Süddeutsche Zeitung

Gröbenzell:Keine Auskunft von der Bahn

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Das Transport­unternehmen verschweigt auch gute Neuigkeiten: Der Bahnhof Gröbenzell erhält einen neuen Aufzug

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Wer auf einen Rollator angewiesen ist oder im Rollstuhl sitzt und in Gröbenzell die S-Bahn benutzen möchte, der schaut seit rund zwei Wochen buchstäblich in die Röhre. Der Aufzug zum Bahnsteig wird nämlich seither durch einen neuen ersetzt. Das ist im Grunde eine sehr erfreuliche Nachricht, wie auch Josef Dittrich, Vorsitzender des örtlichen VdK, betont. Was ihm sowie Horst Hengesbach vom Arbeitskreis Leben ohne Barrieren jedoch ärgerlich stimmt, sind die fehlenden Informationen von der für das Bauprojekt verantwortlichen Bahn.

"Die hätten uns doch wenigstens zwei, drei Tage vorher informieren können", sagt Dittrich, der die Forderung nach einer konkreten Information über Art und Umfang der Baumaßnahme zusammen mit Hengesbach in einem offenen Brief stellt. Demnach haben beide auf eine Anfrage bei der Bahn nur eine "erste, unverbindliche Auskunft" erhalten, der zufolge der alte Aufzug derzeit abgebaut und durch einen neuen ersetzt wird. Auf eine Anfrage der SZ erklärte die Bahn inzwischen, dass die Arbeiten Anfang Dezember beendet sein sollen. Der Aufzug werde "komplett erneuert und auf den neuesten Stand gebracht". Nebst einem Bedauern über die Unannehmlichkeiten für die Fahrgäste in Gröbenzell verspricht die Bahn: "Wir setzen uns mit der Gemeinde in Verbindung und bitten um Verständnis, dass dies urlaubsbedingt leider noch nicht erfolgt ist."

Grundsätzlich begrüßen die Verfasser des offenen Briefs den Austausch sehr. "Da der alte Aufzug mehr als störanfällig war, zum Teil wochenlang ausfiel und als größtes Manko das Handicap hatte, dass oftmals benötigte Ersatzteile zeitaufwendig erst angefertigt und beschafft werden mussten. Es wäre schön, wenn diese ungute Situation künftig vorbei wäre."

Als Alternative für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen empfehlen Dittrich und Hengesbach, während der Bauzeit in Lochhausen oder Olching auszusteigen und von dort mit einem Bus zu fahren (Linien 830 und 832). Der S-Bahnhof in Puchheim sei weniger empfehlenswert. Der Bahnsteig Richtung München sei noch "relativ zumutbar" erreichbar. Der Bahnsteig Richtung Fürstenfeldbruck hingegen könne nur über eine Treppe erreicht werden. "Dass so etwas im Jahre 2020 in einer Stadt wie Puchheim mit über 22 000 Einwohnern noch möglich ist und geduldet wird, ist schlichtweg unfassbar." Seit Jahren kämpften diverse Initiativen und Verbände für den barrierefreien Ausbau des S-Bahnhofs Puchheim sowie den unumgänglichen viergleisigen Ausbau in- nerhalb des S-Bahnbereichs Pasing bis Fürstenfeldbruck, monieren die Verfasser. Die Deutsche Bahn und die bayerische Staatsregierung scheinen ihnen seit Jahren massiv überfordert und unfähig. An jüngere, kräftige Menschen appelliert Dittrich, die Augen offen zu halten und Menschen mit Mobilitätseinschränkung, schwerem Gepäck oder Kinderwagen ihre Hilfe anzubieten.

Die Bahn hat für Fahrgäste übrigens noch zwei Tipps parat: Die App "München Navigator" zeigt per Klick, ob die Aufzüge funktionieren. https://www.s-bahn-muenchen.de/s_muenchen/view/service/mue_nav_app.shtml?dbkanal_007=L01_S01_D044_KIN0057_navi-service-fly-muenavi_LZ01. Zudem gibt es die Mobilitätsservice-Zentrale der DB für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste: https://www.bahn.de/p/view/service/barrierefrei/uebersicht.shtml.

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SZ vom 04.09.2020
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