Süddeutsche Zeitung

MRT:Durch die Luft

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Radiologie-Praxis in Olching bekommt neues Diagnosegerät

Von Katharina Knaut, Olching

"Die Praxis ist heute aufgrund von Wartungsarbeiten geschlossen", lautet die nüchterne Botschaft an der Tür der Radiologie Oberbayern West in Olching. Tatsächlich aber verbirgt sich hinter diesen unauffälligen Worten ein Schauspiel, wie es Olching nicht oft erlebt: Ein etwa fünfeinhalb Tonnen schwerer Magnetresonanztomograf (MRT) im Wert eines Hauses, das über dem Bordstein schwebt, befestigt an einem Kran, der das riesige Gebilde Zentimeter für Zentimeter an der Hauswand emporzieht. Es ist der spektakuläre Höhepunkt einer Geschichte, die Mitte März ihren Anfang nahm, als das alte MRT der Praxis überraschend nicht mehr funktionierte. Ein Fehler, der selten, aber manchmal eben doch auftritt, erklärt der Praxisarzt Andreas Forster. Für die Radiologie bedeutete das erst einmal Stillstand. Zum Glück seien die Partner in Germering und Fürstenfeldbruck sofort eingesprungen, erklärt Praxismanagerin Andrea Kleinert. "Alle haben Dienste verschoben um die Termine aufzufangen." In Olching begann man inzwischen mit der Planung zur Ersetzung des MRT, ein Prozess, der normalerweise ein halbes Jahr in Anspruch nimmt. Kleinert, Forster und ihr Team schafften es in acht Wochen.

Bereits bevor der Kernspin seinen großen Schwebeauftritt in der Öffentlichkeit bekommt, ist das Schauspiel im Inneren des Gebäudes in vollem Gange. Etwa ein halbes Dutzend Bauarbeiter in blauen T-Shirts und mit Helmen auf dem Kopf eilen geschäftig durch die Räume, schleppen Kisten und Geräte. Der Boden des leer geräumten MRT-Raumes ist bedeckt mit Platten. Zwei riesige Rohre ragen in das Zimmer hinein und an der Wand, die zur Straße hinausgeht, klafft ein rechteckiges Loch an der Stelle, an der einmal ein Fenster gewesen war. Hier soll das Gerät hinein gehoben werden. Vor dieser Luke wurde eine Plattform errichtet, getragen von einem Gerüst.

Die Hauptstraße ist ohnehin eine einzige Baustelle. Absperrungen auf der einen Seite, wo ein Bagger die Fahrbahn in einen riesigen Graben verwandelt: Der zweite Abschnitt des Fernwärmeausbaus ist in vollem Gang. Für die Autofahrer, die in Schlangenlinien um die Hindernisse kurven, nicht unbedingt eine Freude. Dann ist es soweit: Die Arbeiter befestigen vier Haken am oberen Ende des Geräts. Ein Zeichen an den Kranführer, und schon beginnt sich das Gebilde in die Lüfte zu erheben. Es steigt immer höher, bis es schließlich den zweiten Stock erreicht. Langsam, Zentimeter für Zentimeter, senkt sich das Gerät wieder, nimmt Kurs auf die eigens errichtete Plattform. Dort wird es von den Arbeitern in Empfang genommen, ein paar letzte Justierungen werden vorgenommen, dann steht das MRT-Gerät sicher und wohlbehalten auf festem Grund. Am 1. Juni kann es voraussichtlich in Betrieb genommen werden.

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Quelle:
SZ vom 16.05.2019
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