Süddeutsche Zeitung

Kleine Artisten in der Manege:Feuerschlucker, Clown und Katzennummer

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Der Familienzirkus "King" macht Station in Puchheim-Ort. Während der Weihnachtsferien möchten das Ehepaar Kaiser und ihre vier Kinder das Publikum unterhalten. Dafür trainieren alle fleißig - auch die erst 18 Monate alte Louisiana

Auch die kleine Louisiana ist Teil der Zirkusfamilie Kaiser, die in Puchheim-Ort derzeit ihr großes Zelt, den "Circus King", zum Weihnachtszirkus aufgeschlagen hat. Louisiana ist erst 18 Monate alt, aber schon quicklebendig. Vater Artur Kaiser schleudert sie durch seine Beine, dreht sie um 180 Grad und stellt sie in die Manege auf ihre Beine. Louisiana weiß schon längst, was sich als Artistin gehört und breitet charmant die Arme zum Gruß ins Publikum aus. Das kommt erst in drei Stunden herein, aber das Zelt mit den Zuschauerrängen ist schon piekfein hergerichtet.

Louisiana bereitet der Zirkusfamilie um die Eltern Sandy und Artur Kaiser großen Spaß. Weniger Freude bereitet ihnen unter Corona das laufende Geschäft. "Wir haben lange überlegt, ob wir den Weihnachtszirkus in Puchheim wagen sollen", sagt Sandy Kaiser. "Ob sich das bei 2 G oder gar 2-G-plus rechnet." Sie haben es gewagt und ihr großes Festzelt aufgebaut. Jetzt werden sie bis 9. Januar an der Eichenauer Straße in Puchheim-Ort gastieren und täglich um 15.30 Uhr eine zweistündige Vorstellung geben. Freitags, samstags und sonntags gibt es eine zweite Vorstellung um 19.30 Uhr. "Niemand muss frieren", bekräftigt Zirkusdirektor Kaiser sofort. "Wir haben Spezialheizungen angeschafft, die das Zelt auf 22 Grad erwärmen." Es gibt nicht nur ein Zelt. Da ist das Eingangszelt, dann kommen die Besucher ins Foyer-Zelt mit Getränke- und Popcorn-Verkauf. Bistrotische stehen bereit, alles ist weihnachtlich dekoriert.

Für die Auftritte muss viel geprobt werden.

Einsatz in der Manege haben auch Pferde und andere Tiere.

Bis zum 9. November wird der Zirkus jetzt in Puchheim gastieren.

Tausend Sitzplätze hat das Zirkuszelt. Das haben die Kaisers für etwa 65 000 Euro neu angeschafft. "Zurzeit dürfen wir wegen Corona nur etwa 250 Plätze belegen", erklärt Sandy Kaiser. Damit kommt der Zirkus kaum auf die täglichen Kosten. Sie und ihr Ehemann, beide 31 Jahre alt, betreiben den Zirkus, der im Osten bei Chemnitz mal entstanden ist, in der neunten Generation. Artur Kaiser hat ihn vom Vater übernommen. "Was machen wir?", haben sich die Eheleute gefragt: "Aufgeben oder wie weitermachen?" Sie haben sich für eine umfassende kostspielige Modernisierung entschieden. Zusammen haben die Kaisers vier Kinder und 60 Tiere, wie Artur Kaiser schmunzelnd sagt. Alle sind auch in der Manege dabei. Sandy Kaiser lässt sich als "Königin der Lüfte" von ihrem Mann am Vertikalseil hoch unter der Kuppel herumschleudern oder balanciert auf dem Drahtseil. Mit seiner zehnjährigen Tochter Loredana betreibt der Vater Handstandakrobatik. Probe gefällig: Schon ist Loredana mit einem kurzen Schwung oben im einarmigen Handstand auf dem ausgestreckten Arm ihres Vaters.

Auch der fünf Jahre alte Leandro und der zwölfjährige Luigiano sind Teil des Programms. Luigiano tritt auch im Kostüm von "Olaf" auf, einer bekannten Schneemann-Zeichentrickfigur, Liebling der Kinder. Am Ende jeder Vorstellung kommen alle Kinder in die Manege und tanzen mit Olaf und den anderen. Das Programm ist bunt gemischt und knüpft an alte Zirkustraditionen an. Feuerschlucker, Clown und "eine tolle Katzennummer mit einer Dompteurin", sagt Artur Kaiser, "da sind auch zwei Straßenkatzen dabei". Ob die sich dressieren lassen? Wildtiere gibt es nicht, aber draußen warten zehn Pferde und drei Ponys, elf Kamele und neun Rinder in ihren Stall-Zelten auf ihren Auftritt. Am Donnerstag, 23. Dezember, um 15.30 Uhr wird es eine Benefizgala geben, bei dem der Überschuss an die Kinderkrebshilfe gehen soll. In Puchheim sind die Kaisers nach 2019 schon zum zweiten Mal. "Wir werden hier gut unterstützt von der Bevölkerung", sagt Artur Kaiser spürbar beeindruckt.

Für die vier Kinder ist der Zirkus natürlich immer ein riesiger Abenteuerspielplatz, "aber für uns ist es eine anstrengende Sache und wir kommen häufig an unsere Grenzen", sagt Sandy Kaiser. Sie ist Mutter, Artistin und Allround-Organisatorin, pendelt zwischen Kasse, Popcornmaschine, Kostümkammer und Manege. Dazwischen kümmert sie sich um neue Standorte und Termine oder um die Werbung samt Plakatierung. Die zwei schulpflichtigen Kinder müssen am jeweiligen Ort in der Schule untergebracht werden. Manchmal kommt eine Zirkuslehrerin vorbei. Auch der Zirkuswagen muss in Ordnung gehalten werden. Auch wenn alles sehr anstrengend ist, steht für Sandy Kaiser fest: "Ich liebe diesen Beruf."

Die Besucher des Circus King müssen nicht durch Matsch laufen, sondern kommen auf viel Rindenmulch und Sägespänen trockenen Fußes ins Zelt. Dort zeigt die kleine Louisiana noch einen eleganten Purzelbaum und grüßt mit ihren Armen wieder gekonnt in die noch leeren Zuschauerreihen. Auskünfte und Kartenbestellungen für Vorstellungen sind unter Telefon 0152/36 27 49 41 möglich. Erwachsene zahlen von 18 bis 25 Euro, Kinder von 15 bis 22 Euro - mit Ermäßigungskarten weniger. Freikarten vergibt der Zirkus für Kinderheime und ähnliche Einrichtungen auf Nachfrage.

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Quelle:
SZ vom 22.12.2021
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