Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Götz will Disput mit Raff beilegen

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Designierter Oberbürgermeister bietet seinem Vorgänger ein persönliches Gespräch über dessen umstrittene E-Mail an, um so die Basis zu schaffen für eine reibungslose Amtsübergabe.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Christian Götz (BBV), der am Sonntag die Oberbürgermeister-Stichwahl in Fürstenfeldbruck gegen Andreas Lohde (CSU) gewonnen hat, wird in der Stadtratssitzung am 23. Mai vereidigt und im Anschluss die Amtsgeschäfte im Rathaus übernehmen. Das teilt die Stadtverwaltung mit. Welche Auswirkungen der Führungswechsel im Rathaus auf die Politik hat, ist noch offen. Götz zeigte sich am Montag jedenfalls bereit, mit dem Amtsinhaber Meinungsverschiedenheiten beizulegen: In der vergangenen Woche war eine offenbar an Sportvereinsmitglieder adressierte private E-Mail Raffs publik geworden, in der dieser ausdrücklich davon abgeraten hatte, für Götz zu stimmen. Anhänger der BBV hatten dies bei der Wahlparty im Rathaus mit einem Transparent thematisiert, auf dem sie dem "Privatmann" Raff süffisant für seine "freundliche Wahlunterstützung" dankten. Er sei daran interessiert, so Götz am Montag, diese Sache in einem persönlichen Gespräch vom Tisch zu bekommen. Schließlich gehe es um eine reibungslose Amtsübergabe "und vor allem um die Stadt". Nach der Wahl am Sonntag habe er bereits eine Nachricht des Oberbürgermeisters erhalten, in der es um ein Treffen geht, bei dem die laufenden Projekte der Stadt erörtert werden sollen.

Mit seinen beiden bis 2026 gewählten Stellvertretern sucht Götz eine "professionelle Zusammenarbeit". Dritte Bürgermeisterin Birgitta Klemenz (CSU) gratulierte noch am Wahlabend, und auch mit dem Zweiten Bürgermeister Christian Stangl (Grüne) erwartet Götz keine Probleme auf zwischenmenschlicher Ebene. Noch zu klären ist, wer für den neuen OB in den Stadtrat nachrückt. Laut Liste wären dies der BBV-Vorsitzende Klaus Quinten oder Dieter Pleil, die sich beide aus der aktiven Stadtpolitik zurückziehen wollten. Nummer drei auf der Nachrückerliste ist Elisabeth Lang, die Götz aber am Montag noch nicht persönlich erreichte.

Bei der Wahlparty der BBV am Sonntagabend im Venezia spielte die harte Politik noch keine so große Rolle - dort knallten bei einer ausgelassenen Feier die Korken. In seinem von Unterstützern mit Blumenzweigen reichlich geschmückten Lastenrad hatte Götz den Fahrradkorso vom Rathaus zu dem Restaurant an der Amperbrücke angeführt und sich dort vor etwa 100 Gästen - darunter auch die bei den Freien Wählern engagierte Familie Droth und ÖDP-Stadträtin Alexa Zierl - für die Unterstützung im Wahlkampf bedankt. Ein im besten Sinne "irre gutes Team" habe ihm monatelang den Rücken freigehalten.

An der weiterhin sehr niedrigen Wahlbeteiligung, die im Vergleich zum ersten Wahlgang sogar noch von 43 auf gut 41 Prozent gesunken war, konnte das nichts ändern. So sank beispielsweise im Stadtteilzentrum West der Anteil der persönlich abgegebenen Stimmen - also ohne Berücksichtigung der Briefwähler - von 22,3 auf knapp 19 Prozent. Damit besuchte dort am Sonntag nur einer von fünf Wahlberechtigten ein Wahllokal. Während Christian Götz mit 6867 Stimmen im Vergleich zum ersten Wahlgang (3962) immerhin deutlich zulegte, erhielt CSU-Mitbewerber Andreas Lode mit 4309 Stimmen lediglich gut 400 Stimmen mehr als zwei Wochen zuvor - als im ersten Durchgang noch sechs Bewerber an den Start gegangen waren.

Für den 53 Jahre alten Biologen Christian Götz ist es der Höhepunkt seiner bisherigen politischen Karriere. 2014 zog er in den Stadtrat ein, von 2017 bis 2020 war er Zweiter Bürgermeister und damit Stellvertreter des Amtsinhabers Erich Raff (CSU), seit 2020 ist er Fraktionsvorsitzender der Brucker Bürgervereinigung und wurde gezielt als OB-Kandidat aufgebaut. Die BBV stellt mit zehn Politikerinnen und Politikern die zweitstärkste Stadtratsfraktion hinter der CSU mit zwölf. Es folgen die Grünen (sechs), die Freien Wähler (vier), die SPD (drei) und die ÖDP (zwei). Je einen Sitz haben FDP und Die Partei sowie der parteifreie Adrian Best.

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