Süddeutsche Zeitung

Gröbenzell:Auftakt in der Bahnhofstraße

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In Gröbenzells Mitte ist der Grundstein für das erste Gebäude gelegt worden. Es entstehen 18 Mietwohnungen. Damit endet ein halbes Jahrhundert der politischen Diskussion

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

"Die Grundsteinlegung ist für uns immer ein Startschuss, dass es jetzt richtig los geht", freut sich Matthias Ottmann. Der Geschäftsführer der Münchner Baufirma Urban Progress hat an diesem Nachmittag allerdings besonderen Grund zur Freude. Situiert auf Höhe der Abzweigung zur Schubertstraße, ist die über Wochen mit Wasser voll gelaufene Baugrube das erste Projekt des Bebauungsplans Bahnhofstraße-West - nach fast fünf Jahrzehnten politischer Diskussion. Und der Bauherr hat zu diesem besonderen Anlass noch eine gute Nachricht im Gepäck: Die geplanten 18 Wohnungen sollen alle vermietet werden, nicht wie ursprünglich angedacht, teilweise verkauft.

Für Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) war die andauernde Diskussion um die Vereinheitlichung des Baurechts in der Bahnhofstraße 2007 der Auslöser für sein

kommunalpolitisches Engagement, wie er in der pandemiebedingt kleingehaltenen Runde am Boden der Baugrube berichtet. Der finale Gemeinderatsbeschluss zum Bebauungsplan, der in der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl 2020 gefasst wurde, "war ein schöner Abschluss".

Ein Bauherr für das zentral gelegene Grundstück war mit Urban Progress rasch gefunden, die vorbereitenden Arbeiten begannen bereits vor etlichen Monaten und zwischenzeitlich staunten die Gröbenzeller über den See, der da mitten im Ort entstanden war. Zur Grundsteinlegung freilich ist das Wasser weitgehend verschwunden. Versickert auf den umliegenden Flächen, da das umweltfreundlicher ist, als es in den Gröben- oder Ascherbach einzuleiten, wie Gerhard Winkler erläutert. Er ist Projektleiter von der Partnerfirma FVM, mit der Ottmann seit Jahrzehnten kooperiert. In Anspielung an diesen See und das in Gröbenzell traditionell hohe Grundwasser wünscht Schäfer den Verantwortlichen: "Kommen Sie mit dem Wasser zurecht, dass Ihnen das Wasser nicht bis zum Halse steht."

Bereits im kommenden Jahr soll das Wohn- und Geschäftshaus mit Tiefgarage fertig gestellt werden. Es entstehen 18 Wohnungen mit zwei, zweieinhalb und drei Zimmern. Die Vermietung erfolgt laut Ottmann über den Eigentümer, eine Gesellschaft, mit der er bereits seit Jahren zusammenarbeite.

Ottmann berichtet auch von etlichen Anfragen von Gröbenzellern, die sich entweder generell freuten, dass sich in der Bahnhofstraße etwas tue, oder die sich gleich konkret nach einer Wohnung erkundigten, da sie hier wohnen bleiben wollten. Auch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde hebt der Architekt lobend hervor. Und Schäfer weist darauf hin, dass auf der Baustelle viele lokale Firmen arbeiteten.

In Anbetracht des jahrzehntelangen Vorlaufs ist der nun so reibungslose Startschuss in der Bahnhofstraße wohltuender Kontrast. Allein in den letzten zwei Jahrzehnten gab es beinahe 60 Gemeinderatssitzungen zum Thema, 2007 eine Sonderbürgerversammlung, ein Jahr später kam es zu einem Bürgerentscheid, 2009 folgte eine Bürgerwerkstatt und 2010 ein Architekten- Wettbewerb. 2017 allerdings beendete die Gemeinde den Vertrag mit dem Architekturbüro, das den Wettbewerb gewonnen hatte, und beauftragte einen Stadtplaner. Der nun rechtskräftige Bebauungsplan Bahnhofstraße- West sieht für alle Gebäude Flachdächer vor sowie einen mehrere Meter breiten Grünkorridor hinter den Gebäuden entlang der Straße.

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SZ vom 30.11.2021
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