Süddeutsche Zeitung

Literatur:Bayerns beste Buchhandlung liegt in Puchheim

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Für ihr Engagement im kulturellen Leben wird Nicola Bräunling mit ihrem Laden von der bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet. Vor allem nach dem letzten Jahr ist das für sie eine besonders wichtige Anerkennung.

Von Florian J. Haamann, Puchheim

Eine Buchhandlung für jedermann, ein Ort, an dem sich jeder wohlfühlt, stöbert und schließlich das passende für sich findet. Das möchte Nicola Bräunling mit ihrem Laden in Puchheim bieten. Einen Ort, der mehr ist, als "nur" ein Buchverkaufsladen, der Teil der kulturellen Öffentlichkeit dieser so multikulturellen Stadt ist, der mit Veranstaltungen das Leben mitgestaltet. Das gelingt der gebürtigen Hamburgerin nun seit 14 Jahren auf hervorragende, ausgezeichnete Weise. Dafür verleiht ihr das bayerische Kunst- und Wissenschaftsministerium nun den Preis "Bayerns Buchhandlung des Jahres 2021".

Dass sie den Preis nach diesem schwierigen Pandemiejahr erhält, freut sie noch einmal ein bisschen mehr. "Nach solchen eineinhalb Jahren ist man sowieso dünnhäutiger und emotionaler. Und natürlich ist dieser Preis sehr groß, der ist schon sehr weit oben. Das ist schon großes Kino für uns", sagt Bräunling. Der Buchhandlungspreis wird erst seit 2015 verliehen, jeweils nur an eine Buchhandlung in Bayern, Bräunling ist erst die fünfte Preisträgerin.

Zu den ersten Gratulanten gehört am Mittwochvormittag Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl: "Nicola Bräunling gelingt es mit ihrer Buchhandlung das Miteinander in der Stadt über eine bunte Vielfalt von Aktionen zu stärken. Das ist ein Glücksfall für Puchheim. Wir freuen uns mit ihr über die verdiente Auszeichnung." Und auch Staatsminister Bernd Siebler würdigt in einer Pressemitteilung seines Ministeriums ihre Arbeit. "Ich freue mich sehr, dass dieses Jahr die Auszeichnung "Bayerns Buchhandlung des Jahres" an die Buchhandlung Bräunling in Puchheim geht. Nicola Bräuling hat mit ihrer Buchhandlung einen wahren Kulturort in der Stadt Puchheim geschaffen".

Mit dem Preis sollen vor allem die Aktivitäten der Buchhandlung gewürdigt werden. Und davon hat Bräunling auch in der Lockdown-Zeit einige auf die Beine gestellt. Ihr persönlicher Höhepunkt sei die Vorstellung des Puchheimer Kochbuchs "Komm in meine Küche - Eine deutsche Kleinstadt - 21 Nationen" gewesen, in dem Puchheimer aus verschiedenen Ländern persönliche Rezepte vorstellen. Außerdem hat Autor Volker Keidel sein neues Buch in einem Livestream vorgestellt und es gab eine Backshow-Lesung mit Martin Schönleben.

Aber es gab nicht nur Literatur, auch ein offenes Singen "Singsang" hat Bräunling im Oktober organisiert, als Outdoorveranstaltung im Hinterhof. Und auch wenn sie bisher in diesem Jahr noch nichts organisieren konnte, ist doch einiges in Planung, unter anderem eine Lesung in der evangelische Kirche und ein Auftritt von Autor Hasnain Kazim im Puchheimer Kulturzentrum. Im Laden selbst will sie aus Platzgründen in diesem Jahr allerdings auf Veranstaltungen verzichten.

"Man hatte das Gefühl, alle wollen, dass wir es schaffen und durchkommen"

Zu ihrer Buchhandlung ist Nicola Bräunling relativ spät gekommen. Als gelernte Industriekauffrau hat sie lange im Marketing gearbeitet, "Dann bin ich in die Arbeitslosigkeit gerutscht. In dieser Zeit habe ich entschieden, dass ich gerne Buchhändlerin werden würde." Also hat sie sich mit 35 Jahren einen Job in einem Buchladen gesucht, um das Handwerk zu lernen. Nach ein paar Jahren fühlt sie sich dann bereit für den nächsten Schritt. Puchheim hält Bräunling, die in Pasing lebt, für den richtigen Ort, weil es dort damals nur eine kleine Buchhandlung gab. Dass die Entscheidung genau richtig war, zeigt nun auch die Auszeichnung. Bereits 2017 und 2020 hat sie den Deutschen Buchhandlungspreis gewonnen, mit dem jährlich 100 Inhabergeführte Buchläden in Deutschland ausgezeichnet werden.

Durch die Pandemie ist sie mit einem "blauen Auge" gekommen - dank Lieferservice, Abholstation und vielen, vielen treuen Kunden. "Im Endeffekt ist alles gut, wir kommen zurecht. Wir haben es geschafft, ohne Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken zu müssen. Aber es war schon ein brutaler Kraftakt, alle haben sich reingehängt ohne Ende. Wahrscheinlich war es unser Glück, dass wir in einer kleinen Stadt wie Puchheim sind. Wir haben sehr viel Unterstützung erfahren, man hatte das Gefühl, alle wollen, dass wir es schaffen und durchkommen", erzählt Bräunling. Das Preisgeld von 7500 Euro soll deshalb teilweise in eine große Feier gemeinsam mit den Puchheimerin fließen. Aber erst nach der offiziellen Preisverleihung am Montag, 25. Oktober, im Kulturzentrum Puc.

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SZ vom 05.08.2021
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