Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl:CSU setzt auf Kammerl

Lesezeit: 2 min

Gröbenzeller Ortsverband kürt den Bürgermeister-Kandidaten

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

"Ruhige Wohngebiete mit hoher Lebensqualität und ein lebendiges, attraktives Zentrum für Jung und Alt!" Mit dieser Devise geht der frisch gekürte Bürgermeisterkandidat der CSU, Anton Kammerl, in den Wahlkampf. Der 59-jährige Gemeinderat und Vorsitzende des Sportclubs Gröbenzell, der vor einer Woche bei einer nichtöffentlichen Mitgliederversammlung mit 89 Prozent der Stimmen gekürt wurde, will vor allem auf Soziales setzen: die Infrastruktur für Familien, Senioren und die Jugend stärken, Bildungseinrichtungen "kräftig fördern" sowie möglichst viele reine Wohngebiete erhalten.

Wie er nun bei einer Pressekonferenz mitteilte, möchte er zudem "durch qualifizierte Personalpolitik für ein besseres Klima in der Verwaltung sorgen und dadurch die seit Jahren stattfindende, überdurchschnittliche Fluktuation, den dramatischen Verlust von Mitarbeitern stoppen." Tatsächlich haben in den letzten Jahren etliche Mitarbeiter das Rathaus verlassen, etwa Bauamtsleiter Günther Pauly. "Bei mir wären die Hierarchien flacher", sagte Kammerl im Hinterzimmer des Wirtshauses, in dem die Pressekonferenz mit mehreren Vorstandsmitgliedern stattfand. "Er ist immer einer, der mit den anderen tolerant und wertschätzend umgeht", befand die Fraktionsvorsitzende Brigitte Böttger. Und Ilse Huttenloher, Geschäftsführerin und FU-Vorsitzende bescheinigte ihm Fähigkeiten als guter Zuhörer.

Laut Vorsitzendem Andreas Keefer war Kammerl als einziger Kandidat ins Rennen gegangen, er erhielt 35 Ja- und vier Nein-Stimmen, drei waren ungültig. Im Vorfeld habe man sich in mehreren Sitzungen auf einen Kandidaten geeinigt. Auf die Frage, weshalb die Wahl diesmal nichtöffentlich war, erklärte sein Stellvertreter, Gemeinderat Thomas Eichler, dass eine Mehrheit dafür gestimmt habe. "Es geht auch darum, dass man sich aussprechen kann."

"Ich bin ja der Rebell", sagte Kammerl über sich selbst. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er in dem Moment nicht nur an den Rathausneubau dachte, den er als zu überdimensioniert ablehnt. Sondern auch an sein generelles Verhältnis zur CSU. Als es um den Erhalt der ehemaligen Bahnhofswirtschaft "Hexe" ging, stimmte er als einziger seiner Fraktion dafür. Der "streitbare Katholik", wie Kammerl sich selbst beschreibt, trat mit 17 Jahren der Jungen Union bei und wurde 1984 deren Vorsitzender - Eichler unterlag damals mit zwei Stimmen. Zwei Jahre später verließ Kammerl die JU aber "wegen Wackersdorf". Für die Unabhängige Wählergemeinschaft UWG, dem Bündnis, dem der jetzige Bürgermeister Martin Schäfer angehört, saß Kammerl von 1996 bis 2002 schon einmal im Gemeinderat. Als er 2016 als Nachrücker in den Gemeinderat zurückkehrte, war er parteifrei. Wieder zur CSU kam er im Vorjahr, als Beisitzer ist er auch Vorstandsmitglied. "Die CSU hat mir immer wieder bewiesen, dass sie über ihren Schatten springen kann", kommentierte er seine Vita.

"Ich finde, Anton Kammerl ist der geeignete Kandidat, weil er Jung und Alt verbindet", sagte die stellvertretende Ortsvorsitzende Bettina Betz. Damit spielte sie darauf an, dass dieser Jugendreferent und seine im Nachbarhaus lebende Mutter immer noch Beisitzerin bei der CSU ist. Überdies hat Kammerl zwei erwachsene Kinder und einen Enkel im Alter von acht Jahren.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4639294
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 14.10.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.