Süddeutsche Zeitung

Mitten in Olching:Mit Lasern gegen Geister

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Gibt es eine Alternative zum Silvesterfeuerwerk? Ein neuer Vorschlag liegt auf dem Tisch

Kolumne von Katharina Knaut

Habt Acht, ihr bösen Geister und Dämonen! Bleibt fern von dieser Welt, in der euch nichts erwartet außer Explosionen und Feinstaub! Mit dieser Botschaft sollen Silvesterfeuerwerke traditionell helfen, böse Wesen am Jahreswechsel zu vertreiben. Nach mehreren Hundert Jahren blitzender Explosionen müsste aber mittlerweile auch der letzte gehörnte Unhold begriffen haben, dass ihm von den Feuerwerken wohl kaum eine Gefahr droht.

Im Kampf gegen das Böse ist also Modernisierung angesagt. Die Stadt Olching macht dahingehend nun den ersten Schritt. Statt des zentralen Silvesterfeuerwerks, das der Stadtrat unter großem Protest ablehnte, schlug Bürgermeister Andreas Magg im Ferienausschuss nun eine zentrale Lasershow vor. Bei dieser Form der Geistervertreibung erhält die Stadt sogar geistliche Unterstützung: Der Pfarrer würde die Kirchenfassade von Sankt Peter und Paul am Nöscherplatz als Kulisse für die Laserdarbietung bereitstellen.

Da man mit der Dämonenbekämpfung aber spätestens seit der Industrialisierung nicht mehr bei den Bürgern punkten kann, wählte Magg für seinen Vorschlag rationalere Argumente: Die zentrale Veranstaltung halte Bürger vielleicht von einem privaten Feuerwerk ab. Eine Lasershow verursache keinen Müll, keinen Lärm und auch keinen Feinstaub. Die Anwesenheit von Feuerwehrkräften sei voraussichtlich ebenfalls nicht nötig. Auch verzichte man auf das Anbieten von Essen und Getränken. Damit ist der Vorschlag auch ein Friedensangebot Maggs an seine Kollegen im Stadtrat, die sich gar so sehr über die Idee eines zentralen Silvesterfeuerwerks echauffieren konnten.

Ob sich diese moderne Version der Geistervertreibung durchsetzt, wird sich nach der Sommerpause zeigen, dann diskutiert der Stadtrat. Die Nachbarn aus Gröbenzell hielten von dieser neuartigen Idee nichts - sie lehnten eine zentrale Lasershow ab. Bleibt nur noch die Frage, ob sich die bösen Geister von diesem Vertreibungsversuch im "Krieg der Sterne"-Stil genauso beeindrucken lassen wie von den herkömmlichen Böllern. So ganz ohne Lärm und Feinstaubbelastung.

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Quelle:
SZ vom 22.08.2019
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