Süddeutsche Zeitung

Olching:Gemeinde zahlt Architektenhonorar nicht aus

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Wirbel in Olching: Die Sanierung einer Turnhalle kostet 300.000 Euro mehr als erwartet. Der Gemeinderat ist verägert - und weigert sich, das Honorar zu zahlen.

Karl-Wilhelm Götte

Beim Geld hört der Spaß auf. Die Olchinger Kommunalpolitiker hatten bereits im August geschluckt, als sie für die energetische Sanierung der Turnhalle im Ortsteil Graßlfing Mehrkosten in Höhe von etwa 175.000 Euro bewilligen mussten. Baumängel, die erst während der Sanierung sichtbar wurden, waren für die Teuerung verantwortlich.

Der Gröbenzeller Architekt Robert Winzinger hatte die Gemeinderäte damals schon darauf vorbereitet, dass es noch teurer werden könnte. Er rechnete mit weiteren rund 80.000 Euro. Jetzt musste der Finanzausschuss sogar 300.000 Euro bewilligen, was die Gemeinderatsvertreter so verärgerte, dass sie die noch ausstehenden Honorarzahlungen an den Architekten erst einmal auf Eis legten. Der Architekt wehrt sich und schiebt der Verwaltung den Schwarzen Peter zu. Unterstützt wird er dabei von CSU-Fraktionschef Tomas Bauer.

Besonders die Kostensteigerung um zusätzliche 300.000 Euro brachte die Gemeinderäte und den Bürgermeister in Rage. Natürlich habe man jetzt eine noch schönere, bessere und sicherere Halle, "aber die Informations- und Überwachungspflicht lag ganz klar beim Architekten", bekräftigte Bürgermeister Andreas Magg (SPD) im Gespräch mit der SZ. "Dafür hatten wir ihn ja beauftragt." Für Magg war nicht nachvollziehbar, wie eine derartige Kostensteigerung innerhalb von drei Wochen - von Mitte August bis zum Bauende - passieren konnte.

Die Sanierung der Turnhalle in Graßlfing sollte für die Gemeinde Olching eigentlich zu einem guten Geschäft werden. Alles war prima eingefädelt worden: 1,2 Millionen Euro betrugen die vor Baubeginn veranschlagten Kosten. Davon wollte sich die Gemeinde rund eine Million Euro über das Konjunkturpaket II der Bundesregierung zurückholen. Jetzt haben sich die Baukosten der inzwischen fertig gestellten Halle auf 1,8 Millionen Euro hochgeschraubt, und die Gemeinde muss statt 200.000 fast 800.000 Euro selbst aufbringen.

Karl Schwojer (CSU) nahm das in der Ausschusssitzung zum Anlass, den Kommunalen Prüfungsverband einzuschalten. Der soll prüfen, ob Architekt Winzinger schadenersatzpflichtig ist. "Die Kosten hätten vor Bauende bereits genannt werden müssen", bemängelte Schwojer. Die Prüfung der Schadenersatzpflicht unterstützte der Finanzausschuss einstimmig. Ebenso einstimmig bewilligte das Gremium auch die Mehrkosten von 300.000 Euro, weil die Handwerker für ihre erbrachten Leistungen bezahlt werden müssten.

CSU-Fraktionschef Bauer setzte am Montag einen anderen Akzent als sein Parteikollege Schwojer. Er nahm die Verwaltung und Magg aufs Korn: "Die Unterlagen beweisen, dass jedes zusätzliche Gewerk sauber aufgelistet der Gemeinde vorgelegt wurde. Pflicht der Verwaltung und des Bürgermeisters wäre es gewesen, das Bauvorhaben und den Architekten zu kontrollieren. Das war offensichtlich nicht der Fall." Bauer stützt damit Winzingers Argumentation.

Der Architekt begründete die plötzliche Kostensteigerung damit, dass das Gebäude wider Erwarten nicht dem vorgeschriebenen Stand der Technik entsprochen hatte und deshalb "erheblich instandsetzungsbedürftig" gewesen war. Die ständig neu aufgetretenen Mängel hätten unbedingt behoben werden müssen, um den rechtlichen Vorgaben zu entsprechen. "Es gab ganz erhebliche Sicherheitsmängel", erklärte Winzinger im Gespräch mit der SZ. So hätte das 35 Meter lange Brüstungsgeländer auf der Empore ausgetauscht werden müssen.

"Die Zusatzkosten hätten niemanden überraschen können", betonte der Architekt, der erstmals für die Gemeinde Olching tätig war. Er habe das Bauamt darüber informiert und die Maßnahmen seien mit der Verwaltung abgestimmt gewesen. Für die schlechte hausinterne Kommunikation könne er nichts, sagte Winzinger. Das besänftigte den Finanzausschuss jedoch keineswegs. Er weigerte sich, das ausstehende Honorar Winzingers zu bezahlen, ehe die Angelegenheit geklärt ist.

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Quelle:
SZ vom 16.11.2010
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