Süddeutsche Zeitung

Konzert bei der Festwoche:Barfuß in Maisach

Lesezeit: 2 min

Fast 2000 Besucher kommen ins Festzelt, um Stefan Dettl und La Brass Banda live zu erleben. Die ansteckende Fröhlichkeit der Band springt sofort über

Von Jana Erthel, Maisach

Das Publikum hat den Moment schon sehnlichst erwartet. Da kommen sie, wie immer barfuß. Die Band La Brass Banda betritt die Bühne. Das rhythmische Zusammenwirken des Schlagzeugs und der Blasinstrumente geht sofort ins Ohr. Fast 2000 Besucher sind gekommen, um die Künstler im Rahmen der Maisacher Festwoche spielen zu sehen. Als der Bass einsetzt, verschmelzen sie zu einer vibrierenden Menge, unter deren Last der Holzboden im Festzelt schon gleich zu beben beginnt.

Die Band eröffnet das Konzert mit ihrem dem im Jahr 2013 veröffentlichten Song "Tecno": Frontsänger Stefan Dettl und seine Kollegen springen im Takt der Musik, ihre etwas längeren Haare fliegen wild durch ihre Gesichter. Vier von ihnen spielen Blasinstrumente, wobei Stefan Huber seine musikalischen Fähigkeiten auf der Tuba zum Besten gibt. Sie tragen bayerischen Lässig-Look: legere T-Shirts zu traditionellen Lederhosen.

Obwohl Dettl sehr schnell und in bayerischem Dialekt singt, erweist sich das Publikum als durchaus textsicher. Grinsend entschuldigt sich der Musiker bei den Fans, denn Hochdeutsch könne er nicht sprechen. Dass es bei ihrer Musik viel mehr darum geht, sie zu spüren als zu verstehen, zeige auch die Erfahrungen ihrer jüngsten Reise nach Südamerika. In einer Pause berichtet Dettl vom Auftritt in einem brasilianischen Club. Ihre Blasmusik habe eine 87-jährige Anwohnerin mitten in der Nacht veranlasst, den Club zu besuchen und trotz ihres hohen Alters begeistert mit zu tanzen.

Egal, ob in Brasilien oder Maisach: Wo La Brass Banda auftreten, da herrscht gute Stimmung. Die Band überzeuge vor allem durch ihre ansteckende Fröhlichkeit, bestätigt Sebastian Peters aus Olching. Sie eigne sich deshalb auch so gut zum Tanzen. Zusammen mit Sebastian Rohrmüller, der die Tickets von seiner Tante geschenkt bekommen hatte, besucht der 18-Jährige das Konzert. Der moderne Sound der Band mache Blasmusik auch für junge Leute attraktiv und verkörpere das bayerische Lebensgefühl in seiner Leichtigkeit, sagt Peters.

Denn Stefan Dettl und Kollegen zeichnen sich vor allem durch ihre offene und unkonventionelle Art aus. Der Frontmann animiert das noch etwas zaghaft mitsingende Publikum, aus sich herauszugehen: "Wenn ihr einen falschen Ton singt, ist uns das wurscht, das passiert uns andauernd". Die Musik liege versteckt in den Tiefen des Menschen und wolle rausgelassen werden, erklärt der 36-Jährige seinen Fans. Und das gelinge eben nur durch energisches Singen. Dettl versucht die Zuschauer in die Performance zu integrieren. Nachdem er den Refrain eines Liedes mit ihnen durchgegangen ist, übernehmen sie anschließend seinen Part lauthals. Beim gemeinsamen Luftgitarrespielen entdeckt der Frontmann sogar das ein oder andere ungeahnte Talent im Publikum. Die Stimmung ist auf ihrem Höhepunkt: Finger streichen über die Seiten der imaginären E-Gitarre, der Kopf wird vor- und zurückgeworfen.

Hier im Festzelt stieße die Band auf genau die Leute, die sie für ein gelungenes Konzert brauche, berichten zwei Frauen mittleren Alters. Eine von ihnen outet sich als großer Fan und hat die Band bereits im Münchner Olympiastadion auftreten sehen. Ihrer Meinung nach passen La Brass Banda mit ihrer modernen Blasmusik jedoch viel besser in ein Festzelt als in ein weitläufiges Stadion. Denn die Musikgruppe lebe von der Interaktion mit dem Publikum, welche im kleinen Kreis viel besser umsetzbar sei. Deshalb habe sie sich auch besonders über die Bierzelttour der Band gefreut und umgehend Tickets erworben.

Im Vergleich zu den hinteren Reihen, wo Sebastian Peters als auch die beiden Freundinnen das Konzert verfolgen, ist der Ansturm auf einen der Stehplätze vor dem Bühnenbereich enorm. Jeder will einen Blick auf die bekannte Band erhaschen, die trotz ihres Erfolgs bodenständig geblieben zu sein scheint. La Brass Banda sei wohl gerade deshalb eine so volksnahe und sympathische Gruppe, vermutet Sebastian Peters.

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Quelle:
SZ vom 26.08.2017
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