Süddeutsche Zeitung

Neuer Vorstand:Die Zukunft der Tierfreunde ist gesichert

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Andrea Mittermeir von den "Katzentatzen" übernimmt die Führung des Maisacher Vereins, der vor dem Aus stand. Auch sie will künftig die ehrenamtliche Arbeit mit hauptamtlichen Kräften ergänzen

Von Heike A. Batzer, Maisach

Der Fortbestand der "Tierfreunde Brucker Land" und der von ihnen betriebenen Kleintierauffangstation im Maisacher Ortsteil Überacker ist gesichert. Der Verein hat seit Mittwochabend eine neue Führung. Andrea Mittermeir, Vorsitzende des Vereins "Katzentatzen", ist jetzt auch Vorsitzende der Tierfreunde. Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU) gab sich erleichtert: "Diese Einrichtung ist notwendig für die Fundtiere in der Gemeinde und auch im Landkreis. Es ist ein schöner Moment, dass es weitergeht."

Seidl hatte die Turbulenzen des vergangenen Jahres miterlebt und versucht, an einer Lösung mitzuwirken. Zunächst hatte sich keine Nachfolge für die Leitung der Tierfreunde finden wollen. Der bisherige Vorstand kandidierte nicht mehr, auch deshalb, weil seiner Auffassung zufolge Tierschutzarbeit mit Ehrenamtlichen allein kaum mehr zu stemmen ist. Die Einstellung einer hauptamtlichen Kraft scheiterte jedoch unter anderem an der fehlenden Bereitschaft der Kommunen, die Tierschutzarbeit finanziell zu unterstützen. Dabei sind Städte und Gemeinden für die Entgegennahme und Versorgung von Fundtieren zuständig. In der Folge kündigten die Tierfreunde Brucker Land den Pachtvertrag über das Gelände des ehemaligen Wasserhauses für Mitte 2019 und nahmen keine Tiere mehr auf.

Im Vorjahr seien nur noch "Notfälle" versorgt worden, teilte die bisherige Vorsitzende Daniela Tillhon - besser bekannt unter ihrem früheren Namen Daniela Ender - bei der Mitgliederversammlung mit. Die übrigen Tiere konnten alle vermittelt werden. 2018 lebten 221 Tiere in der Auffangstation, Anfang 2019 waren es nur noch 58. Am Ende blieben nur zwei Katzen übrig, die bislang noch kein neues Zuhause fanden. Tillhon richtete ausdrücklichen Dank an ihre Eltern, Heidi und Peter Minderlein, und drückte sie anschließend fest an sich. Heidi Minderlein war fast zwölf Jahre lang Vorsitzende des Vereins und habe "jede Minute dort verbracht" und auch manch ein krankes oder behindertes Tier bei sich zu Hause aufgenommen, erzählte ihre Tochter. Peter Minderlein war Schatzmeister.

Der Verein hat derzeit 68 000 Euro auf dem Konto und 335 Mitglieder, aktiv in die Tierschutzarbeit bringt sich freilich nur ein kleiner Teil ein. 34 Mitglieder kamen zur Versammlung, darunter jene neuen Mitglieder, die den Verein fortführen wollten. Andrea Mittermeir, 48 und beruflich Teamassistentin in Teilzeit, stellte sich als "tierschutzerfahren" vor, sie steht dem in Moorenweis registrierten Verein "Katzentatzen" vor, der sich hauptsächlich um die Kastration von Katzen kümmert. Auch Maike Neuer, die neue Schatzmeisterin der Tierfreunde, und Birgit Eggers-Spängler (Schriftführerin) brachte sie von den "Katzentatzen" mit. Nicht alle Anwesenden waren mit dem neuen Team einverstanden, bei der Wahl jeder der drei Frauen gab es fünf bis sechs Enthaltungen. Kassenprüfer bleibt Hinrich Rieken.

Andrea Mittermeir, die neue Vorsitzende, hatte für die ehemalige Vereinsführung Blumen und Bier dabei und kündigte sogleich an, dass die Auffangstation erhalten bleibe und ein neuer Pachtvertrag mit der Gemeinde Maisach geschlossen werde. Man wolle "ein bisschen anders arbeiten" als bisher, sagte sie noch und konkretisierte das später im Gespräch mit der SZ.

Demnach soll die Auffangstation hergerichtet und weiterhin für die Aufnahme von Katzen und Kleintieren genutzt werden. Hunde dürfen nicht aufgenommen werden. Auch an der Frage hauptamtlicher Mitarbeiter will Mittermeir festhalten. Sie habe bereits die Zusage einer Stiftung, die eine Halbtagskraft in den ersten drei Monaten bezahlen würde. Auch dafür, die hohen Stromkosten für zunächst ein Jahr zu übernehmen, habe sich bereits jemand gefunden, sagte Mittermeir, die sich selbst als "gute Netzwerkerin" bezeichnet.

Eine Fusion mit dem Verein "Katzentatzen" sei nicht geplant, antwortete sie auf Nachfrage eines Mitglieds. Allerdings wolle man intensiver zusammenarbeiten. Es soll mehr "Vor-Ort-Termine" geben wie "Tage der offenen Tür" oder "Thementage". Auch wolle man mehr Aufklärung in Sachen Tierschutz leisten, möglicherweise auch eine Jugendgruppe gründen.

Die Gemeinde Maisach will das Grundstück, auf dem die Auffangstation eingerichtet ist, weiterhin kostenfrei zur Verfügung stellen. Bürgermeister Seidl forderte, dass es künftig doch einen "Einwohner-Bonus", also eine von der Zahl der Einwohner abhängige Förderung der Kommunen für das Tierheim geben müsse. Bezahlt wurden die Tierschützer bislang nur für Fundtiere, die sie auch als solche bei der Kommune gemeldet hatten. Das hatten die Tierfreunde Brucker Land in der Vergangenheit allerdings nicht bei allen Tieren getan. Deshalb hätten die Kommunen gar nicht gewusst, wie viele Fundtiere es gebe, sagte Seidl der SZ. Tatsache sei, dass es immer mehr würden.

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Quelle:
SZ vom 17.05.2019
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