung kommt 2017 zu dem Ergebnis: Dort will niemand lange verweilen

Im Herbst 2017 stellte Joachim Vossen, Leiter des Instituts für Stadt- und Regionalmanagement und Professor für Geografie an der Münchner Ludwigs-Maximilians-Universität, der Lochhauser Straße ein vernichtendes Zeugnis aus: zu viele Büros und Arztpraxen in bester Lage, zu kleine Läden mit wenig Verkaufsfläche, ein schlechter Branchenmix, die Schaufenster entweder schlecht dekoriert oder versteckt hinter Hecken und Autos. Dort wolle niemand lange verweilen. Als Einkaufsmeile sei das Zentrum nur "bedingt attraktiv".

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