Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl 2020 in Fürstenfeldbruck:Christoph Maier will Landrat werden

Lesezeit: 2 min

Der SPD-Kandidat gibt sich selbstbewusst. Er will sich für Klimaschutz und bezahlbare Wohnungen einsetzen

Von Heike A. Batzer, Germering

Christoph Maier will Landrat von Fürstenfeldbruck werden und den Landkreis "zu einem besseren, solidarischeren Ort machen". Das sagt er bei der Nominierungsversammlung am Donnerstagabend im Germeringer Roßstall-Theater. Die Sozialdemokraten würdigen seine einstündige, mit vielen kraftvollen Ankündigungen gespickte Rede mit einem Wahlergebnis von 96,4 Prozent. 54 von 56 Delegierten votieren dafür, dass der promovierte Rechtsanwalt, der nächste Woche 50 Jahre alt wird, den langjährigen Amtsinhaber von der CSU, Thomas Karmasin, bei den Kommunalwahlen im März herausfordern soll.

Ein paar Delegierte bedienen sich nach der Rede der kleinen Papierfähnchen mit SPD-Logo, die auf den Tischen stehen, und schwenken sie als äußeres Zeichen ihrer Zustimmung begeistert durch die Luft. Prominente Parteikollegen aus dem Landkreis geben verbales Geleit. Peter Falk zum Beispiel, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, der Maier für "seine Gründlichkeit und klaren sozialen Wertvorstellungen" lobt; Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl, der zu einer "starken Bewerbungsrede" gratuliert, und Andreas Magg, Bürgermeister von Olching, der die kommunalpolitische Erfahrung des Kandidaten - Maier gehörte zehn Jahre lang, bis 2010, dem damaligen Gemeinderat Puchheim an - und seine berufliche Kompetenz würdigt. Maier ist Gründungsgesellschafter einer Rechtsanwalts-Partnerschaft, Lehrbeauftragter für Bau- und Architektenrecht an der Technischen Hochschule Rosenheim und mit Vorträgen zu den Themen bezahlbares Wohnen und Klimaschutz unterwegs.

Auch Maiers Selbstbewusstsein habe ihm gefallen, sagt Magg noch. Das hat Maier zuvor deutlich zum Ausdruck gebracht. Über sich selbst sagt er, er sei "kein Träumer, sondern knallharter Realist" und "ein sozialer Mensch" und verfüge "über viel Empathie". Er sei jemand, der "zuhört, versteht, diskutiert und handelt". Die Chance auf einen Wechsel sei gut, eine Kommunalwahl sei eine "Personenwahl".

Seine Rede ist lang, aber strukturiert. Maier wechselt Erläuterungen und Beispiele mit plakativen Formulierungen ab. Er kritisiert Kinderarmut im reichen Landkreis Fürstenfeldbruck, und dass viele Ältere "nicht den Respekt der Gemeinschaft für ihre Lebensleistung erhalten". Und er schäme sich, dass es im Landkreis einen Ort wie das Ankerzentrum beim Fliegerhorst Fürstenfeldbruck gebe, wo "Menschen zusammengepfercht" leben müssten, "mit Stacheldraht drumrum".

Den amtierenden Landrat Thomas Karmasin geht er mehrmals an. Dieser habe beim Klimaschutz "völlig versagt". Hier gebe es "nur Show-Acts wie ein paar Elektrofahrzeuge". Stattdessen "muss man Bock darauf haben, Dinge zu verändern." Maier nimmt aber auch seine ganze Generation in die Pflicht: "Wir werden unsere Kinder nicht weiter enttäuschen." Für den Klimaschutz will er deshalb mehr Solaranlagen, mehr Windkraft und auch die Geothermie nutzen. Beim öffentlichen Personennahverkehr spricht er sich für ein 365-Euro-Jahresticket und kostenfreie Benutzung für Unter-18-Jährige aus.

Beim Wohnen will Maier mit kommunalem Wohnungsbau bezahlbare Mieten erreichen, die maximal ein Viertel eines Haushaltsnettoeinkommens betragen dürften und nicht die Hälfte wie im Landkreis. 3000 kommunale Wohnungen in sechs Jahren für einen Mietpreis von zehn Euro pro Quadratmeter will er als Landrat auf den Weg bringen. Er betont den Wert der Bildung und an den Schulen speziell die Wichtigkeit der Digitalisierung und Aufarbeitung des Sanierungsstaus.

Als "christlich geprägter Mensch", als den er sich selbst bezeichnet, wird er fast ein wenig pastoral: Jeder Mensch sei einzigartig, Empathie und Mitmenschlichkeit seien "Eckpfeiler des Zusammenlebens" und: "Wir müssen teilen." Er werde "rechten Populisten entschlossen die Stirn bieten", sagt er noch und dass "monarchische Amtszeiten undemokratisch sind". Damit spielt er auf Landrat Karmasin an, der sich vor einer Woche für eine fünfte Amtsperiode nominieren ließ.

Dann gibt es langen Applaus. Nicole Oesterling, die mit Johannes Schreck die neue Juso-Doppelspitze bildet, freut sich, dass Christoph Maier "unsere Sprache spricht und den richtigen Ton trifft". Unter den Zuhörern sitzt auch der Bürgermeister von Oberammergau, Arno Nunn. Kein SPD-Mitglied, sondern parteifrei, wie er selbst sagt. Maier und Nunn lernten sich über Maiers Tätigkeit als Rechtsanwalt kennen. Christoph Maier sei "absolut echt", würdigt Nunn seinen Bekannten in einer kurzen Ansprache. Die Gesellschaft wolle solche Politiker wie ihn, die nicht nur redeten, sondern anpackten und Lösungen umsetzten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4513342
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 06.07.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.