Süddeutsche Zeitung

Mitten in Fürstenfeldbruck:Millionäre wohnen anderswo

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Richtig reiche Leute gibt es im Landkreis schon, aber nicht besonders viele. Dafür eine Gemeinsamkeit mit der Bundeshauptstadt

Glosse von Stefan Salger

Der Landkreis Fürstenfeldbruck ist bezaubernd, auch wenn er nicht mit einem Schloss Neuschwanstein, einem Alpenkamm oder einem Starnberger See aufwarten kann. Dafür hat er eine ehemalige Zisterzienserabtei zu bieten, ein Ampermoos und eine schöne Brauerei, in der Luitpold Prinz von Bayern bisweilen nach dem Rechten schaut. Bedenklich nur, dass der Geldadel einen so weiten Bogen um den gesegneten Landkreis macht.

Hier geht es nicht um Millionärsbashing und auch nicht um eine Neiddebatte. Hier geht es um Fakten, die sich untermauern lassen mit Zahlen des ehrwürdigen und über alle Zweifel erhabenen Bayerischen Landesamts für Statistik. Dessen unbestechliche Tabellen lassen sich so interpretieren, dass im Landkreis Fürstenfeldbruck arme Schlucker ihr Dasein fristen. Na ja, nicht ganz so schlimm. Aber hier leben nur 75 Einkommensmillionäre, das sind mickrige 3,4 pro 10 000 Einwohner. Gut, es könnte noch schlimmer sein. So wie in Altötting, das zwar von vielen Pilgern angesteuert wird, deren Taschen aber offenbar leer sind: 2,2 Einkommensmillionäre pro 10 000 Bewohner. Fast schon mitleiderregend.

Ein Blick in südliche Richtung hilft beim Einordnen. Dort ist ein Konkurrent beim schnöden Mammon Lichtjahre enteilt: Das Landesamt kommt nach Auswertung der bayernweiten Lohn- und Einkommensteuerzahlen zur Erkenntnis, dass 2017, dem letzten Erhebungsjahr, "die höchste Dichte an Einkommensmillionären im Landkreis Starnberg mit 20,4 Millionären je 10 000 Einwohner zu verzeichnen war". Na bitte: gelobtes Land in Starnberg, arme Sünder in Altötting, und die rote Laterne in Sichtweite Fürstenfeldbrucks.

"Wir sind zwar arm, aber trotzdem sexy", sagte einst Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit. Das kann auch der Landkreis Fürstenfeldbruck für sich reklamieren. Nichts gegen Starnberg. Aber viel lieber ist man doch mit der Bundeshauptstadt auf Augenhöhe. Und überhaupt: Pucher Meer klingt Millionen Mal besser als Starnberger See.

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SZ vom 06.08.2021
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