Süddeutsche Zeitung

Germering:Rettung für Dering-Fenster

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Die vom Pfingsthagel zerstörten Scheiben in Sankt Bosco können wohl rekonstruiert werden

Von Andreas Ostermeier, Germering

Das Hagelunwetter am Pfingstmontag hat die Kirche Sankt Johannes Bosco heftig getroffen. Die Eisbrocken zerstörten die Scheiben des Langfensters über dem Westeingang der Kirche - unwiederbringlich, wie es zunächst erschien. Doch mittlerweile gibt es Hoffnung, dass die farbigen Fenster rekonstruiert werden können, die der Eichenauer Künstler Josef Dering in den Fünfzigerjahren geschaffen hat. Ines Berens, Verwaltungsleiterin der Stadtkirche, hatte nach einer ersten Betrachtung des Schadens wenig Hoffnung auf eine Wiederherstellung des Fensters. Sie fürchte, man könne die übrig gebliebenen Scherben nur raushauen, sagte sie unmittelbar nach dem Unwetter.

So schlimm kommt es aber nicht. Im Gegenteil: Berens zeigt sich recht optimistisch, was die Wiedergutmachung des Schadens angeht. Hauptsächlich beigetragen zu diesem Stimmungsumschwung hat die Suche nach Firmen, die das Langfenster wiederherstellen könnten. Eine der Firmen, die Berens gefunden hat, ist die Nachfolgerin des Betriebs, in dem in den Fünfzigerjahren das Fenster von Dering hergestellt worden ist. Die Firma habe wohl noch Unterlagen zu den bunten Scheiben, die Motive der Apokalypse darstellen, erzählt die Verwaltungsleiterin. Auch lässt sich aus dem geborstenen Glas feststellen, wie es seinerzeit gefertigt worden ist. Nun hofft Berens auf eine vollständige Rekonstruktion der zerstörten Scheiben. Drei Firmen hat sie aufgefordert, Angebote für eine Rekonstruktion der beschädigten Scheiben vorzulegen.

Dass eine solche Rekonstruktion gelingen kann, dafür spricht auch, dass es in der Pfarrei Sankt Johannes Bosco sowie möglicherweise bei der Bürgerstiftung für den Landkreis noch Unterlagen zu dem Langfenster gibt. Die Bürgerstiftung verwaltet das künstlerische Erbe von Dering. Im Rathaus von Eichenau befinden sich mehrere Hundert Werke des Künstlers. Auch was das Triptychon, eine Darstellung des dreieinigen Gottes, in der Marienkapelle angeht, dessen mittleres Bild vom Hagel beschädigt worden ist, zeigt sich Berens optimistisch. Es liege ein Farbbild vor, nach dem das mittlere Fenster wiederhergestellt werden könne, sagt die Verwaltungsleiterin. Die drei Fenster zeigen einen Fisch, ein Auge sowie eine Taube, Symbole für Jesus, Gott und den heiligen Geist. Die Fenster sind in Segmente unterteilt, die Scheiben vor allem in den Farben Rot, Blau und Weiß gearbeitet.

Die Kirche Sankt Johannes Bosco ist das erste Gotteshaus, das nach dem Zweiten Weltkrieg in Germering gebaut worden ist. Architekt war Walter Ehm, der im Landkreis wohnte und etliche Gebäude konzipiert hat. Die bunten Glasfenster stammen von Josef Dering. Auch er war an vielen Bauten beteiligt, die in der Nachkriegszeit im Landkreis Fürstenfeldbruck entstanden. Seine Werke sind oft Kunst am Bau gewesen, beispielsweise die Fassade des Germeringer Rathauses mit den Medaillons, die Handwerkszunftzeichen enthalten, oder die Keramikwappen am ehemaligen Rathaus von Unterpfaffenhofen.

Dass Dering Kirchenfenster gestaltete, kam des öfteren vor. So hat der Künstler aus Eichenau die Glaswände in der Fürstenfeldbrucker Pfarrkirche Sankt Bernhard gestaltet - die Kirche steht unter Denkmalschutz. Auch die Fenster von Sankt Cäcilia in Germering sind Werke von Dering - und ebenso das Langfenster auf der Westseite von Sankt Johannes Bosco sowie die Glasfenster in der Marienkapelle der katholischen Kirche.

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Quelle:
SZ vom 27.07.2019
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