Süddeutsche Zeitung

Maisach:Schwimmen im Zeitfenster

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Wegen des Lockdowns rechnet die Gemeinde Maisach mit einem späteren Saisonstart im Freibad. Die Distanzregeln bleiben gleich

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Nur noch wenige Wochen, dann würde das Freibad Maisach eigentlich wieder in die Saison starten. Doch es wird wohl so kommen, wie im vergangenen Jahr. Einen regulären Starttermin wird es auch diesmal nicht geben. "Wir wären vorbereitet", sagt Hans Peter Eberlein, der geschäftsleitende Beamte der Gemeinde. Doch wegen des Lockdowns bleibt das Bad geschlossen. Mitte Juni, meint Eberlein, würde wieder geschwommen und geplanscht werden können. Die Gemeinde, die das Freibad in Eigenregie betreibt und für die Renovierung viel Geld in die Hand genommen hätte, wird wegen der verkürzten Saison ein noch größeres Defizit einfahren, als es sonst schon besteht. Denn die vergleichsweise niedrigen Eintrittspreise decken nicht die Unkosten. Das geht aus der nun im Gemeinderat vorgelegten Abrechnung der Badesaison 2020 hervor.

Bäder sind für alle Kommunen wie Sparbüchsen, zu denen es keinen Schlüssel gibt. Es rentiert sich wirtschaftlich nicht. Im Corona-Jahr 2020 hat die Gemeinde Maisach mit dem Freibadbetrieb ein Defizit von mehr als 317 000 Euro gemacht. Fast 84 000 Euro mehr als im Jahr zuvor. Es fehlten mehr als 100 000 Euro an Einnahmen. Kosten verursacht hat auch Corona direkt, weil extra desinfiziert werden musste, ein Sicherheitsdienst beschäftigt wurde und die Kosten für ein Programm für den kontrollierten Einlass bezahlt werden musste.

Das Programm für die "Zeit-Slots", also der Aufenthaltszeitraum für Besucher, ermöglicht ein Online-Ticket, das vier Stunden gilt. Ein Morgen-Slot von zehn bis 14 Uhr und ein Nachmittags-Slot von 15.30 bis 19.30 Uhr sollen den Besuch sicherer machen. 200 Badegäste je Zeitfenster sind erlaubt. Nach jedem Zeitfenster wird das Bad geschlossen und alle Anlagen werden gereinigt und desinfiziert.

Die Gemeinde hat sich im vergangenen Jahr entschlossen, den Eintrittspreis von vier auf drei Euro zu senken, und diesen Preis beizubehalten, hat nun auch der Gemeinderat beschlossen. Mit seinem Vorstoß, den Eintritt für Kinder zwischen sechs und 14 Jahren auf 1,50 Euro zu halbieren, hatte Grünen-Gemeinderat Patrick Götz keinen Erfolg. Er zog seinen Antrag zurück, nachdem ihm Freibadreferent Christian Kemether (CSU), Geschäftsleiter Eberlein und auch Bürgermeister Hans Seidl (CSU) erläutert hatten, dass es technisch nicht möglich sei, das Kassensystem zu ändern. Der Eintrittspreis für Erwachsene und Kinder und Jugendliche müsse einheitlich sein, "da ansonsten die Besucherzahl nicht sinnvoll begrenzt werden kann", heißt es in der Verwaltungsvorlage für den Gemeinderat.

Ein Sicherheitsdienst, den die Gemeinde beauftragt hatte, um die Abstandsregeln durchzusetzen, wurde nach nicht einmal vier Wochen wieder abbestellt, weil er sich wegen des disziplinierten Verhaltens der Badegäste als unnötig erwiesen hatte.

Nicht möglich war es auch, zu den beiden Angestellten einen weiteren Rettungsschwimmer einzustellen. Mehrmals sei die Stelle ausgeschrieben gewesen, so Eberlein. Wegen der Corona-Beschränkungen sei es auch nicht möglich, jemanden auszubilden, sagt Eberlein. Die Konsequenz: das Bad kann nur an sechs von sieben Tagen öffnen, Montag ist Ruhetag. Das wiederum bedeutet weitere Einnahmeverluste und ein höheres Defizit.

Zugestimmt haben die Gemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung aber auch dem Antrag der Verwaltung, auf die Pachtzahlungen des Kioskbetreibers ein weiteres Mal zu verzichten. Das wären 4000 Euro Einnahmen gewesen. Ebenfalls Zustimmung fand, dass die Wassertemperatur bei 24 Grad Celsius bleibt. Bad-Referent Christian Kemether begrüßte das und wies darauf hin, dass es nicht nur darum gehe, "zu planschen und Spaß zu haben", sondern dass Schwimmen für viele Badegäste einen gesundheitlichen Effekt habe. Deshalb solle der Betrieb des Freibades Maisach auch nicht weiter eingeschränkt werden.

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SZ vom 23.04.2021
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