Süddeutsche Zeitung

Forderung nach Zebrastreifen:Debatte über Verkehrssicherheit

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In Olching wird nach dem Unfall mit zwei Elfjährigen überlegt, ob der Übergang umgestaltet werden kann.

Von Karl-Wilhelm Götte , Olching

Nachdem am vergangenen Montagabend zwei elfjährige Kinder in der Olchinger Feursstraße, Ecke Ferdinandstraße, nach dem Busausstieg beim Überqueren der Straße von einem Auto erfasst und schwer verletzt wurden, gibt es nun eine Debatte um die Verkehrssicherheit am Unfallort. Bürgermeister Andreas Magg (SPD) hat das städtische Ordnungsamt sofort beauftragt, notwendige Sicherungsmaßnahmen zu eruieren. Ingrid Jaschke, Fraktionssprecherin der Grünen im Stadtrat, fordert eine Bedarfsampel oder einen Zebrastreifen an dieser Stelle. Ewald Zachmann (Freie Wähler Olching) beantragt beide Maßnahmen alternativ im Stadtrat. Die Polizei hält eine sogenannte Querungshilfe für die beste Lösung, doch die könnte an der Breite der Straße scheitern.

"Die Unfallstelle ist kein Unfallschwerpunkt", sagt Olchings Polizeipressesprecher Hermann Mitterer, "bisher ist dort auch nichts passiert." Ursache des Unfalls sei gewesen, dass die Kinder leider nicht auf den Verkehr geachtet hätten. Mitterer versteht natürlich die Anliegen der kommunalen Vertreter. Doch zum Beispiel für einen Zebrastreifen gibt es Anforderungen, die sich vor Ort kaum erfüllen lassen. So dürfen Zebrastreifen entsprechend den "Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerübergängen" - kurz: R-FGÜ aus dem Jahre 2001 - nur installiert werden, wenn in geschlossenen Ortschaften Tempo 50 gilt. Da an der Unfallstelle montags bis freitags Tempo 30 vorgeschrieben ist, ist das ein Ausschlusskriterium. Zudem spielt die Verkehrsfrequenz als weitere Vorgabe der R-RFÜ eine Rolle. Die Untergrenze zur Einrichtung eines Zebrastreifens liegt bei 50 Fußgängern pro Stunde und bei 200 bis 300 Kraftfahrzeugen, die dort in der gleichen Stunde vorbeifahren müssen. Mit der Zahl der Autos könnte das klappen, aber ob die erforderliche Fußgängerzahl erreicht wird, scheint fraglich.

Auch bei der Einrichtung einer Bedarfsampel spielt die Fußgängerfrequenz eine wichtige Rolle. Hier sind ebenfalls 50 Querungen pro Stunde notwendig. "Wir lassen gerade zählen", teilt Christian Richter, der Leiter des Olchinger Ordnungsamtes, mit. Richter hält auch bei einer Frequenz unter 50 erst einmal die Installation einer Probeampel, vergleichbar einer Baustellenampel, für möglich. Das müsse man jedoch mit der Aufsichtsbehörde beim Brucker Landratsamt abklären. Eine Querungshilfe mit einer "Warteinsel" in der Mitte der Fahrbahn wäre für Richter das "Optimum", doch das würde die Breite der Straße nicht hergeben. "Bei einer Mittelinsel bekommen wir Probleme mit dem Busverkehr", so der Chef des Ordnungsamtes. Eine bauliche Verbreiterung der Straße an dieser Stelle würde wohl auch den Erwerb von privaten Grundstücken notwendig machen, was wiederum schwierig wäre.

"Es ist erschreckend, dass nach wie vor erst schwere Unfälle passieren müssen, um Veränderungen anzustoßen", gibt Fraktionsvorsitzende Ingrid Jaschke zu bedenken und fährt fort: "Solange Haltestellen nicht mit der gebotenen Sicherheit erreichbar sind, werden vor allem die schwächsten Verkehrsteilnehmerinnen wie Kinder und betagte Menschen besonders gefährdet. Das muss umgehend beendet werden". Die Grünen fordern zu einer Bedarfsampel auch Tempo 30 ohne zeitliche Begrenzung "an solch exponierten Stellen". Für FWO-Stadtrat Ewald Zachmann, der in der Nähe wohnt, steht fest: "Diese Gefahrenquelle muss schleunigst entschärft werden." Zumal auch ältere Nutzer der Buslinien von davon ständig betroffen wären.

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