Süddeutsche Zeitung

Olching:Tagesgalerie am Bach

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Beim Olchinger Kunstspaziergang nutzen die Besucher die Möglichkeit, mit Künstlern ins Gespräch zu kommen.

Von Mona Philipp, Olching

Die Stadt ist in rot-oranges Abendlicht getaucht. Der Kirchturm ragt in den Himmel, umrahmt von schlichten Einfamilienhäusern, die verstreut um die Kirche stehen. Einzelne Bäume bringen einen grünen Farbton mit ins Bild. Den Kontrast zu den warmen, sonnigen Farben bildet ein See unterhalb des Wohngebietes. Die Spieglung und unterschiedliche Blautöne hauchen dem Gewässer Leben ein. Das Gemälde trägt den Titel "Olching um 1910". Im gegenwärtigen Olching betrachtet eine Frau dieses Werk von Helmut Eichmüller. Sie ist bei dem schönen Wetter den schmalen Weg am Mühlbach entlang geradelt und von der Kunstaustellung abgelenkt worden.

"Die Leute bleiben aus ganz unterschiedlichen Gründen stehen", berichtet Gerlinde Altenbuchner. "Manche wegen der Farben, andere wegen der Künstler." Altenbuchner selbst ist vor 15 Jahren durch einen Freund, den sie in der Schweiz besuchte, zur Malerei gekommen. Seither holt sie sich ihre Inspiration bei Urlaubsreisen. Beispielsweise Zypern. Zwei Leinwände stehen nebeneinander an ein Gartentor gelehnt. Auf beiden sind Pflanzen zu sehen, deren Grüntöne miteinander harmonieren. Landschaftsgemälde sind Altenbuchners Vorliebe.

Christina Greil hingegen reizt die Abwechslung. Ihre Maltechniken reichen von der Arbeit mit Seidenpapier bis zur Spachteltechnik. Sie deutet auf eine abstrakte Landschaftsmalerei. "Das ist in diesem Jahr entstanden", sagt sie. "Ich mag es, meine Fantasien und Träume in Farbe umzusetzen. Ich möchte Lebensfreude vermitteln." Lebensfreude als Farbe? Für Greil gestaltet sich dies durch eine bunte Mischung an Grün-, Gelb-, Blau- und Orangetönen, die ineinander laufen. Erst bei näherem Hinsehen, erkennt man den Teich, den Greil als Ursprungsmotiv genutzt und später entfremdet hat.

Es ist die Vielfältigkeit der elf Künstler, die den kleinen Spaziergang über die Mühlbachbrücke Richtung Volksplatz interessant macht. Ein paar Meter weiter präsentiert Elisabeth Leonard unter anderem ihre Werke der Cyanotypie. Bei diesem fotografischen Verfahren braucht Leonard aufgrund der hohen Lichtempfindlichkeit der verwendeten Lösungen mehrere Anläufe, bis es ihr gelingt, dass sich die feinen Konturen der Blätter vom tiefblauen Hintergrund abheben.

Direkt neben denen von Leonard stehen die Leinwände von Jörg Löffler. Auf einer ist ein Holzboot zu sehen, das auf dem offenen Gewässer umhertreibt. Das Bild ist in dunklen Tönen gehalten. Um das Boot leuchtet das Wasser in grellem Grün und Gelb. Für manch' einen mag es mystisch und bedrohlich wirken, für den anderen strahlt es wohlmöglich einen träumerischen Frieden aus. Löffler wählt bewusst keinen Titel und keine Erklärungstafeln für seine Bilder. So könne jeder seiner eigenen Interpretation freien Lauf lassen, sagt er.

Die Idee zum Kunstspaziergangs hatte Brigitta Grüters, ebenfalls Künstlerin. Da coronabedingt keine Kunstaustellungen stattfinden konnten, kam sie auf die Idee die Ausstellung unter offenem Himmel stattfinden zu lassen. So konnten nun am Sonntag Passanten erneut sowohl die Vielfalt der Gemälde bestaunen als auch in ein Gespräch mit den Künstlerinnen und Künstlern treten.

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