Süddeutsche Zeitung

Pläne im Landkreis:Hochwasserschutz nur gemeinsam

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Ingenieure präsentieren ein Gesamtkonzept für Alling, Eichenau, Gröbenzell, Olching und Puchheim. Dämme, Retentionsflächen, Bypässe und Mauern sollen das Wasser bremsen und den Abfluss regulieren

Von Peter Bierl, Olching

Ein System aus sechs Rückhaltebecken, zwei Dämmen an der Bundesstraße 2 sowie an der Bahnlinie südöstlich von Puchheim sowie niedrige Mauern in den Ortschaften könnten das Hochwasser so regulieren, dass die Bevölkerung im Osten des Landkreises geschützt ist. Die Gesamtkosten würden sich auf etwa 38 Millionen Euro belaufen. Die betroffenen Kommunen werden einen Zweckverband gründen, um die Aufgabe zu stemmen. Der Eichenauer Bürgermeister Peter Münster (FDP) geht davon aus, dass es sieben bis zehn Jahre dauern wird, das Projekt zu verwirklichen. Entscheidend wird sein, die Bauern zu gewinnen, die ihren Grund für die Rückhaltung zur Verfügung stellen müssen.

Das Hochwasser vom Juni 2013 hatte verheerende Folgen für viele Einwohner, deren Häuser überflutet wurden. Dennoch war die Aufregung groß, als die Behörden reagierten. In Gröbenzell standen etwa zwei Drittel der Wohnhäuser in vorläufig gesicherten neuen Überschwemmungsgebieten, die das Landratsamt Anfang 2015 anzeigte. Ein Jahr später wies das Wasserwirtschaftsamt neue Überschwemmungsgebiete aus, gemäß einer EU-Richtlinie, die Auflagen hätten vor allem Neubauten betroffen. Daraufhin formierte sich eine Arbeitsgemeinschaft aus Alling, Eichenau, Gröbenzell, Olching und Puchheim, die 2017 beschloss, ein gemeinsames Konzept für den Schutz an Ascher-, Gröben- und Starzelbach ausarbeiten zu lassen

Am Dienstag stellten die Ingenieure Heiko Nöll von der CDM Smith Consult GmbH und Thorsten Schüürmann von der Arnold Consult AG das Ergebnis ihrer Untersuchungen in einer Pressekonferenz beim Amperverband vor, der die Koordination übernommen hatte. Die Planungsbüros haben Flächennutzungspläne, Angaben über Gebäude sowie das hundertjährige Hochwasser ausgewertet, vor Ort die Lage begutachtet und mehrere Varianten geprüft. Dabei stellte sich heraus, dass mitten in den Orten hohe Mauern gebaut werden müssen, wenn man darauf verzichtet, die Wassermassen vorher zu drosseln.

Die Variante, die die Ingenieure favorisieren, sieht vor, dass das Wasser durch ein System aus Dämmen mit Retentionsflächen gebremst und teilweise umgeleitet wird. Insgesamt könnten sie 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser bremsen. Zwei Rückhaltebecken sollen am Starzelbach bei Alling entstehen, das größere kurz vor dem Dorf mit einer Kapazität von 250 000 Kubikmetern. Der Damm müsste maximal drei Meter hoch und 900 Meter lang werden. Von dort würde ein Teil der Wassermassen in einem Bypass um das Dorf herum geleitet und entlang der B 2 durch einen Damm ein zweites Mal auf einer Fläche von 50 Hektar zurückgehalten und unter der Straße hindurchgeleitet werden. Ein Teil müsste abgezweigt und durch eine neue Verbindung in den Gröbenbach umgeleitet werden.

Vor Eichenau sollen drei Rückhalteflächen an Zuflüssen verhindern, dass der Starzelbach vollläuft, und südlich von Puchheim-Ort ein Rückhaltebecken den Gröbenbach entlasten. Südöstlich von Puchheim würde ein überfluteter Gröbenbach ein weiteres Mal an der Bahnlinie gestaut. Der Bahndamm darf nicht genutzt werden, notwendig wäre ein eigener Damm, während an der B 2 schon ein leicht erhöhter landwirtschaftlicher Weg parallel zur Straße genüge, wie die Ingenieure erklärten. Außerdem müssen in Alling innerorts am Starzelbach Mauern errichtet werden, die etwa einen Kilometer lang wären. Mitten in Gröbenzell entstünden zwei Mauern links und rechts des Gröbenbachs, die zwischen einem halben und einem Meter hoch und etwa 1,9 Kilometer lang wären.

Interkommunale Kooperation ist unabdingbar. Denn die Retentionsfläche bei Puchheim-Ort läge auf Germeringer, die Fläche am Bahndamm auf Münchner Flur. Olching profitiert von den Maßnahmen an den Oberläufen der Bäche, muss aber auf eigener Flur wenig tun, während Alling am Oberlauf des Starzelbachs die Hauptlast zu schultern hätte. Um die Lasten gerecht zu verteilen, werden die Kommunen wohl einen Zweckverband gründen, wie der Allinger Bürgermeister Stefan Joachimsthaler (CSU) am Dienstag erklärte.

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SZ vom 20.10.2021
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