Süddeutsche Zeitung

Gröbenzell:Mit Mumm

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Manni Maier und Mirella Heidegger möchten mit "Mut Bayern" in den Landtag einziehen. Die neue Partei ist erst vor einem Jahr gegründet worden - von der ehemaligen Grünen Claudia Stamm

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

18 Parteien werden zur Landtagswahl am 14. Oktober auf dem Stimmzettel stehen. "Mut Bayern" wird als die Nummer zwölf aufgeführt sein. Mut ist eine sehr neue und sehr kleine Partei mit nach eigener Aussage 400 Mitgliedern in ganz Bayern. Aber die Zuversicht ihrer Direktkandidaten mit dem Slogan "Es braucht Mut. Hier kommt Mut" ist kaum zu bremsen. "Ich bin optimistisch, dass wir die fünf Prozent schaffen werden", sagt Manni Maier beim Stammtisch von Mut in Gröbenzell. Er träumt sogar von sieben Prozent. Mut wurde um die ehemalige grüne Landtagsabgeordnete Claudia Stamm herum gegründet, die im März 2017 im Streit bei den Grünen ausschied. Deshalb ist auch Maier die Abgrenzung zu den Grünen zur Profilschärfung besonders wichtig.

Das macht Manfred "Manni" Maier, 51, mit viel Verve. Er ist ein Partei-Aktivist, wie er im Buche steht. "Das ist die erste Partei, in der ich mich organisiere", sagt Maier, der in Gröbenzell aufgewachsen ist und zurzeit in Rosenheim wohnt. Der Ingenieur für Energietechnik kandidiert dann auch im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost. Mirella Heidegger, 46, ist Mut-Kandidatin in Füstenfeldbruck-West/Landsberg. "Ich war noch nie politisch aktiv", bekennt die Industriekauffrau. Heidegger arbeitet seit drei Jahren ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe und ist in der Erstaufnahmeeinrichtung in Fürstenfeldbruck tätig. "Ich bin gegen Ankerzentren", lehnt Heidegger nachdrücklich die CSU-Politik ab.

Drei Besucher sind zum Stammtisch gekommen. Sie hören vor allem Manni Maier zu. Er machte sich einst einen Namen als Mitbegründer und Vorsitzender von Sonnenkraft FFB e.V. Das ist mittlerweile 25 Jahre her. Damals wurde er eher ungläubig bestaunt, als er die Energiewende per Sonnenkraft und Solarzellen propagierte und vorhersagte. "Seitdem bin ich mit dem Solarvirus infiziert", sagt der Vater zweier Kinder und zeigt sein linkes Ohr. Im Ohrläppchen trägt er eine kleine Solarzelle als Ohrschmuck. "Die Solarrendite wird kommen, und zwar bald", prophezeite er schon 1996 in einem Zeitungsartikel. Maier, der später als Klimaschutzmanager in Rosenheim arbeitete, sollte Recht behalten. Solarpaneele sind heute auf Tausenden Hausdächern in Bayern zu sehen.

Mut musste in Bayern erst einmal 8200 Unterstützungsunterschriften - in Oberbayern allein 2300 - sammeln, um bei der Landtagswahl antreten zu können. Die Partei setzt auf die noch unentschlossenen Wähler. "Wir sind keine Ökopartei, wir verstehen uns als Programmpartei", sagt Maier und beginnt mit der Abgrenzung zu den Grünen. "Die hätten mit Jamaika CSU-Minister akzeptiert", kritisiert er heftig: "Das ist ein No-Go." Die CSU verdiene weder das C noch das S in ihrem Parteinamen. Maier ist sich sicher: "Die Grünen würden nach der Wahl sofort mit der CSU koalieren." Achtung der Menschenwürde, gesellschaftliche Vielfalt mit der "Gleichstellung unterschiedlichster sexueller Orientierungen und Geschlechtsindentitäten", soziale Gerechtigkeit, lebendige Demokratie und ökologische Nachhaltigkeit sind die Flyer-Schlagworte, mit denen Mut Wähler gewinnen will. Besonders die Asylpolitik der Grünen geht Maier gegen den Strich: "Kretschmann, der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, ist doch der Abschiebeweltmeister." Mut hat erst vor drei Wochen ein Parteiprogramm beschlossen. Es fehlt noch das Personal, um Wählerwerbung umfassend betreiben zu können. Dafür gibt es schon erstaunlich viele bunte Karten und Flyer zu diversen Themen, für die allesamt der Münchner Mut-Kandidat Stephan Lessenich, 53, verantwortlich zeichnet. Den Soziologieprofessor, dessen Buch "Neben uns die Sintflut" offenbar die ideologische Grundlage der Partei ist, führt Mut in einer Doppelspitze mit Claudia Stamm, 47, die um ihren kürzlich verstorbenen Ehemann trauert und erst einmal nicht im Wahlkampf aktiv sein kann.

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Quelle:
SZ vom 25.08.2018
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